Bundesliga

Hellmann: "Ein absoluter Leuchtturm in Deutschland und Europa"

Frankfurt: Schlüsselübergabe im Stadion -Vorfreude auf 19.000 Stehplätze

Hellmann: "Ein absoluter Leuchtturm in Deutschland und Europa"

Schlüsselübergabe: Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Schlüsselübergabe: Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. Julian Franzke

Mit Inkrafttreten des neuen Stadionvertrags zum 1. Juli 2020 ist die Eintracht für die nächsten 15 Jahre vom Mieter zum Stadionbetreiber geworden. Zumindest an 300 Tagen im Jahr hat sie das Sagen in der Arena, kann nicht nur wie bisher ihre Fußballspiele austragen, sondern das Stadion auch für Konzerte und andere Veranstaltungen vermieten. An den übrigen Tagen steht die Arena der Stadt Frankfurt für Veranstaltungen zur Verfügung. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass auch weiterhin nicht-kommerzielle Veranstaltungen stattfinden können.

Die Miete, die der Klub an die Stadt zahlt, beläuft sich auf acht Millionen Euro jährlich, durch die Betriebskosten erhöhen sich die jährlichen Gesamtkosten voraussichtlich auf etwa 14 bis 15 Millionen Euro. "Dafür bekommen wir alle Einnahmen aus unseren Spielen, dem Catering, der Vermarktung und Konzertveranstaltungen", erklärte Hellmann bereits im Januar auf der Mitgliederversammlung und betonte: "Wir gehen davon aus, dass wir die Kostenbelastung durch die Einnahmesituation deutlich übertreffen. Dieser Deal ist gut für Eintracht Frankfurt." Das war freilich, bevor die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm. Solange keine Großveranstaltungen stattfinden dürfen und die Stadien bei den Spielen leer sind, stellt der neue Stadionvertrag eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung dar - im alten Stadionvertrag war vereinbart, dass der Klub 18 Prozent der Ticketeinnahmen und 30 Prozent der stadiongebundenen Vermarktungserträge als Nutzungsentgelt zahlen musste. Angesichts der jüngsten Geisterspiele reduzierte sich die Miete also automatisch.

Die Eintracht führte mit der Stadt deshalb noch bis Ende Juni Verhandlungen, um eine Pandemie-Klausel im Vertragswerk zu verankern. Es gibt allerdings keinen festen Betrag, um den die Miete in Zeiten der Pandemie gemindert wird, Hellmann erklärt: "Je mehr Zuschauer reinkönnen, desto höher ist die Miete, die wir in der Pandemiephase zu zahlen haben." In den Verhandlungen setzte die Eintracht auf größtmögliche Transparenz. "Wir haben bei der Stadt komplett die Hosen heruntergelassen und offengelegt, was wir verdient haben und verdienen werden. Das ist ein offenes Buch, damit die Stadt weiß, dass wir nicht irgendwelche Märchen erzählen, wie hart uns die Pandemie trifft", sagt Hellmann und erläutert: "Diese Transparenz war sehr wichtig. In dem Moment, in dem man gesehen hat, wie hart wir wirklich getroffen werden, wurde vom Verhandlungsteam der Stadt verstanden, dass man eine Lösung finden muss, die dem gerecht wird."

Geplanter Ausbau auf über 60.000 Plätze

Feldmann ergänzt: "Wenn es eng wird, lassen wir uns gegenseitig in die Bücher gucken. Das ist eine Kernverabredung, damit keiner den anderen über den Tisch zieht und wir auf Augenhöhe miteinander sprechen." Ein für die Beteiligten deutlich angenehmeres Thema ist der geplante Stadionausbau von derzeit 51.500 auf über 60.000 Plätze. Freuen dürfen sich vor allem die Fans, das wurde am Montag einmal mehr deutlich, denn: Die Zahl der Stehplätze von aktuell etwa 8000 im Unterrang der Nordwestkurve wird sich mehr als verdoppeln. Der Plan sieht vor, während der WM in Katar 2022 den Oberrang wie einen Balkon zu verlängern, sodass er den Unterrang um einige Meter überragen wird. Die Logen in der Kurve werden dadurch wegfallen, allerdings werden auf der Gegentribüne die Büroräume für neue Logen weichen. Allein der neue Oberrang soll 11.000 Stehplätze (!) umfassen, sodass es für die Eintracht-Fans insgesamt rund 19.000 Stehplätze geben wird.

Stadion werde "ein absoluter Leuchtturm sein"

Da der Oberrang steiler als der Unterrang ist, müssen mit Blick auf mögliche internationale Partien und die EM 2024 Klappsitze installiert werden. "Man kann dort keine Sitzreihen einfach ein- und wieder ausbauen, der Aufwand wäre zu hoch", erklärt Hellmann. Im Unterrang werden für die internationalen Spiele schon bisher jedes Mal Sitzplätze montiert. Die übrigen Sitzschalen werden erst nach dem Umbau erneuert, da es laut Hellmann erst dann einen finalen Bestuhlungsplan geben wird. Wenn der Umbau fertig ist, frohlockt der Vorstand, werde das Stadion "ein absoluter Leuchtturm in Deutschland und Europa sein". Beim Gedanken an Wechselgesänge zwischen dem Ober- und dem Unterrang bekommt er schon jetzt leuchtende Augen.

Ausbauplan muss noch abgesegnet werden

Allerdings müsse der Ausbauplan erst noch von der "Bauaufsicht und allen öffentlich-rechtlichen Händen" abgesegnet werden. Probleme sieht er deshalb aber keine auf die Eintracht zukommen: "Der Architekt und wir halten das für eine realistische Variante." Die Kosten des Umbaus wird die Stadt und damit der Steuerzahler übernehmen. Im Gegenzug wird die Eintracht etwa 30 Millionen Euro in die Technik und die Digitalisierung der Arena investieren, wobei einige Projekte wegen der Einnahmeverluste durch Corona zeitlich etwas verzögert umgesetzt werden. Den "modernsten Videowürfel Europas" (Hellmann) wird es indes schon mit Beginn der neuen Saison zu bestaunen geben. Während der Schlüsselübergabe am Montag werkelten im Hintergrund am alten Videowürfel Handwerker eifrig herum. Sobald er demontiert ist, wird der neue, 6,9 Tonnen schwere Würfel mit einer Bildfläche von 276 Quadratmetern installiert.

Ticketpreise dürfen fünf Jahre nicht erhöht werden

Der Klub verpflichtete sich gegenüber der Stadt indes nicht nur zu einer technischen Erneuerung des Stadions: Nach dem Ausbau darf die Eintracht die Ticketpreise fünf Jahre lang nicht erhöhen, außerdem muss sie zu jedem Spiel 1000 Tickets zu besonders sozialverträglichen Preisen (10 Euro Erwachsene, 5 Euro Kinder) anbieten. Darüber hinaus kündigt Hellmann an, dass die Eintracht stets 1000 Karten an soziale Institutionen und Schulen spenden wird. Damit soll sichergestellt werden, dass "der Fußball kein reiner Elitenzirkel wird". Da, inklusive der Stehplätze für die Gästefans, etwa jeder dritte Platz im ausgebauten Stadion ein Stehplatz sein wird, ist diese Gefahr im Grunde ohnehin ausgeschlossen. Englische Verhältnisse wird es im Waldstadion nicht geben.

Julian Franzke

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