Auch am Tag nach dem 0:2 gegen Hannover 96 nahm Trainer Jos Luhukay seine Elf gegen den Eindruck mangelnder Willensstärke in Schutz. "Meine Mannschaft hatte den absoluten Willen, aber nicht die Überzeugung", erklärte der Niederländer am Samstagmittag nach dem Auslaufen. "Mit einem Tor wäre die Schwerfälligkeit abgefallen."
Doch von einem Tor waren die Berliner vor allem im zweiten Durchgang gegen Hannover weit entfernt. Miserable Zweikampfwerte (nur 40 Prozent gewann Hertha) und eine beängstigende Einfallslosigkeit im letzten Drittel: Hertha knüpfte gegen Hannover an die erschreckend blutleeren Darbietungen in Bielefeld (DFB-Pokal) und Paderborn (Liga) an.
Hertha BSC - Die letzten Spiele
Spielersteckbrief Lustenberger
"Das erste Gegentor ist in einem blöden Moment gefallen", resümierte John Heitinga, "das 0:2 hat dann das Spiel gekillt." Sein Nebenmann Fabian Lustenberger musste vorzeitig vom Platz, die Einladung zur Schweizer Nationalmannschaft musste Herthas Kapitän absagen. "Fabian hat eine muskuläre Verletzung im rechten Adduktorenbereich", verkündete Luhukay am Samstag. Einen Tag später gab es Klarheit. Lustenberger hat sich einen Anriss der rechten Adduktorensehne zugezogen. Dies ergab eine MRT-Untersuchung im Martin-Luther-Krankenhaus. Damit wird er vier bis sechs Wochen pausieren müssen.
Der Berliner Kapitän ist ein gebranntes Kind, was schwere Verletzungen angeht. Fast das gesamte erste Halbjahr 2014 und die WM hatte er wegen zweier Muskelfaserrisse am Hüftbeuger, bei denen der Sehnenansatz betroffen war, verpasst. In dieser Saison war Lustenberger bisher unumstrittene Stammkraft, die Beständigkeit früherer Jahre fehlte ihm im ersten Saisondrittel allerdings. Sein Ausfall dürfte John Anthony Brooks, der am Sonntag zum US-Nationalteam fliegt, in die Stammelf spülen.
Luhukay nimmt Spieler in die Pflicht
Mit ihm (1,93m) bekommt die eher kleingewachsene Berliner Elf einen Zuwachs an Länge, den sie gut gebrauchen kann. Das 0:1 am Freitag war bereits das achte Gegentor nach einem Standard. "Das ist das eine oder andere Tor zu viel", sagte Luhukay. "Da müssen wir uns verbessern. Aber wir haben es in dieser Aufstellung gegen Wolfsburg oder den HSV gut hingekriegt. Wir haben auf dem Platz nicht die Länge. Aber das kann man bei den Standards durch gute Präsenz und absolute Fokussierung ausgleichen." Dennoch nimmt Luhukay seine Schützlinge in die Pflicht: "Wir müssen es besser können." Es klingt fast beschwörend. Und es gilt gewiss nicht nur der eigenen Schwäche bei den Standards.
Steffen Rohr
