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Fußball-Botschafter Horst Kriete: "Große Bereicherung des Lebens"

Nominierung zum Deutschen Fußball-Botschafter 2017

Horst Kriete: "Große Bereicherung des Lebens"

Leistete jahrelang Aufbauarbeit in Südafrika: Horst Kriete.

Leistete jahrelang Aufbauarbeit in Südafrika: Horst Kriete. imago

Angefangen hat alles für den in Münster ausgebildeten Lehrer 1979. Mit einem Engagement über die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) in Nigeria. "Die Zeit hat mich vorbereitet für alles, was später kam", erinnert sich Kriete an die Anfänge. In 54 verschiedenen Ländern hat der heute noch in der Freizeit kickende Kriete gewirkt, mit dem Schwerpunkt in der Trainerausbildung. In der Mongolei war er ebenso tätig wie im Iran oder auch China. Seine Erfahrungen machte Kriete auf allen Kontinenten.

"Da lernt man, dass man über gewisse Dinge auch mal hinweggehen muss", verrät Kriete eines der Geheimnisse auf seinen Missionen. "In manchen Nationen ist das Gebet oder auch der Gesang ein Teil der Vorbereitung auf ein Spiel", weiß er zu berichten, "darauf muss man Rücksicht nehmen und auch mal ein paar Minuten früher losfahren". Alles in allem sieht Horst Kriete seine Aufträge im Ausland heute als eine "große Bereicherung des Lebens".

So auch die Anfänge in Nigeria, als Kriete die Profitruppe von Julius Berger in Lagos trainierte. Einem Team, das damals von dem internationalen deutschen Unternehmen Bilfinger unterstützt wurde. "Zwei meiner damaligen Spieler von Julius Berger sind dann später auch bekannte Trainer geworden", schildert Kriete, "einmal der Ghanaer Sellas Tetteh, der 2009 U-20-Weltmeister wurde, und der Nigerianer Samson Siasia. Ausgebildet habe ich auch den späteren Nationaltrainer Südafrikas Pitso Mosimane. Der wusste immer, was er wollte. Schon in der Ausbildung 1999 sagte er: "Ich will Nationaltrainer werden!" Kriete hat Mosimane dann auch entsprechend gefördert.

Begegnung mit Mandela: "Ein besonderes Erlebnis"

Überhaupt Südafrika. "Ich habe dort die Entwicklung des neuen Verbandes SAFA miterlebt. Zuvor gab's dort vier Verbände, die nach Hautfarbe und Ethnien getrennt waren. Dann war ich auch vor Ort, als Südafrika 1992 in die FIFA aufgenommen wurde", erklärt Kriete seine besondere Affinität zum WM-Gastgeber von 2010. Den emotionalen Höhepunkt mit Südafrika erlebte Kriete im August 1997 als Sportdirektor und Technischer Berater. Da kam zur bevorstehenden WM-Qualifikation für das Turnier in Frankreich Nelson Mandela ins Camp der Bafana Bafana. "Das war schon ein besonderes Erlebnis!"

Dennoch. Horst Kriete hat sich überall auf seinen zahlreichen Stationen wohlgefühlt. Ob in Surinam oder auch in Guyana. "1992", so erinnert sich Kriete, "haben wir das EM-Finale zwischen Deutschland und Dänemark im Haus von Jack Warner gesehen. Der ehemals hochrangige FIFA-Funktionär war Fan der Nationalmannschaft. Aber trotz der Niederlage der Deutschen gab's dann anschließend noch eine schöne Party bei ihm."

Kriete: "Habe mich nirgendwo als Einzelkämpfer gesehen"

Egal wo, Horst Kriete hat "sich überall anpassen und akklimatisieren können". Als sehr interessant empfand er die Mongolei, "weil sich die Leute dort sehr bemüht haben". Ein Ranking der Nationen, wo er tätig war, möchte Kriete nicht vornehmen. Er sah sich immer und überall als "ein Lernender". Im Sinne von Albert Einstein. "Lernen ist Erfahrung", sagte Einstein, "egal wo ich war, ich habe mich nirgendwo als Einzelkämpfer gesehen. Ich habe immer sehr darauf geachtet, ein gutes Verhältnis zu meinen Partnern zu haben. Von denen kann man auch sehr viel lernen, auch wenn sie anders strukturiert sind. Es heißt ja nicht umsonst partnerschaftliche Zusammenarbeit."

Heute kann Horst Kriete darüber lachen, dass er 1991 mit der drittletzten Maschine aus Somalia ausreisen musste, weil die Rebellen vor den Toren der Hauptstadt standen. Jahre später meldete sich dann sein Gärtner Mohamed aus der Zeit in Mogadischu. Getroffen haben die beiden sich dann in 2008 in Peking, Mohamed bat um Hilfe. "Das sind dann schon Dinge, die einen nachdenklich machen", bekennt Kriete in der Rückschau auf Momente seines Lebens.

Heute lebt Horst Kriete im beschaulichen Lotte. Doch das Fernweh packt ihn immer noch. So plant er in diesem Jahr eine private Reise nach Kambodscha, Laos und Vietnam, "um noch mehr zu sehen" als in seiner Zeit als Fußball-Botschafter. "Während des Jobs hat man nicht oft die ausreichende Zeit, sich bestimmte in den vielen anzuschauen", resümiert Kriete, "aber ich habe noch einige Dinge vor." Wie zum Beispiel auch Nordkorea! Weil man gewisse Sachen, wie er meint, "mit Worten nicht beschreiben kann".

Hardy Hasselbruch