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SFV sagt rund 60 Spiele ab

Staatsanwaltschaft will rasche Urteile

SFV sagt rund 60 Spiele ab

"Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt": Klaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes.

"Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt": Klaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes. imago

Nach den Ausschreitungen in Leipzig am Sonntag hatte sich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger für eine Absetzung des kommenden Spieltages in Sachsen ausgesprochen. "Ich würde die Spiele in Sachsen am kommenden Wochenende als Zeichen der Solidarität mit den Polizeibeamten absetzen," so der 61-Jährige. Dem ist der Sächsische Fußball-Verband (SFV) nun gefolgt und hat rund 60 Fu0ßball-Spiele abgesagt.

"Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt. Wir mussten Zeichen setzen", sagte SFV-Präsident Klaus Reichenbach am Dienstag. Demnach sind alle Klubs von der Kreisklasse bis zur Landesliga von den Absagen betroffen.

Gespielt wird aber in den Bezirksverbänden Dresden und Chemnitz. Reichenbach sagte zudem, dass dem Sechstligisten 1. FC Lok Leipzig der Ausschluss aus seiner Spielklasse droht. "Wir müssen überlegen, ob wir es uns auf Dauer erlauben können, so einen Verein in so einer Spielklasse zuzulassen", sagte Reichenbach: "Das muss auch den Fans klar werden, wenn sie das nicht akzeptieren, müssen wir den Verein in dieser Liga eliminieren."

Staatsanwaltschaft kündigt rasches Urteil an

Derweil hat die Staatsanwaltschaft angekündigt, zügig Anklage gegen drei tatverdächtige Personen zu erheben. Laut des Sprechers der Leipziger Behörde, Staatsanwalt Ricardo Schulz, könne dies schon in ein bis zwei Wochen der Fall sein. Gegen drei Hooligans wird derzeit wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Der Gesetzgeber sieht bei einer Verurteilung als Strafmaß eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Ein Staatsanwalt befasse sich nach Angaben von Schulz ausschließlich mit diesem Fall.

Die drei Personen kamen am Sonntag wieder auf freien Fuß. "Der Tatverdacht liegt vor, aber einen Haftgrund haben wir nicht gesehen", bestätigte Schulz. Die drei Leipziger seien nicht vorbestraft und beruflich gebunden.

Sanktionen reichen von Aufstiegsverbot bis Sperre

Laut dem Vorsitzenden Richter des SFV-Sportgerichts, Stephan Oberholz, gibt es im Strafenkatalog des Verbandes viele Möglichkeiten für harte Sanktionen. Beispielsweise könne einem Verein die Aufstiegsberechtigung entzogen werden, er könne für zwei Jahre gesperrt oder sogar aus dem Verband ausgeschlossen werden. Seiner Ansicht nach sei der 1. FC Lok auf Grund früherer Vorfälle aus tieferen Klassen durchaus als vorbelastet einzustufen.

Den konkreten Fall wollte Oberholz allerdings noch nicht bewerten. Schließlich würden die verschiedenen Berichte noch nicht vorliegen, bis Donnerstag nächster Woche soll dies geschehen. Dann werde er den Termin der mündlichen Verhandlung festlegen.

Dr. Theo Zwanziger

"Dann können wir dort nicht Fußball spielen": Dr. Theo Zwanziger. dpa

Um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden, stellte Zwanziger eine drei Punkte umfassende Prioritätenliste vor. Darin fordert er sicherere Stadien, eine intensivere Fanarbeit und funktionierende Vereinsstrukturen. In einem Radiointerview mit dem MDR hatte sich der DFB-Boss zuvor dafür ausgesprochen, Fußball-Spiele notfalls auch vor leeren Rängen stattfinden zu lassen: "Zum Fußball gehört auch eine Geisteshaltung, die nicht in eine Richtung geht, wie es am Samstag in Leipzig passiert ist. Wenn man den Fußball in dieser Weise benutzt, dann können wir dort nicht Fußball spielen. Es gibt viele andere Plätze in Deutschland, wo Fußball gespielt werden kann."

32 Polizisten und sechs Zivilpersonen verletzt

Am Sonntag war es nach dem Spiel von Lokomotive Leipzig gegen den FC Erzgebirge Aue II im Viertelfinale des sächsischen Fußball-Landespokals zu schweren Ausschreitungen zwischen Hooligans und Polizisten gekommen. Dabei wurden nach Polizeiangaben 32 Beamte und sechs Zivilisten verletzt.

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung will eine baldige Stadionsperre für den 1. FC Lok Leipzig nicht ausschließen: "Ob wir ein Stadion zeitweilig schließen können, müssen wir juristisch prüfen", sagte er am Montagabend im Rathaus. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Lok Leipzig, Frank Müller, denkt trotz der erneuten Krawalle nicht an Rücktritt, kündigte aber eine Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat an. "Ich habe Angst um den Verein", sagte Müller und fordert Hilfe von der Politik, "denn bisher kam nichts".