Bald wieder auf dem Abstellgleis? Werders Keeper Tim Wiese. dpa
Öl ins Feuer gegossen hat dabei einer der Beteiligten. Es sei Sch... auf der Bank zu sitzen und zu verlieren, kommentierte Tim Wiese, der zurückversetzte Keeper. "Doppelt bitter." Und mit dem Nachsatz verstieß er gegen eine eherne Werder-Regel, indem er den Trainer kritisierte: "Keiner hat die Entscheidung verstanden, auch ich nicht."
Ob Schaafs Maßnahme, Reinke Spielpraxis vermitteln zu wollen, weil der gegen die Spanier den Rotsünder Wiese vertreten muss, klug war, darüber streiten sich die Gelehrten. Der Coach steht zu seiner Maßnahme, die auch als Teil eines angestrebten Erziehungsprozesses bei Wiese verstanden werden darf. "Wenn Thomas durch den Wechsel eine Qualitätseinbuße befürchtet hätte", sprang Manager Klaus Allofs dem Trainer zur Seite, "hätte er dies sicher nicht gemacht."
Im Klartext: Reinke wird mehr als ein vollwertiger Ersatz angesehen, Wiese intern durchaus kritischer beurteilt. Im Team gilt die bisherige Nummer eins als Egomane, der nur seine Eigeninteressen verfolgt. Kritisch beäugt werden zudem seine mangelnde Kritikfähigkeit und seine Nähe zu den Blättern mit den Dick-Buchstaben.
"Jeder muss erkennen, dass es nicht um einzelne Personen geht", sagt Allofs allgemein, meint aber ganz gewiss Wiese. Wiese jedenfalls hat sich durch sein Verhalten und seinen öffentlichen Widerspruch ins Abseits manövriert, könnte zum Saisonende zum "schwarzen Schaf" werden. Sollte Reinke, in Bielefeld mit Naldo fehlerhaft beim Siegtor durch Eigler, gegen Barcelona überzeugen, könnte er auch in den restlichen Saisonspielen zwischen den Pfosten stehen.
Mit Reinke, der "Nummer 1b", als Rückhalt wollen die Hanseaten die klitzekleine Chance auf den Finaleinzug wahren. Dabei ist mit einer Rückkehr Womés zu rechnen, da der zuletzt auch schwache Owomoyela den gesperrten Fritz rechts ersetzen muss. Offen bleibt, zu welcher Variante im Mittelfeld (offensiv mit Hunt oder defensiv mit Jensen) Schaaf bei der Anfangself greifen wird, um nach dem 0:3 im Hinspiel doch noch das "grüne Wunder" zu vollbringen.
Hans-Günter Klemm
