Auch aus der bisherigen Bilanz lassen sich keine Vorteile für die Schanzer ableiten, möglicherweise macht es höchstens die Prognosen für Wettfreunde einfacher: Alle vier direkten Duelle bislang – in der vergangenen Spielzeit und 2006/07 in der Regionalliga Süd – endeten 2:2. Gerade die Zweitliga-Duelle "habe ich als die schwierigsten überhaupt empfunden", versichert Hasenhüttl, "uns kommt Darmstadt am nächsten, hatte ich im Winter gesagt, damit lag ich ja nicht so falsch. So war es am Ende der Saison. Ich habe auch gesagt, dass beide Mannschaften in der Lage sind, die Klasse zu halten. Beide bestätigen diese Einschätzung."
Doch im Gegensatz zu seiner Mannschaft haben die Lilien nach dem Aufstieg den Kader enorm aufgerüstet. "Sie haben elf Spieler mit Erstligaerfahrung dazugeholt im Sommer, das haben wir nicht gemacht. Dementsprechend ist dieses Image vom Underdog, dass sie versuchen zu verkaufen, nicht immer ganz glaubwürdig", argumentiert Hasenhüttl, "davon haben sie profitiert, Sandro Wagner ist sehr torgefährlich, Rausch schlägt gefährliche Standards. Es ist ein klasse Gegner, das wird eine sehr schwere Aufgabe für uns."
Bauchgefühl bei Roger entscheidend - Wer ersetzt Leckie?
Für die der Coach auf einigen Positionen wieder die Qual der Wahl hat. So ist etwa Sechser Roger nach seinem Innenbandteilabriss wieder spielfähig, im Angriff bewerben sich Elias Kachunga, Tomas Pekhart und Stefan Lex um den Platz des gesperrten Mathew Leckie. "Roger ist sehr weit. Man hat aber schon gemerkt, dass er noch Probleme hatte am Anfang beim 4:2 im Test gegen Heidenheim und noch nicht so ganz rund gelaufen ist. Mit jeder Einheit wurde es besser. Ob er so weit ist, dass ich ihn von Anfang an bringe, weiß ich noch nicht. Ob man ihm gleich die ganzen 90 Minuten schon zutrauen kann, das sagt mir dann mein Bauch."
Auch im Angriff verlässt sich Hasenhüttl auf sein Gespür, obgleich viel für Lex spricht. "Er wird immer stabiler und besser, es würde vielleicht Sinn machen, ihn von der Bank zu bringen", sinniert Hasenhüttl, "allerdings hat er eine gute Darmstadt-Vergangenheit". Lex traf vergangene Saison in beiden Spielen. "Mal schauen, ob ich mich davon beeinflussen lasse."
Auswirkungen der jüngsten Terroranschläge und -warnungen mag der 48-Jährige nicht erkennen: "Ich glaube, dass das keinen Einfluss mehr hat. Ich hoffe, dass die Zuschauer es als das nehmen, was es ist: als ein Zeichen unserer Art zu leben und sich zu erfreuen. Ich habe immer gehofft, dass der Fußball alles verbinden kann. Dass es nicht ganz so ist, haben wir leider Gottes erfahren müssen, aber jetzt ist es auch wieder gut. Jetzt versuchen wir, auch dazu beizutragen, dass die Menschen die schrecklichen Bilder auch wieder vergessen."
Ich habe immer gehofft, dass der Fußball alles verbinden kann. Dass es nicht ganz so ist, haben wir leider Gottes erfahren müssen.
Ralph Hasenhüttl