Int. Fußball

Gericht entzieht 777 Partners die Kontrolle über Vasco da Gama

Belgische Justiz genehmigt Beschlagnahmung des Investoren-Vermögens in Belgien

Gericht entzieht 777 Partners die Kontrolle über Vasco da Gama

Fans von Vasco da Gama.

Fans von Vasco da Gama. imago/Fotoarena

Das 4. Handelsgericht des Gerichtshofs von Rio de Janeiro habe am Mittwochabend dem Antrag von Vasco stattgegeben und die Kontrolle über SAF, die Beteiligungsgesellschaft von CR Vasco da Gama, aus den Händen von 777 Partners genommen, berichten übereinstimmend mehrere brasilianische Medien am Donnerstag. Mit der von Richter Paulo Assed Estefan unterzeichneten Entscheidung würden die Wirksamkeit des Kaufvertrages und die Wirksamkeit der im Zuge des 777-Einstiegs abgeschlossenen Investitions- und Aktionärsvereinbarung vorläufig ausgesetzt, meldet GE Globo.

Zeitweilige Transfersperre im Oktober

777 Partners, seit März 2023 strategischer Partner von Hertha BSC, war im Februar 2022 mit einer Mehrheitsbeteiligung beim brasilianischen Traditionsklub eingestiegen und hatte für etwa 700 Millionen brasilianische Real (umgerechnet etwa 136 Millionen US-Dollar) 70 Prozent der Anteile übernommen. 2022 war Vasco da Gama die Rückkehr ins brasilianische Oberhaus gelungen. Laut Gericht wurden die von der 777-Tochtergesellschaft Carioca LLC entsandten fünf Direktoren aus dem siebenköpfigen Verwaltungsrat von SAF, der Beteiligungsgesellschaft von CR Vasco da Gama, abgezogen, namentlich die beiden 777-Gründer Josh Wander und Steven Pasko, zudem Don Dransfield, Nicolas Maya und Andres Blazquez.

Ex-Vasco-Profi Pedrinho, der im November des vergangenen Jahres die Präsidentschaftswahlen im Klub gewonnen und im Januar sein Amt angetreten hatte, soll in den vergangenen Monaten mit dem US-Investor immer wieder aneinandergeraten sein, was in den Antrag vor Gericht mündete. Neben der vorläufigen Aussetzung der Wirksamkeit der Verträge beauftragte der zuständige Richter auch ein unabhängiges Unternehmen mit der Erstellung eines Wirtschafts- und Finanzberichts und der Untersuchung der vom Verein in der Klage angeprangerten Buchhaltungsvorgänge. Globo berichtete unterdessen, dass 777 mit seinen Zahlungen an Vasco aktuell auf dem Laufenden sei. Im Oktober des vergangenen Jahres war der Klub aus Rio, der 1998 die Copa Libertadores gewonnen hatte, jedoch wegen nicht geleisteter Zahlungen mit einer zeitweiligen Transfersperre belegt worden.

Eskalation in Lüttich

In der vergangenen Woche war bereits die Lage beim belgischen 777-Klub Standard Lüttich wegen angeblich leerer Konten sowie ausgebliebener Gehalts- und Zahlungseingängen eskaliert. Am vergangenen Freitag hatte die aktive Fan-Szene von Standard die Absage des Spiels gegen KVC Westerlo erzwungen, indem sie die Zufahrt des Teams zum Stade de Sclessin blockiert hatte. Der frühere Standard-Eigentümer Bruno Venanzi und die Aktionäre der Stadion-Gesellschaft fordern wegen offener Zahlungen gerichtlich die Beschlagnahmung des 777-Vermögens in Belgien ein - offenbar mit Erfolg. Belgische Medien berichteten am Donnerstag, dass die Beschlagnahmung aller Vermögenswerte von 777 Partners im Land gerichtlich in erster Instanz genehmigt worden sei, einschließlich des Einfrierens der Konten und Aktien von Standard sowie der Anteile an der Immobilière Standard de Liège, der das Stadion gehört und die dem Vernehmen nach auf eine zum 15. April fällige Zahlungsrate in Höhe von 3,8 Millionen Euro von 777 Partners wartet. 777 Partners kann gegen das Urteil des Lütticher Gerichts noch Berufung einlegen. Am Mittwoch war bereits der bevorstehende Rücktritt von Standard-CEO Pierre Locht bekannt geworden. Die Lütticher Profis, darunter Hertha-Leihgabe Wilfried Kanga, sollen unterdessen inzwischen ihre April-Gehälter bekommen haben.

Die Krise von 777 Partners sorgt seit Tagen an verschiedenen Standorten rund um den Globus für Schlagzeilen. Hauptkreditgeber Leadenhall Capital Partners, ein in London ansässiger Vermögensverwalter, hatte vor einem Gericht in New York eine Betrugsklage gegen 777 eingereicht. Leadenhall wirft 777 vor, Darlehen über 350 Millionen US-Dollar mit Vermögenswerten abgesichert zu haben, die 777 angeblich nicht besaß oder angeblich bereits an andere Gläubiger verpfändet hatte. Die australische 777-Airline Bonza meldete Insolvenz an. Die im Rahmen der Multiclub-Ownership-Strategie geplante Übernahme von Premier-League-Klub FC Everton, für die 777 Partners bereits 200 Millionen Pfund aufgewendet haben soll, droht zu scheitern. Jetzt verschärft die neueste Entwicklung in Brasilien und Belgien die Gesamtsituation weiter.

Steffen Rohr