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Herthas neuer Investor: Das ist 777 Partners

Private-Equity-Unternehmen aus Miami ist drei Milliarden US-Dollar schwer

Herthas neuer Investor: Das ist 777 Partners

Hertha BSC hat mit 777 Partners einen neuen Investor.

Hertha BSC hat mit 777 Partners einen neuen Investor. IMAGO/Matthias Koch

Das Kerngeschäft war ursprünglich die Versicherungsbranche. Josh Wander und Steven Pasko, die beiden Gründer, schufen 777 Partners 2015, als sie ihrem damaligen Arbeitgeber einen spezialisierten Versicherer abkauften - und über die Jahre zu einem Konglomerat ausbauten, das inzwischen dem Vernehmen nach Beteiligungen im Wert von etwa drei Milliarden US-Dollar besitzt. Vor allem im Flugzeug-Leasinggeschäft (Boeing 737 Max) und mit der Beteiligung an den Airlines Flair (Kanada) und Bonza (Australien) machte die Beteiligungsfirma von sich reden.

Auf den Spuren von Red Bull

Zudem investiert sie seit Jahren großformatig im Sportbereich und ist unter anderem an der britischen Basketball-Liga BBL und deren Topklub London Lions beteiligt. Hertha BSC ist weltweit der siebte Fußballklub, bei dem 777 Partners einsteigt. Die erste Beteiligung war 2018 der FC Sevilla (Spanien), wo 777 seitdem als Minderheitseigner 15 Prozent der Anteile hält. Im Herbst 2021 löste 777 Partners den Spielwarenunternehmer Enrico Preziosi für 150 Millionen Euro als Eigner des CFC Genua (Italien) ab, der dennoch am Saisonende 2021/22 in die Serie B abstieg. 2022 folgten der Kauf von 70 Prozent der Anteile am viermaligen brasilianischen Meister Vasco da Gama sowie die Übernahme von Standard Lüttich (Belgien), dem französischen Drittligisten Red Star FC Paris und Melbourne Victory. In Paris machten die Fans des Drittligisten gegen den neuen Eigentümer mobil, aus Protest gegen die Übernahme steckten sie im April 2022 mit Bengalos während eines Spiels den Rasen in Brand und sorgten für den Abbruch der Partie.

Über den Streaming-Dienst Ata Football, der verschiedene Frauen-Fußballligen überträgt, investiert 777 Partners auch im TV-Markt. Mit der Übernahme mehrerer Fußballklubs auf verschiedenen Kontinenten folgt 777 Partners einer Strategie, die international vor allem durch den österreichischen Getränkeriesen Red Bull und die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten alimentierte City Football Group bekannt ist. Allerdings ist 777 Partners, das sportlich an allen Standorten entsprechend Einfluss nimmt und das auch in Berlin tun will, erkennbar darum bemüht, Identität und Kern der übernommenen Klubs, die zum Teil eine lange Tradition besitzen, weitgehend unangetastet zu lassen. "Alle Vereine, die 777 erworben hat, haben eine starke Identität und Verbindung zu ihren Fans, die oft über die sportliche Leistung hinausgeht. 777 hat nicht die Absicht, die Traditionen und Identitäten ihrer Vereine zu ändern", hatte Juan Arciniegas, Managing Director bei 777, im Sommer 2022 gegenüber der globalen Anwaltskanzlei Norton Rose Fulbright erklärt. 

Viel Fußball-Know-how vorhanden

Ziel ist die Schaffung eines globalen Fußball-Multiklub-Netzwerks, in dem in sämtlichen Bereichen (Datenanalyse, Scouting, Transfers, Ausbildung etc.) massive Synergie-Effekte erzeugt und genutzt werden sollen. Global Sports Director der 777 Football Group ist der Deutsche Johannes Spors, der einst bei der TSG Hoffenheim unter Cheftrainer Ralf Rangnick als Videoanalyst begann und später bei RB Leipzig und dem Hamburger SV als Chefscout arbeitete. Seit seinem 777-internen Aufstieg im Sommer 2022 berichtet der gebürtige Heidelberger Spors direkt an Don Dransfield, den CEO der 777 Football Group. Dransfield wiederum war maßgeblich am Aufbau des Netzwerks der City Football Group mit einem Dutzend Klubs und dem Zugpferd Manchester City beteiligt, ehe ihn 777 abwarb. Jetzt will Hertha vom Know-how des neuen strategischen Partners profitieren.

Fredi Bobic, Ende Januar als Sport-Geschäftsführer bei Hertha geschasst, hatte Anfang Dezember über den Unterschied zwischen dem alten Investor, der Tennor-Holding von Lars Windhorst, und dem designierten neuen Investor gesagt: "Es ist ein großer Vorteil, wenn auch auf der anderen Seite jemand sitzt, der Fußball-Know-how mit reinbringt. Das macht's in der Kommunikation viel, viel einfacher. Du redest mit jemandem, der schon Erfahrungen gemacht hat im Fußballgeschäft. Das macht es entspannter, als wenn du einem irgendwas erklären musst, wo du halt merkst, es kommt nichts an." Nach monatelangen Verhandlungen ist der Deal jetzt durch - und 777 Partners hat das nächste Etappenziel, den Einstieg in den deutschen Markt, erreicht.

Steffen Rohr

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