Bundesliga

Große Gesten - aber jetzt muss vereint gehandelt werden

Kommentar

Große Gesten - aber jetzt muss vereint gehandelt werden

Demonstration des Zusammenhalts: Spieler und Verantwortliche nach dem Spiel in Sinsheim.

Demonstration des Zusammenhalts: Spieler und Verantwortliche nach dem Spiel in Sinsheim. imago images

Plötzlich fing Thiago im Mittelkreis zu jonglieren an, ungehindert von irgendeinem Gegenspieler. Währenddessen unterhielt sich Schiedsrichter Christian Dingert ein paar Meter daneben mit Serge Gnabry. Dann passte Philippe Coutinho auf Ihlas Bebou, der Münchner Offensivspieler auf den Hoffenheimer Mittelstürmer. Und dann wurde der Ball immer wieder hin und her geschoben, zwischen den rotgewandeten Münchnern und den Hoffenheimern in blauen Trikots. Nach rund 14-minütiger Unterbrechung war diese Bundesliga-Partie kein Punktespiel mehr, sondern ein Freundschaftsspiel.

Es war eine Solidaritätsbekundung mit Dietmar Hopp und gegen diese widerlichen Anfeindungen, die immer heftiger und schlimmer werden und dieses Mal eine - siehe Dortmund und Köln - konzertierte, nicht auf Sinsheim beschränkte Aktion waren, wie Karl-Heinz Rummenigge berichtete. Der Bayern-Vorstandsvorsitzende lobte zu Recht diese spontane Haltung beider Mannschaften, die die letzten 13 Spielminuten eine Demonstration des Zusammenhalts vorführten. Rummenigge stand symbolisch neben Hopp am Spielfeldrand, die Profis beider Teams bedankten sich mit Applaus bei den Fans in der Hoffenheimer Südkurve, die mit "Dietmar-Hopp"-Sprechchören ihre Unterstützung bekundeten.

Einmalig in der Bundesliga-Geschichte

Es waren große Gesten, die da von den Akteuren und Verantwortlichen beider Vereine kamen. Dabei ist der deutliche Spielstand von 6:0 für die Münchner völlig irrelevant und die Frage, ob bei einem anderen Ergebnis auch so einvernehmlich und freundschaftlich gehandelt worden wäre, komplett daneben: An diesem 29.Februar 2020 ist bisher Einmaliges in der Bundesliga-Geschichte passiert, Historisches in der Arena zu Sinsheim. Es wurde ein klares Zeichen gesetzt, dass der Fußball über die Interessen eines einzelnen Klubs hinaus zusammenhält, wenn Grenzen überschritten werden. Und diese Grenze ist längst überschritten.

Deshalb müssen nun entsprechende Maßnahmen schnellstmöglich beschlossen werden und sofort greifen. Die Kundgebung in Sinsheim muss ihre gezielte und vereinte Fortführung erfahren. Auch da ist der Zusammenhalt aller Klubs, des ganzen Fußballs, der Justiz und der gesamten Gesellschaft gefordert. Die Zeit der Verniedlichung und Nachsicht mit solchen Tätern ist vorbei. Der Fußball ist ein zu schönes Spiel - siehe die erste Stunde der Partie in Sinsheim -, es darf nicht von Chaoten missbraucht oder gar kaputt gemacht werden.