548 Pflichtspiele hat Mario Gomez in seiner Profikarriere bestritten, ob in der Bundesliga oder der Champions League, in Italien oder der Türkei, im Klub- oder Nationaltrikot. Doch das ist brandneu: Am Sonntag flog Gomez, 33, zum ersten Mal vom Platz. Und er war "schockiert".
Für zwei Ellenbogenchecks in Kopfballduellen binnen vier Minuten (85./89.) hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin dem zur Pause eingewechselten Torjäger des VfB Stuttgart Gelb-Rot gezeigt, kurz danach glich der SC Freiburg noch zum 2:2 aus (90.+4) . "Ich sehe bei beiden Situationen den Gegenspieler nicht, weil ich Richtung Ball schaue, springe hoch - das ist eine ganz normale Bewegung", hadert Gomez. "Wie soll ich hochgehen zum Kopfball? Natürlich holt man aus. Ich habe in meiner Karriere drei Millionen solcher Zweikämpfe geführt."
Gomez plaudert Gespräch mit Aytekin nach dem Hinspiel aus
Wenn es einmal Gelb gebe, "dann ist es so, aber in vier Minuten eine Gelb-Rote zu geben: Das muss man schon wollen", attackiert Gomez Aytekin offen. Sein Anfangsverdacht: Aytekin wollte sich rächen - für ein Interview, das er, Gomez, nach dem Hinspiel gegeben hatte. "Ich habe ihm gesagt, er hat sich das Hinspiel gut gemerkt."
Nach dem ähnlich spektakulären 3:3 im September, ebenfalls geleitet von Aytekin, sei er vom Referee zur Rede gestellt worden, nachdem er ihn im TV kritisiert hatte : "Während ich in die Kabine gelaufen bin, ist er auf mich zugestürmt und hat gesagt: 'Wenn das die Art ist, wie man miteinander redet, dann gute Nacht'", erinnert sich Gomez nun. Deswegen habe Aytekin vielleicht "nur darauf gewartet".
"Er hat gesagt, er wisse nicht mal mehr, was er gestern gegessen habe"
Wie hat der FIFA-Schiedsrichter, in der kicker-Spielerumfrage hinter Manuel Gräfe zum zweitbesten Unparteiischen der Hinrunde gewählt, auf diesen ungeheuerlichen Vorwurf reagiert? "Er hat gesagt: Nein, er wisse nicht mal mehr, was er gestern gegessen habe", so Gomez. "Es scheint, dass es keine Rache war. So habe ich es interpretiert, doch damit lag ich falsch."
Für ungerechtfertigt hält er seine Platzverweis-Premiere dennoch - und wie Trainer Markus Weinzierl für spielentscheidend: "Ich finde schon, dass das dem Gegner noch mal einen Push gibt. Allein schon deswegen, weil du auf die erste Reihe dann nicht mehr so viel Druck ausüben kannst."