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"Ich bin kein Schreibtischtäter"

Interview mit Urawas Trainer Guido Buchwald

"Ich bin kein Schreibtischtäter"

Guido Buchwald

Guido Buchwald will nach dem Super-Cup-Sieg im Februar am Samstag den nächsten Pokal in die Höhe stemmen. imago

Herr Buchwald, am Samstag stehen Sie als Tabellenführer am 34. Spieltag vor dem "Endspiel" gegen den Zweiten Gamba Osaka. Ist der Sekt schon kalt gestellt?

Guido Buchwald (45): Nee, nee, wobei ich nicht weiß, was der Verein vorbereitet hat. Im Fußball ist vieles möglich, aber wir sind seit 21 Spielen daheim ungeschlagen. Und wir haben alles selber in der Hand.

Denken Sie ab und zu noch an die letzte Saison, als Ihnen ein Punkt auf Meister Gamba fehlte?

Buchwald: Letztes Jahr war es ein Fünfkampf um den Titel. Wir kamen nach einer sensationellen Rückrunde von weit hinten und waren nur Außenseiter.

Freuen Sie sich auf die Unterstützung der über 60000 Fans im WM-Stadion von Saitama?

Buchwald: Absolut, da bekomme ich schon vor den Spielen Gänsehaut. Die sind einmalig, lassen sich jedes Mal etwas anderes einfallen. Das ganze Stadion ist dann in Rot, Weiß und Schwarz getaucht. Das ist natürlich Verantwortung für uns.

Überhaupt Saitama. Haben sich das Stadion und die Fans (über 40000 pro Spiel, Anm. d. Red.) als zusätzliche Motivation erwiesen?

Buchwald: Natürlich. Wenn wir nicht zwei Spiele im kleinen Stadion mit 19000 Zuschauern gemacht hätten, wäre der Schnitt noch höher. Urawa Red ist längst Kult in Tokio. Seit kurzem gibts sogar eine Urawa-Red-Bar im Zentrum der Hauptstadt.

Ich lege großen Wert auf Teamwork.

Guido Buchwald

Wo hat sich Ihr Team verbessert, so dass das "Endspiel" eine Formsache scheint, weil Sie sich gar eine Niederlage mit zwei Toren Differenz erlauben könnten?

Buchwald: Formsache gibts nicht. Wir haben uns im Defensivverhalten wesentlich verbessert, spielen sehr gut gegen den Ball. Die Ordnung stimmt, wir bekamen nur 26 Gegentore in 33 Spielen.

Welche Rolle spielte der Ex-Leverkusener Robson Ponte? Welche der Ex-Herthaner Nene?

Buchwald: Das ist ja unsere Stärke, Robson fehlte 15 Spiele mit einem Knochenausriss, Nene ist nach einem Kreuzbandriss seit sechs Spielen wieder dabei und spielt eine gute Rolle. Das zeigt doch nur unsere Ausgeglichenheit, dass jeder weiß, was er zu tun hat. Ich lege sehr großen Wert auf Teamwork.

Wie fügte sich Shinji Ono ein, der von Feyenoord kam?

Buchwald: Am Anfang sehr gut, dann bekam er Gelenkprobleme. Jetzt ist er Ergänzungsspieler.

Wie reagiert der besonnene Trainer Buchwald, in Japan als "Guido-san" verehrt, wenn sein brasilianischer Torjäger Washington zwei Elfmeter verschießt?

Buchwald: Das war hart und ich musste in der Halbzeit deutlich werden. Immerhin schoss er in der 2. Halbzeit dann zwei Tore.

Welchen Anteil am Erfolg hat Ihr Co-Trainer Gerd Engels, der längst ein Japan-Insider ist und auch die Sprache spricht?

Buchwald: Er ist mein wichtigster Partner, aber wir gehören alle zu einem Team.

Wie lange bleibt Guido Buchwald noch in Japan?

Buchwald: Darüber möchte ich nichts sagen. Mein Vertrag läuft aus und ich habe hier ein neues, gutes Angebot vorliegen. Die Entscheidung gibts noch nicht.

Vor einem Jahr waren Sie noch als möglicher Sportdirektor des DFB im Gespräch. Bedauern Sie, dass Sie es nicht wurden, zumal die Nationalelf ja recht erfolgreich ist?

Buchwald: Ich hatte ein Angebot. Aber ich will Trainer sein und kein Schreibtischtäter.