Nationalelf

"Jetzt bin ich voll akzeptiert"

Interview mit Leverkusens Shootingstar Gonzalo Castro

"Jetzt bin ich voll akzeptiert"

Dynamisch und flexibel einsetzbar: der Leverkusener Gonzalo Castro.

Dynamisch und flexibel einsetzbar: der Leverkusener Gonzalo Castro. imago

kicker: Mit dem Abstand einiger Tage mal Hand aufs Herz, Herr Castro: War Ihr sensationelles Tor gegen Schalke ein gezielter Schuss oder mehr ein Zufallsprodukt?

Gonzalo Castro (19): Also ganz ehrlich: Ich wollte den Ball schon ganz bewusst über die Abwehr drüberheben. Aber dass er natürlich so präzise da oben einschlägt, da war selbst ich überrascht.

kicker: Wie oft haben Sie sich die Szene mittlerweile angeschaut?

Castro: Ich hatte erst am Dienstagabend richtig Zeit dazu. Sieht gar nicht so schlecht aus.

kicker: Wie fühlt es sich an, als Matchwinner gefeiert zu werden?

Castro: Großartig, für mich das erste Mal, dass mir zwei Tore gelungen sind. Am meisten genießt man das Gefühl, dem Team geholfen zu haben.

kicker: War es das Schlüsselerlebnis, endgültig den Durchbruch in der Bundesliga geschafft zu haben?

Castro: Ich glaube, ich habe auch vergangene Saison schon brauchbare Leistungen gezeigt. Auch wenn ich dann mal ein Tief hatte. Aber im Moment klappt alles.

kicker: Dann spüren Sie als "Nesthäkchen" mittlerweile auch die uneingeschränkte Anerkennung in Leverkusen?

Gefeierter Matchwinner: Castro traf gegen Schalke doppelt und wurde von Juan und Voronin entsprechend gefeiert.

Gefeierter Matchwinner: Castro traf gegen Schalke doppelt und wurde von Juan und Voronin entsprechend gefeiert. imago

Castro: Absolut. Jetzt bin ich voll akzeptiert. Mit jedem guten Spiel und jeder gelungenen Aktion wird man selbstsicherer. Und wenn man sich gut fühlt, sind gute Leistungen möglich.

kicker: Stammplatz in der Bundesliga, dazu UEFA-Cup, jetzt stehen die Play-off-Spiele mit der U21 an - wird das irgendwann zu viel für einen erst 19-Jährigen?

Castro: Nein. Bis jetzt läuft's jedenfalls, und ich fühle mich frisch. Wenn ich aber mal spüren sollte, dass die Kräfte nachlassen, würde ich mich beim Trainer schon melden und mal ein Päuschen machen.

kicker: Mit England steht die U21 vor eine hohen Hürde.

Castro: Das wissen wir. Aber auch, dass wir jeden schlagen können, wenn wir so konzentriert spielen wie zuletzt beim 5:1 gegen Rumänien.

kicker: Sie haben bereits die Erfahrung einer U-21-EM. Was ist drin mit dem aktuellen Team?

Wir wollen unbedingt zur EM und dieses Mal ein bisschen über die Vorrunde hinauskommen.

Castro über die Perspektiven der aktuellen U21

Castro: Alles. Es fehlen zwar einige Spieler, aber wir haben trotzdem eine super Mannschaft. Und viel Selbstvertrauen. Wir wollen unbedingt zur EM und dieses Mal ein bisschen über die Vorrunde hinauskommen.

kicker: Sie könnten theoretisch auch noch die U-21-EM 2009 spielen...

Castro: Schon, aber mein Ziel ist die EM 2008.

kicker: Bundestrainer Löw hat Sie als Perspektivspieler bereits im Visier. Gab's schon Kontakt?

Castro: Nein. Aber ich habe gehört, am Sonntag gegen Schalke war sein Assistent Hans Flick im Stadion.

So schnell wie möglich.

Castro über sein Ziel hinsichtlich der A-Nationalelf

kicker: Bis wann wollen Sie den Sprung in die A-Mannschaft geschafft haben?

Castro: So schnell wie möglich.

kicker: Muss sich Löw beeilen, um zu verhindern dass Sie sich die Sache wegen Ihrer spanischen Wurzeln nochmal überlegen?

Castro: Nein, da passiert nix mehr. Ich habe mich eindeutig für Deutschland entschieden. Es war eine schwere Entscheidung, aber die richtige. Das nochmals infrage zu stellen, wäre Schwachsinn.

kicker: In der U21 spielen Sie im defensiven Mittelfeld. In Leverkusen derzeit links in der Viererkette, zuvor schon rechts. Wo spielen Sie am liebsten?

Castro: Ist mir ganz ehrlich egal. Ich will nur spielen. Ich habe in der U21 auch schon hinter den Spitzen gespielt.

kicker: Wenn Leverkusens Offensivabteilung weiter schwächelt, müssen Sie demnächst auch im Angriff ran?

Castro: Genau, als Stoßstürmer.

Interview: Michael Pfeifer