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"Gottesgeschenk" Tadic teilt kräftig aus

Serbien: Nationaltrainer in der Kritik

"Gottesgeschenk" Tadic teilt kräftig aus

In Southampton Leistungsträger, in Serbien auf dem Abstellgleis: Dusan Tadic.

In Southampton Leistungsträger, in Serbien auf dem Abstellgleis: Dusan Tadic. imago

Dusan Tadic vom FC Southampton griff seinen Coach mit harschen Worten an und teilte heftige Verbal-Schläge aus. "Ich habe kein Problem mit ihm, aber ich glaube, dass er der Aufgabe nicht gewachsen ist. Das sieht man daran, wie er sich vor einem Spiel verhält. Er hat Angst vor seinem eigenen Schatten, und diese Angst strahlt auch auf die Mannschaft ab", sagte der 27-Jährige in einem viel beachteten Interview mit der Nachrichtenagentur BETA. "Du kannst nicht mit Statisten auf der großen Bühne spielen."

Getroffen hat Tadic nicht nur die Nichtnominierung für die bevorstehenden Länderspiele in Polen am Mittwoch (20.45 Uhr) und in Estland (19 Uhr), sondern auch eine Aussage von Curcic. Dieser hatte bei der Kadernominierung erklärt, dass dies "das Beste sei, was Serbien hat" - und Tadic gehört offenbar nicht dazu. Dazu hat Tadic seine ganz eigene Meinung. "Ich spiele in der besten Liga der Welt und zähle dort schon im zweiten Jahr in Folge zu den fünf kreativsten Spielern der Premier League. Und dann erfahre ich aus den Medien, das ich nicht gut genug bin."

Spielersteckbrief Tadic
Tadic

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Tadic kritisiert mangelhafte Kommunikation

Er kritisiert auch die mangelhafte Kommunikation des Nationaltrainers. "Seit fünf Jahren bin ich jedem Aufruf der Nationalmannschaft gefolgt und jetzt erfahre ich aus der Zeitung, dass ich nicht dabei bin. Das ist respektlos und erniedrigend." Im selben Atemzug erklärte der Außenbahnspieler, dass er für die Nationalmannschaft nicht mehr zur Verfügung steht, "solange Curcic Trainer ist".

Wenn jemand denkt, er sei ein Gottesgeschenk, dann ist für ihn kein Platz in der Nationalmannschaft.

Savo Milosevic

Curcic selbst wollte sich zu der Thematik nicht äußern. "Wenn ich der Meinung bin, dass es an der Zeit ist, werde ich dazu Stellung beziehen. Bis dahin kümmere ich mich nur um das Sportliche", sagte der Coach am Dienstag vor dem Abflug nach Polen am Belgrader Flughafen, ergänzte aber: "Ich verspüre kein Verlangen, mich gegenüber Spielern, die nicht nominiert werden, zu rechtfertigen."

Milosevic schießt Giftspitzen zurück

Savo Milosevic, Teammanager der Nationalmannschaft, wollte die Vorwürfe nicht so stehen lassen und antwortete prompt. "Wenn jemand denkt, er sei ein Gottesgeschenk und wäre besser als alle anderen, dann ist für ihn kein Platz in der Nationalmannschaft", schoss Serbiens Rekord-Nationalspieler (102 Länderspiele) zurück: "Mit seinem Verhalten hat er nur gezeigt, dass er nur an sich selbst denkt und ihm die Nationalmannschaft egal ist. Solche Nationalspieler brauchen wir nicht."

Er will sich nicht rechtfertigen: Serbiens Nationaltrainer Radovan Curcic.

Er will sich nicht rechtfertigen: Serbiens Nationaltrainer Radovan Curcic. imago

Tadic hat 35 Länderspiele für Serbien bestritten, weitere werden in nächster Zukunft wohl nicht dazukommen, das machte Milosevic deutlich ("Er braucht nicht denken, dass sich an seiner Situation nach dieser Aktion irgendetwas ändern wird"). Dennoch steht Tadic nicht allein dar. Unterstützung erhielt er von Nemanja Gudelj (Ajax Amsterdam, 11 Länderspiele), der im "De Telegraf" klarstellte, dass auch er erst wieder für die serbische Nationalmannschaft zur Verfügung stehen wird, wenn Curcic abdankt. "Es werden Spieler berufen, die nur Reserve sind oder gar auf der Tribüne sitzen. Es scheint so, als wäre Curcic Leistung egal."

drm