Bundesliga

Kommentar: Hoeneß ist nicht nur Opfer der Umstände

Kommentar

Hoeneß ist nicht nur Opfer der Umstände

Nicht mehr Trainer der TSG Hoffenheim: Sebastian Hoeneß.

Nicht mehr Trainer der TSG Hoffenheim: Sebastian Hoeneß. IMAGO/Sportfoto Rudel

Es kann nicht alles schlecht gewesen sein in einem Klub, der nach zwei Dritteln der Saison jenseits des Erwartbaren auf Europacupkurs lag und sogar auf Plätzen für die Königsklasse rangierte. Umso ernüchternder aber wirkte der finale Absturz. Nicht nur tabellarisch nach neun sieglosen Spielen auf Rang neun. Gerade in den Defensivleistungen, buchstäblich in der Gegenwehr, erlebte die TSG nicht nur einen ungebremsten, sondern noch beschleunigten Verfall. 13 der mit 60 Gegentreffern viertschlechtesten und viel zu hohen Quote kassierte die Mannschaft in den letzten drei Partien, beim 1:5 in Gladbach eines kurioser als das andere.

Ursprünglich war Sebastian Hoeneß verpflichtet worden und angetreten, um endlich die Balance zu schaffen zwischen attraktivem Offensivfußball und dessen defensiver Absicherung. Das ist nicht gelungen, am Ende gar krachend gescheitert. Die Entwicklung erfuhr eine nicht mehr zu stoppende Dynamik, die letztlich auch den Trainer mitriss.

Natürlich führte der 40-Jährige immer wieder die auch nicht zu leugnenden personellen Einschläge im Saisonendspurt an. Wahr ist aber auch, dass die TSG dank eines breiten und gut besetzten Kaders jeweils durchaus konkurrenzfähige Formationen auf dem Platz hatte. Die aber zu oft zu sorglos und zu unorganisiert auftraten.

Zweifel an der uneingeschränkten Autorität und Führungsstärke des Trainers

Zudem stellte sich zunehmend die Frage, wie viele der zahlreichen Ausfälle durch Verletzungen, Corona-Infektionen und vor allem Gelbsperren (11!) vermeidbar oder gar hausgemacht waren. Durch Nachlässigkeiten, fehlende Disziplin, falsche Belastungssteuerung? Gerade die dezenten, aber doch deutlichen Hinweise gestandener Spieler, die fehlende Prozentpunkte an Professionalität anprangerten, ließen tief blicken und an der uneingeschränkten Autorität und Führungsstärke des Trainers zweifeln.

Hoeneß und der Assistent seines Vertrauens, David Krecidlo, haben demnach mehr verloren als nur einige Spiele. Sondern ein Stück weit auch den Draht zur, die Kontrolle über und den Rückhalt der Mannschaft. Und damit letztlich das Vertrauen der Bosse auf nachhaltige Besserung im dritten Vertragsjahr.

Auch das lange Zögern und Zaudern im Benennen des Saisonziels stieß auf Unverständnis. Erst als die TSG rund um den 30. Spieltag wieder aus den internationalen Rängen zu fallen drohte und dann auch fiel, formulierte Hoeneß das längst logische Ziel, unter den Top Sechs zu landen.

Unterm Strich also war sicher nicht alles schlecht in der Ära Hoeneß in Hoffenheim. Aber eben nicht lange genug gut. Der Bundesliganovize wurde letztlich auch ein Opfer der - gerade im ersten Jahr - widrigen Umstände. Aber sicher nicht nur.

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