2. Bundesliga

Kommentar zum Bundesliga-Aufstieg des FC St. Pauli

Kommentar zum Aufstieg des FC St. Pauli

Göttlichs Idee und Bornemanns Werk - von Hürzeler veredelt

Blickrichtung Bundesliga: Der FC St. Pauli um Trainer Fabian Hürzeler steht als Aufsteiger fest.

Blickrichtung Bundesliga: Der FC St. Pauli um Trainer Fabian Hürzeler steht als Aufsteiger fest. imago images

Der Begriff "ausgerechnet" wird im Fußball gern überstrapaziert. Ausgerechnet im Volkspark hatte St. Pauli den ersten Matchball liegen gelassen, ausgerechnet an jenem Wochenende aber, an dem das Scheitern des einst großen Nachbarn HSV feststand, hat sich der einst kleine Nachbar nach oben verabschiedet. Es ist die Krönung einer Entwicklung, die mit der Einstellung von Sportchef Andreas Bornemann 2019 Fahrt und seit der Inthronisierung von Fabian Hürzeler als Coach vor eineinhalb Jahren rasant Tempo aufnahm.

33. Spieltag

Vereinsoberhaupt Oke Göttlich, anfangs von vielen Kritikern in erster Linie als Fan-Präsident wahrgenommen, hat sich früh daran gestört, dass "sein" St. Pauli in der Öffentlichkeit immer wieder als ambitionslos bezeichnet wurde. Unter seiner Führung hat der Kiez-Klub soziale Projekte und Marketingmaßnahmen noch größer geschrieben als zuvor, der Musikunternehmer hat aber immer darauf hingewiesen, dass in erster Linie der Sport den Ton angeben soll. Mit Bornemann gelang ihm seine wohl wichtigste Verpflichtung, weil der gebürtige Badener den Leistungsgedanken implementierte. Nicht mehr die Länge der Vereinszugehörigkeit oder alte Verdienste spielten die Hauptrolle, sondern die Inhalte.

Hürzelers Anstellung war Bornemanns deutlichstes Signal

Mit dieser Herangehensweise zog sich Bornemann zahlreiche blaue Flecke zu, nach der Freistellung von Vereinsikone und Trainer Timo Schultz im Dezember 2022 gar auch dicke Beulen, die Entwicklung aber spricht für sich. Und für ihn. Der Sport-Geschäftsführer krempelte den Kader um, schuf Transferwerte und hatte den Mut, Hürzeler mit gerade einmal 29 Jahren den Cheftrainerjob anzuvertrauen, obwohl St. Pauli seinerzeit im Zweitligaabstiegskampf steckte - es war das deutlichste Signal, dass ihm Überzeugung in eine Idee wichtiger ist als eine politische Entscheidung in eigener Sache.

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Hürzeler wiederum veredelte das von Göttlich angeschobene und von Bornemann mit Leben gefüllte Werk auf eindrucksvolle Weise. Er vermittelte der Mannschaft eine Handschrift, mit der sie über weite Strecken dieser Spielzeit Fans und Gegner gleichermaßen beeindruckte. Er gab ihr aber auch ein Rüstzeug, mit dem sie bestehen konnte, als gegen Ende dieser Saison Widerstände auftraten und die Konkurrenz ausgelesen hatte, wie St. Pauli verwundbar ist.

Die Stabilität bietet eine Perspektive in der Bundesliga

Die nachgewiesene Stabilität in der Führung und auf dem Platz, sowie wirtschaftliche Voraussetzungen, die St. Pauli in der Bundesliga zwar wieder in die einst geliebte und gelebte Rolle des Underdogs versetzen, aber nicht zum kleinsten Licht der Liga machen, bieten durchaus die Perspektive, dass der Kiez-Klub nicht zwangsläufig als Absteiger Nummer 1 in die neue Bundesliga-Spielzeit startet.

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