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Hitzlsperger erklärt Henderson-Kritik: "Einfach nicht echt"

Nach Saudi-Arabien-Wechsel

Hitzlsperger erklärt Henderson-Kritik: "Nicht jeder würde das Geld nehmen"

Dass Jordan Henderson (li.) nach Saudi-Arabien gewechselt ist, enttäuscht Thomas Hitzlsperger.

Dass Jordan Henderson (li.) nach Saudi-Arabien gewechselt ist, enttäuscht Thomas Hitzlsperger. imago images (2)

Als am vergangenen Donnerstag Jordan Hendersons Wechsel zu Al-Ettifaq in Saudi-Arabien offiziell wurde, dauerte es nur ein paar Minuten, ehe Thomas Hitzlsperger seine Enttäuschung darüber in die Welt twitterte. Die alte "Marke" Jordan Henderson sei damit "tot", hatte der Ex-Nationalspieler geschrieben. Nun erklärte er noch einmal ausführlich, was ihn so sehr stört.

"Er hat sich in der Vergangenheit für den Kampf gegen Homophobie eingesetzt, und die Menschen fühlen sich durch seinen Wechsel in ein Land verraten, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal sind und mit der Todesstrafe geahndet werden können", schreibt Hitzlsperger in einem Gastbeitrag beim englischen "Guardian". "Es ging nicht darum, die Menschen in Saudi-Arabien oder die Spieler für ihren Wechsel zu kritisieren. Es ist ihre Entscheidung, und es steht ihnen frei, dorthin zu gehen, wohin sie wollen. Aber was Henderson getan hat, steht im Widerspruch zu dem, was er gesagt hat."

"Er scheint plötzlich zu vergessen, wofür er stand"

Henderson werde stattdessen künftig von einem Staat bezahlt - mit angeblich mehr als 800.000 Euro pro Woche -, "der nicht einmal die Kapitänsbinde zeigen wollte, die er trug, weil das Regenbogensymbol die Leute verärgern könnte. Das ist für mich sehr schwer zu verstehen." Hendersons Engagement für die LGBTQ+-Gemeinschaft sei "fantastisch" und "immens" gewesen. Doch "dann kommt ein finanziell lukratives Angebot, und er scheint plötzlich zu vergessen, wofür er in der Vergangenheit stand. Seine Unterstützung fühlt sich einfach nicht mehr echt an", hadert Hitzlsperger.

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"In den letzten zehn Jahren, seit ich offen schwul bin, haben wir einen weiten Weg zurückgelegt, aber man kann die Verbesserungen nicht als selbstverständlich ansehen. Es ist ein ständiger Kampf. (…) Deshalb ist der Wechsel von Henderson von großer Bedeutung und eine große Enttäuschung", so der 41-Jährige.

Wer sich engagiere, müsse es auch ernst meinen

Spieler, die sich für eine gute Sache einsetzen, müssten das wirklich ernst meinen und bereit sein, "die Konsequenzen zu tragen", findet er. Wenn man dazu nicht bereit sei, sollte man es lassen und "einfach Fußball spielen". Die deutsche Nationalelf sei bei der WM 2022 ein passendes Beispiel dafür gewesen: "Vor der WM hatte ich die Gelegenheit, mit der Mannschaft zu sprechen. Ich fand, es war eine gute Gelegenheit für sie, ein Statement abzugeben, wofür sie stehen und wofür der deutsche Fußballverband steht. Aber wir können die Spieler nicht zwingen. Wenn sie nicht alle damit einverstanden sind, dass sie so etwas machen wollen, dann wird es schiefgehen, wie in Katar."

Aber würde nicht jeder wie Henderson so viel Geld nehmen? Leuten, die das nach Hitzlspergers Tweet behaupteten, entgegnet er: "Nein, das würde nicht jeder tun. Es gibt Leute, die es einfach nicht tun würden, weil ihre Werte wichtiger sind als Geld. Die Spieler können wählen, was sie für ihre Karriere wollen, das ist in Ordnung. Das war schon immer der Fall. Aber die Spieler haben Angebote aus verschiedenen Gründen abgelehnt, und ich möchte nicht glauben, dass sie sich immer für das finanziell beste Angebot entscheiden."

jpe

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