Champions League

Grundsatzfragen nach dem Champions-League-Aus des FC Barcelona: Hat die Mannschaft ihre Identität verraten?

Hat Barcelona seine Identität verraten? - Clasico am Sonntag

Grundsatzfragen nach Barças Aus

Das Aus in der Champions League: Neymar (#11) wird von Dani Alves (re.) und Juan Cuadrado getröstet.

Das Aus in der Champions League: Neymar (#11) wird von Dani Alves (re.) und Juan Cuadrado getröstet. getty images

Neymar musste weg. Weit weg. Die Emotionen brachen über ihn herein. Neymar griff nach seinem Trikot, zog es sich bis zur Stirn hinauf und verhüllte sein verweintes Gesicht darunter. Der Brasilianer empfand nichts. Nichts als Schmerz. Die Turiner Gegenspieler Dani Alves und Juan Cuadradro versuchten, ihn zu trösten - vergebens!

"El Tridente" - entzaubert!

"Es ist eine große Enttäuschung, aus der Champions League ausgeschieden zu sein", fasste Andres Iniesta seine Gefühlswelt nach dem Spiel gegen Juventus Turin in Worte. 0:0 nach einem 0:3 im Hinspiel - der FC Barcelona muss von der Bühne abtreten. Hinterher ging es auch um die Deutungshoheit des Scheiterns. Welche Tragweite hat es?

In Katalonien gibt es zu dieser Frage eine einhellige Meinung: Es ist das Ende einer Ära. Mit einer Offensive um Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar in 180 Minuten kein einziges Tor erzielt zu haben und deutlich gescheitert zu sein, bedeutet eine Zäsur. "El Tridente", der Dreizack - entzaubert!

Es ist unsere letzte Chance.

Barcelonas Andres Iniesta über den Clasico am Sonntag in Madrid

Nach dieser Saison verabschiedet sich Luis Enrique, ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft soll ohnehin längst belastet sein, das Wunder im Achtelfinale gegen Paris St. Germain verschleierte diesen Verfall nur für kurze Zeit. Und doch war selbst bei dem 6:1 zu erkennen, worauf die Kritik der Öffentlichkeit inzwischen abzielt: den Verrat der Barça-Identität.

Spielbericht

Hauruck statt Tiki-Taka

Die heraufbeschworene "Remuntada" gegen PSG, die Aufholjagd, war das Produkt von Wille pur, nicht das von Ballbesitz, Kurzpassspiel und Hoheit im Mittelfeld. Mit einem Hauruck-Stil erzwangen die Katalanen in den Schlussminuten die Wende, doch im Alltag von La Liga mangelt es Barcelona oft an Glanz und Konstanz. Und Wunder lassen sich ohnehin nicht beliebig wiederholen.

Luis Enrique

Sein Verhältnis zur Mannschaft soll zerrüttet sein: Barcelonas scheidender Trainer Luis Enrique. getty images

So musste Gerard Pique nach dem 0:0 vom Mittwochabend einräumen: "Juventus war besser als wir. Sie sind Italiener und verteidigen herausragend. Ich traue ihnen auch den Titel zu." Trainer Enrique gestand derweil, dass er sich noch lange an das Hinspiel in Turin erinnern werde - "Jahrzehnt für Jahrzehnt. Als etwas sehr Trauriges". Das 0:3, meinte er, werde ihn noch verfolgen. Seine Mannschaft auch?

Die "letzte Chance": Der Clasico am Sonntag im Bernabeu

Bereits am Sonntag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) steht der Clasico in Madrid an. "Das sind immer andere Spiele", weiß Iniesta, stellt aber unumwunden klar: "Es ist unsere letzte Chance." Nur mit einem Sieg im Estadio Santiago Bernabeu kann Barcelona dem Erzrivalen den Titel nochmal streitig machen, schließlich hat Real derzeit nicht nur drei Punkte mehr, sondern auch ein Spiel weniger.

Enrique räumt zwar ein: "Nach einer solchen Niederlage wieder aufzustehen wird sehr schwer." Allerdings glaubt er auch: "Es gibt eigentlich keinen besseren Ort, wo wir jetzt spielen könnten als das Bernabeu. Es wird schwer, die Spieler aufzubauen, aber einfach, sie für dieses Spiel zu motivieren."

lei