Er "kann diese Niederlage nicht sofort abhaken" und will diverse Einzelgespräche führen. Zudem kündigt der Fußballlehrer an: "Wenn ich im Verlauf der Woche merke, dass Spieler nicht mit 100 Prozent bei der Sache sind, werde ich sie nicht aufstellen und auch nicht in den Kader nehmen". Anlass zu dieser Sorge gibt die ungeklärte (kurzfristige) Zukunft gleich mehrerer Profis.
Ob diese womöglich mit Kopf und Herzen derzeit nicht voll beim aktuellen Arbeitgeber seien, bezeichnet Gisdol vielsagend als "gute Frage". Namen nennt der Coach natürlich nicht. Konkret betreffen könnte es indes Spieler wie Nicolai Müller (wollte nach Wolfsburg), Douglas Santos (flirtet mit Eindhoven), Walace (in Verbindung mit ZSKA Moskau) oder auch Aaron Hunt bzw. Lewis Holtby, die der Verein bei passenden Angeboten grundsätzlich gerne abgeben würde.
Die Spieler haben alle Vertrag beim HSV und werden jeden einzelnen Tag bezahlt. Deshalb erwarte ich auch von allen hundertprozentigen Einsatz.
HSV-Trainer Markus Gisdol
Derlei Fragen, fordert Gisdol, müssten "schnellstens geklärt werden". Vor allem ein Appell an die betreffenden Akteure selbst. Auch wenn diese zum Teil unverschuldet in die Zwickmühle geraten sind, hätte Gisdol für mangelnde Identifikation "nullkommanull Verständnis". Denn: "Die Spieler haben alle Vertrag beim HSV und werden jeden einzelnen Tag bezahlt. Deshalb erwarte ich auch von allen hundertprozentigen Einsatz." Findet er diesen nicht vor, bekräftigt der Fußballlehrer, werde er die angedrohten Konsequenzen ziehen.
Die Vielzahl der Spieler, deren Perspektive beim HSV im Hinblick auf kommende Saison noch auf der Kippe steht, ist ganz gewiss ein Problem. Als Erklärung fürs Pokal-Desaster taugt diese Situation aber allenfalls bedingt. Schließlich handelte es sich in Osnabrück um ein klassisches Kollektivversagen. Und gerade ein "Mentalitätsspieler" wie Kyriakos Papadopoulos, der gerade erst einen langfristigen Vertrag unterschrieben hat, ging mit denkbar schlechtem Beispiel voran.
"Ab dem Moment, als wir in Überzahl waren, haben sich Nachlässigkeiten eingeschlichen", analysiert Gisdol, "unser Passspiel war zu lahm, vor allem aber waren wir im Zweikampfverhalten nicht konsequent und hart genug." Mit dem Ligastart am Samstag gegen Augsburg mochte sich der Coach am Montagmittag derweil noch nicht beschäftigen: "Ich bin noch nicht bei Samstag."
Kostic steht vor Comeback
Gleichwohl hofft er auf neue personelle Alternativen. Linksaußen Filip Kostic steht nach seiner Kapselverletzung im Knie wieder im Mannschaftstraining. "Bei ihm sind wir sehr zuversichtlich fürs Wochenende", so Gisdol. Auch Mittelfeld-Stratege Albin Ekdal "wäre sehr wichtig". Bei dem an Rückenproblemen laborierenden Schweden muss Gisdol aber noch abwarten: "Mitte bis Ende der Woche werden wir testen, wie es aussieht."