Bundesliga

Heckings Gute-Nacht-Geschichten - Wollscheid hat keinen Tacker

Nürnberg: Ein Pfiff und seine Folgen

Heckings Gute-Nacht-Geschichten - Wollscheid hat keinen Tacker

Sichtlich angefressen: Nürnbergs Trainer Dieter Hecking.

Sichtlich angefressen: Nürnbergs Trainer Dieter Hecking. Getty Images

"Wenn man so etwas pfeift, dann gute Nacht, deutscher Fußball!“, schimpfte der Coach nach dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart. Das "so etwas" war folgendes: Harnik kam im Strafraum der Nürnberger zum Abschluss, Wollscheid blockte den Schuss erfolgreich ab, hinter seinem Rücken prallte der Ball an den Arm, Harnik wollte nachsetzen und erneut schießen, doch dann ertönte Wingenbachs Pfiff – Handelfmeter. Die Nürnberger auf dem Platz und den Rängen protestierten heftig, Kapitän Simons sah die Gelbe Karte wegen Reklamierens.

"Philipp Wollscheid blockt den Schuss mit der Hand, aber er befindet sich in der Bewegung", beschrieb Hecking die Szene. "Was soll der Junge denn machen? Wo soll er denn hin mit seiner Hand? Wo? Das ist eine Frechheit, dass er das pfeift!", ereiferte sich Hecking auf der offiziellen Pressekonferenz vor den Vertretern der Medien. Bruno Labbadia saß neben seinem Nürnberger Kollegen auf dem Podium und wusste sehr wohl, dass seiner Mannschaft dieser Pfiff geholfen hatte, ins Spiel zurückzufinden - auch wenn die Schwaben nach verkorkster erster Hälfte (Labbadia: "Das war Mist") in der zweiten Halbzeit deutlich "griffiger" in der Partie waren, wie Labbadia die taktischen Umstellungen auf zwei Spitzen (Cacau plus Harnik) beschrieb.

Trainersteckbrief Hecking
Hecking

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Spielersteckbrief Wollscheid
Wollscheid

Wollscheid Philipp

1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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" Es war für den Spieler schwierig auszuweichen", sagte der VfB-Coach. Hecking nannte dies eine "moderate Wortwahl" und umarmte nach der PK seinen Kollegen. Der beteiligte Spieler freilich war weniger moderat: "Irgendwo muss ich den Arm ja haben, ich kann ihn mir ja nicht auf den Rücken tackern", sagte "Sünder" Wollscheid.

Wollscheid: Ohne Tacker, aber mit Pendel

Philipp Wollscheid

Elfmeter-Sünder und Torschütze: Philipp Wollscheid. picture-alliance

Dass die Nürnberger aber auch ohne diese Szene das Spiel hätten gewinnen können, lag ebenfalls an Wollscheid. Der Innenverteidiger köpfte den zwischenzeitlichen 2:1-Führungstreffer und belohnte damit seine Zusatzschichten am Kopfball-Pendel. An dieser eher altertümlichen Gerätschaft hatte er zuletzt seinen Offensiv-Kopfball geschult. Offensichtlich ist Wollscheid ein Spieler, der schnell lernt, denn schon beim 1:1 zu Bremen war er nach einer Standard mit dem Kopf zur Stelle.

Die verschenkte Führung war für Hecking das zweite Ärgernis neben dem für ihn fatalen Elfmeterpfiff. "Wir haben das 2:1 gemacht und hätten diesen Vorsprung auch über die Zeit bringen müssen", urteilte der Übungsleiter der Franken. Wäre es so gekommen, dann wäre der Elfmeterpfiff wohl nur eine Randnotiz geblieben. So aber bleiben die Nürnberger auch im fünften Ligaspiel in Serie ohne Dreier. Doch Wollscheid betont: "Wir dürfen uns von unserem Weg nicht abbringen lassen. Wenn wir so agieren, mit dieser Bissigkeit, werden wir die nötigen Punkte gegen den Abstieg holen."