Bundesliga

Hertha scheitert erneut

Relegation 2012: Rehhagel gerät in Wallung

Hertha scheitert erneut

Geht es in die nächste Instanz? Hertha-Präsident Werner Gegenbauer und Coach Otto Rehhagel.

Geht es in die nächste Instanz? Hertha-Präsident Werner Gegenbauer und Coach Otto Rehhagel. Getty Images

Nun besteht noch die Möglichkeit, das Ständige Neutrale Schiedsgericht für Lizenzvereine und Kapitalgesellschaften anzurufen. Präsident Werner Gegenbauer (61) ließ diesen Schritt offen und wird womöglich die Mitgliederversammlung am Dienstag abstimmen lassen.

Hertha forderte, die Partie mit 2:0 zu ihren Gunsten zu werten, hilfsweise beantragte der Verein ein Wiederholungsspiel. Bereits in der ersten Instanz hatten die Argumente kaum Gehör gefunden. "Der Schiedsrichter hat jederzeit regelkonform gehandelt, und die von Hertha BSC behauptete einseitige Schwächung durch die Unterbrechung konnte nicht belegt werden", hatte der Vorsitzende des Sportgerichts, Hans E. Lorenz (61), erklärt.

Trainersteckbrief Rehhagel
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Hertha BSC - Vereinsdaten
Hertha BSC

Gründungsdatum

25.07.1892

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Fortuna Düsseldorf

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Das Relegationsrückspiel in Düsseldorf (2:2) war wegen eines Platzsturms von Zuschauern für über 20 Minuten unterbrochen worden, bevor Schiedsrichter Wolfgang Stark (42) die letzten 93 Sekunden zu Ende spielen ließ.

In der zweiten Instanz besaß vor allem die 44-minütige Zeugenaussage von Rehhagel Unterhaltungswert. Der Trainer-Oldie beteuerte mehrfach, was er schon alles in seiner langen Karriere erlebt hatte, ein solcher Prozess war aber selbst für ihn Neuland. Dass Fortuna-Anwalt Horst Kletke seine Aussagen hinterfragte, brachte "König Otto" derart in Wallungen, dass er die Abreise hinaus schob und Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt den Coach in einer eigens anberaumten Prozessunterbrechung wegen der vermeintlichen Majestätsbeleidigung beruhigen musste.

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Rehhagel betonte, dass in der Schlussphase der Partie, auch schon vor der längeren Unterbrechung, kein normales Coaching möglich gewesen sei. "Um mich herum standen 50 bis 100 Leute", so Rehhagel, "die Verhältnisse waren irregulär". Während der Unterbrechung hätten die Spieler "wie paralysiert" in der Kabine gesessen. Es habe "ein Ausnahmezustand" geherrscht, gleichzeitig räumte er auf Nachfrage allerdings ein, dass keiner seiner Spieler geäußert habe, er wolle aus Angst vor körperlicher Unversehrtheit nicht mehr hinaus.

Andererseits sorgten sich nach eigenen Angaben mehrere um ihre Verwandten, die sich auf den Zuschauerrängen aufhielten. "Ich hatte Angst um meine Familie", beteuerte Raffael (27). "Ich machte mir Gedanken, was passiert, wenn wir noch ein Tor geschossen hätten", meinte Torhüter Thomas Kraft (23).

Goetz Eilers, Vorsitzender Bundesgericht stellte abschließend fest: "Eine Spielumwertung soll die große Ausnahme sein. Daher sind dafür enge Maßstäbe zu setzen. Eine Schwächung der Mannschaft konnte nicht nachgewiesen werden."

Gegenbauer kommentierte die Entscheidung wie folgt und ließ weitere Schritte offen: "Wir sind über das Urteil enttäuscht. Die Entscheidung, wie es weiter geht, werden wir heute Abend nicht mehr treffen. Wir werden uns in Ruhe am Samstag mit unserem Anwalt beraten."

Michael Ebert