Nationalelf

"...dann werde ich Nummer eins"

Michael Rensing im Interview

"...dann werde ich Nummer eins"

Wichtige Tage mit der U21: Bayerns Torwarttalent Michael Rensing.

Wichtige Tage mit der U21: Bayerns Torwarttalent Michael Rensing. imago

kicker: Herr Rensing, Deutschland gegen England, das klingt nach einem Fußball-Klassiker. Wird es auch in den U-21-Play-Offs einer?

Michael Rensing: Die Paarung hat definitiv Brisanz. Wir haben im letzten Jahr zweimal remis gegen England gespielt, das waren starke Duelle. Einen Favoriten gibt es auch diesmal nicht.

kicker: Für Sie könnten es die beiden letzten U-21-Spiele werden, ab nächster Saison sind Sie zu alt.

Rensing: Könnten es, werden es aber nicht.

kicker: Warum so sicher?

Rensing: Weil sich unsere Mannschaft enorm entwickelt hat und wir eine sensationelle Kameradschaft haben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich zur U21 darf.

kicker: Bislang war die U21 immer eine gute Bühne für Sie, um sich zu präsentieren, solange Sie in München die Nummer zwei sind. Wie sehr wird die Ihnen fehlen?

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Rensing: Sehr. Sportlich, weil ich dort auf internationaler Bühne Spielpraxis sammeln konnte und damit Erfahrungen. Außerdem habe ich viele Freunde gefunden. Aber diese Zeit endet ja nicht. Ich will zur EM. Und dann hoffe ich, dass sich in absehbarer Zeit meine Position beim FC Bayern ändern wird.

kicker: Von zwei auf eins.

Rensing: Das ist mein Ziel.

"Ich bin Michael Rensing, nicht Olli Kahn oder sonstwer."

Michael Rensing, FC Bayern München

kicker: In diesem Sommer schied Ihre Mannschaft bei der U-21-EM in der Vorrunde gegen Portugal aus. Sie fielen durch einen Ausraster auf, verließen wütend das Feld, beschimpften den vierten Schiedsrichter. Wie viel Olli Kahn steckt in Michael Rensing?

Rensing: Ich mag diese Vergleiche nicht. Ich bin Michael Rensing, nicht Olli Kahn oder sonstwer. Jeder Fußballer hat Emotionen. Mein Gegenspieler ist absichtlich mit beiden Beinen in mich reingesprungen, ich musste verletzt raus. Da kann ich nicht ruhig bleiben. Ich würde wieder so reagieren.

kicker: Was können Sie sportlich noch von Kahn lernen?

Rensing: Wir arbeiten seit dreieinhalb Jahren zusammen. Das war sehr hilfreich für mich, ich habe viel lernen können. Ich versuche aber, meinen eigenen Weg zu gehen.

Will seinen eigenen Weg gehen: Michael Rensing.

Will seinen eigenen Weg gehen: Michael Rensing. dpa

kicker: Wie sieht der aus?

Rensing: Ich will mich zunächst mal ständig verbessern, in allen Bereichen.

kicker: Wo speziell?

Rensing: Reflexe, Rauskommen - alles gehört dazu. Das Spiel will ich zum Beispiel schneller machen. Jens Lehmann kann das sehr gut.

kicker: Weil er in England spielt.

Rensing: Stimmt. Das Spiel ist dort härter, schneller, der Torwart muss mehr mitspielen, ist mehr gefordert. Das ist für sein Spiel förderlich.

"Irgendwann würde mich die englische Liga schon reizen."

Michael Rensing, FC Bayern München

kicker: Also müssen Sie nach England wechseln, um der beste Torwart der Welt zu werden?

Rensing: Es ist kein Muss. Bei Bayern habe ich optimale Voraussetzungen. München ist mein neues Zuhause, nach der Karriere habe ich vor, hier zu leben. Ich möchte viele Jahre die Nummer eins bei Bayern sein. Irgendwann würde mich die englische Liga schon reizen. Auch der FC Barcelona wäre interessant.

kicker: Ursprünglich wollten Sie Kahn schon jetzt abgelöst haben.

Rensing: Ich hatte mir kein Ultimatum gesetzt, 2006 war eine Richtlinie. Okay, die habe ich verpasst. Aber ich habe viel lernen können und versuche, mich weiter zu verbessern, um eines Tages die Nummer eins bei Bayern zu sein.

kicker: 2008 will Kahn aufhören.

Rensing: Spätestens dann will ich im Tor stehen.

kicker: Anfang des Jahres dachten Sie noch an Abschied.

Rensing: Ich war sicher nicht begeistert, als ich mitbekam, dass der Olli verlängert hat. Ich bin sehr ehrgeizig. Aber nach vielen Überlegungen und einigen Gesprächen habe ich mich dazu entschlossen, die Situation positiv für mich zu nutzen.

kicker: Das heißt?

Rensing: Dass ich weiter hart an mir arbeite. Natürlich würde ich gerne jedes Spiel spielen, doch ich weiß: Olli ist an eins gesetzt. Also brauche ich noch ein wenig Geduld.

"Wäre ich zu einem Verein gewechselt, der nicht das Niveau von Bayern hat, hätte ich mir später wahrscheinlich in den Arsch gebissen, wenn der Platz hier frei wird."

Michael Rensing, FC Bayern München

kicker: Das muss schwierig sein.

Rensing: Ist es auch. Aber für mich zählt: Die Nummer eins ist in Sichtweite. Wäre ich zu einem Verein gewechselt, der nicht das Niveau von Bayern hat, hätte ich mir später wahrscheinlich in den Arsch gebissen, wenn der Platz hier frei wird.

kicker: Manager Uli Hoeneß sagt, Sie werden nicht nur Bayerns Nummer eins, sondern auch auf Jens Lehmann in der Nationalelf folgen.

Rensing (schmunzelt): Es zeigt, dass er ein gutes Bild von mir hat. Ich bin auf dem richtigen Weg.

kicker: Glauben Sie an Ihre Chance, es 2008 zu packen?

Rensing: Mein Ziel ist es, die Nummer eins bei Bayern zu werden. Wenn ich das bin, werde ich zwangsläufig ein Thema für die Nationalelf. Das hat ja schon die Vergangenheit gezeigt: Bringe ich bei Bayern meine Leistung, dann werde ich auch eines Tages die Nummer eins im Land.

kicker: Kahn sagt, dass er Ihnen die Rolle als sein Nachfolger zutraut, warnt aber davor, sie zu früh hineinzudrängen. Klappe es nicht, sei man als Torwart schnell weg vom Fenster.

Rensing: Es ist sicher kein einfacher Job, Torwart bei Bayern zu sein. Man steht stark im Fokus der Öffentlichkeit, muss ständig Topleistungen bringen. Aber man sollte das nicht so negativ sehen. Ich freue mich auf meine Aufgabe.

Interview: Bernd Salamon