Bundesliga

Gentner: "Spätzle oder Spätzli - der Unterschied ist nicht so groß"

36-Jähriger im kicker-Interview - Teil I

Gentner: "Spätzle oder Spätzli - der Unterschied ist nicht so groß"

Ist seit dieser Saison für den FC Luzern in der Schweiz am Ball: Christian Gentner.

Ist seit dieser Saison für den FC Luzern in der Schweiz am Ball: Christian Gentner. imago images

Als Christian Gentner den Anruf gegen 13 Uhr entgegennimmt, sitzt er in einem Besprechungsraum des Luzerner Stadions. Gerade hat er mit seinen Mitspielern zu Mittag gegessen, am Nachmittag steht eine Trainingseinheit an. 

Herr Gentner, wie geht es Ihnen in der Schweiz?

Man muss das ein wenig aufteilen. In meiner Zeit in Berlin habe ich festgestellt, dass die Leute am Anfang offener sind als in Stuttgart. Die Schweizer würde ich grundsätzlich eher bei den Schwaben ansiedeln, man muss also erstmal ankommen, aber ich bin von Anfang an sehr herzlich aufgenommen worden. Deshalb kann ich sagen, es geht mir gut. Ich fühle mich wohl.

Aufteilen müssen Sie es, weil es sportlich bislang nicht gut gelaufen ist.

So ist es. Wir haben eine schlechte Hinrunde gespielt und hatten auch schon einen Trainerwechsel. Das habe ich mir natürlich anders vorgestellt, als ich im Sommer nach Luzern gekommen bin.

Mit welchen Erwartungen sind Sie denn in die Schweiz gegangen? Luzern ist in der Vorsaison Fünfter und Pokalsieger geworden.

Und wir wollen den Titel auch verteidigen. Das ist unser Ziel. Wir stehen im Viertelfinale, die Möglichkeit besteht also - in der Liga haben wir aber keine gute Hinrunde gespielt.

Nach 18 Spielen steht Luzern mit elf Punkten da.

Eigentlich wollten wir uns im oberen Tabellendrittel stabilisieren, sind aber eher in die Saison reingestolpert. Wir haben oft versucht, spielerische Lösungen zu finden, das war aber verfrüht, muss man im Nachhinein sagen. Mit den Niederlagen sind dann die ersten Zweifel aufgekommen.

Eigentlich haben wir an ein großes Abenteuer gedacht - Australien oder die USA.

Christian Gentner

Luzern ist Ihr erster Verein außerhalb Deutschlands. Hatten Sie eine Auslandsstation schon immer im Kopf oder hat sich das erst ergeben?

Ich hätte bei Union bleiben können, aber wir wollten als Familie noch was anderes machen. In Berlin habe ich alleine gewohnt, meine Frau ist mit den Kindern in Stuttgart geblieben, jetzt wollten wir wieder mehr Zeit füreinander haben. Eigentlich haben wir an ein großes Abenteuer gedacht, Australien oder die USA, aber durch die Pandemie hat es sich dann nicht so angefühlt, als könnte es dasselbe Abenteuer werden, wie es vielleicht vor fünf Jahren geworden wäre. Die Schweiz hat uns schon immer zugesagt, deshalb war das dann eine gute Option.

Urs Fischer (li.) und Christian Gentner

Trainer und Ratgeber: Bevor Christian Gentner nach Luzern ging, holte er sich Tipps bei Union-Trainer Urs Fischer. imago images

Wie lebt es sich in Luzern?

Luzern ist wirklich eine Reise wert. Die Stadt hat ungefähr 80.000 Einwohner, viele Fachwerkhäuser, Einkaufsstraßen, eine schöne Altstadt. Als ich vor dem Wechsel mit Diego Benaglio, Marco Streller und Urs Fischer über Luzern gesprochen habe, haben sie nur gesagt: "Dann arbeitest du bald dort, wo andere Urlaub machen."

Und das hat sich bewahrheitet?

Definitiv. Wir wohnen zehn Minuten außerhalb, in einem kleineren Ort in den Bergen, ländliche Gegend, Bauernhöfe, herrlicher Ausblick. Das hat mich am Anfang ein bisschen an meine Kindheit erinnert, ich bin ja auch auf dem Land aufgewachsen, wahrscheinlich fühle ich mich auch deshalb so wohl hier. Auch die Familie hat sich super eingelebt. In der Nachbarschaft gibt es Kinder im selben Alter, die kommen dann nachmittags rüber und klingeln bei uns - also wir sind hier sehr gut aufgehoben.

Klingt alles sehr idyllisch. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Meistens mit den Kindern. Wir gehen in den Bergen wandern, im Sommer sind wir oft an einen See gefahren, und meine Frau wollte auch schon Ski fahren. Ich bin da eher vorsichtig, weil es ja doch nicht ganz ungefährlich ist. Ich kann zwar schon fahren, aber ich würde mich jetzt nicht gleich von ganz oben runterstürzen. (Lacht.)

Bei der Wohnungssuche musste ich den Makler am Telefon fragen, ob er ein bisschen langsamer sprechen kann.

Christian Gentner

Wie läuft es sprachlich? Hatten Sie da am Anfang Probleme?

(Lacht.) Nein. In manchen Regionen ist es zwar wirklich schwer, alles zu verstehen, aber in Luzern geht es. Es gibt ja auch ein paar ähnliche Endungen, wenn man es mit dem Schwäbischen vergleicht. Spätzle oder Spätzli - da ist der Unterschied nicht ganz so groß. Nur bei der Wohnungssuche musste ich den Makler am Telefon schon mal fragen, ob er ein bisschen langsamer sprechen kann, aber ich glaube, ich hätte eher dann Probleme, wenn ich Spanisch oder Französisch sprechen müsste.

Warum haben Sie in Luzern die Nummer 4? Weil es Ihr vierter Verein ist?

Das hat mein Sohn auch festgestellt, aber das ist nicht der Grund. Für mich ist die Nummer nicht wichtig, die 4 war frei, dann habe ich sie einfach genommen. Vielleicht schließt sich damit ein Kreis - als ich in der Nähe von Stuttgart beim TSV Beuren mit dem Fußballspielen angefangen habe, hatte ich auch die 4.

Am Donnerstag spricht Christian Gentner im zweiten Teil des großen kicker-Interviews über die Zeit nach seiner Karriere, die Bundesliga und den VfB.

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