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Nationalelf | Goretzka: "Ich lasse mein Handy immer an"

Neuer über das "ganz besondere" Turnier im Sommer

Goretzka: "Ich lasse mein Handy immer an"

Hat die EM noch nicht abgehakt: Leon Goretzka (li.), hier nach seinem Tor gegen Wolfsburg mit Lovro Zvonarek.

Hat die EM noch nicht abgehakt: Leon Goretzka (li.), hier nach seinem Tor gegen Wolfsburg mit Lovro Zvonarek. IMAGO/Lackovic

Die Sonne schien Leon Goretzka ins Gesicht, nachdem er am Sonntagabend erst "nein, danke" und dann "na gut, okay" gesagt hatte und doch noch ein paar Fragen beantwortete. Die Hände ließ er in den Rucksackschlaufen baumeln, die goldene Kette über dem brandneuen Bayern-Shirt. In rot und ein bisschen orange kommen sie jetzt daher, die Münchner. Und auch ein bisschen schwarz. Nur weiß ist nicht dabei, was die meinungsstarke Südkurve übrigens erzürnte. "Die Klubfarben sind unantastbar", stand dort beim 2:0 gegen Wolfsburg auf einem Transparent geschrieben. Und zur Sicherheit wurde es auch nochmal gesungen: "Rot-weiße Trikots, wir wollen rot-weiße Trikots!"

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Apropos wollen! Beim FC Bayern wollen nicht nur die Fans etwas, auch andere. Max Eberl zum Beispiel, der will endlich einen neuen Trainer für die kommende Saison präsentieren. Harry Kane will schon noch den Rekord von Robert Lewandowski brechen, bräuchte am Samstag in Hoffenheim aber fünf Tore. "Looks good", sagte er immerhin beim Verlassen der Arena, die Kinder und Eltern und Großeltern im Schlepptau. Er meinte seinen lädierten Rücken, nicht die Aussicht auf einen Fünferpack.

"Ich werde abwarten, was Julian entscheidet"

Und Leon Goretzka, der will unbedingt zur Europameisterschaft eingeladen werden, also als Spieler im deutschen Kader. "Ich werde abwarten, was Julian entscheidet", sagte er nüchtern, der Blick wie so oft an vielen vorbei und zugleich durch alle hindurch. "Ich habe in den letzten Monaten alles in meiner Macht Stehende versucht, mich von meiner besten Seite zu zeigen, und am Ende entscheidet jetzt der Bundestrainer."

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Es lief tatsächlich eine Zeit lang sehr gut für ihn, beim 8:1 gegen Mainz zum Beispiel, als Goretzka zwei Tore selbst erzielte und auch noch zwei vorbereitete. Oder beim 5:1 in Berlin, als ihm ein Tor und ein Assist gelang. Oder in beiden Viertelfinal-Spielen in der Champions League gegen Arsenal, als Goretzka an der Seite von Konrad Laimer ein stabiles Zentrum bildete.

Nur danach ging es dann irgendwie doch wieder bergab. Erst die Auswechslung zur Halbzeit im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid, dann der Bankplatz eine Woche später im Estadio Santiago Bernabeu. Über 90 Minuten. "Klar ist es doof, wenn man in so einem Spiel der Mannschaft nicht helfen kann", meinte Goretzka mit ein bisschen Abstand. "Aber das muss man akzeptieren."

Neuer: "Ein Titel steht noch an"

Das muss ja nicht automatisch heißen, dass es das gewesen ist mit der Chance auf einen Anruf von Julian Nagelsmann, dem jetzigen Bundestrainer und ehemaligen Bayern-Coach. "Ich habe es ja schon vor ein paar Wochen mal gesagt, dass ich immer bereit bin, ein Gespräch zu führen, mein Handy immer anlasse", sagte Goretzka und grinste verlegen. "Aber bis jetzt hat es noch kein Gespräch gegeben."

Die Hoffnung hat er freilich nicht aufgegeben, "das ist völlig klar", sagt er. "Das ist mein ganz großes Ziel und mein Traum, so eine EM zu spielen im eigenen Land."

Aus Sicht eines Bayern-Spielers ist es ja nicht nur das Heim-Turnier, sondern eine weitere Chance, diese titellose Saison nicht ganz titellos zu beenden. "Ein Titel steht noch an", weiß Manuel Neuer. "Diese Europameisterschaft hier im eigenen Land ist was ganz Besonderes, da musste ich, auch wenn ich schon einige Generationen jetzt erlebt habe, nach 500 Bundesligaspielen lange darauf warten. Es ist wunderschön, und darauf freut man sich natürlich als Spieler." Wenn man denn dabei sein darf.

Mario Krischel

Bilder zur Partie FC Bayern München gegen VfL Wolfsburg