Int. Fußball

Borrelli ermittelt gegen Inter

Italien: Detektiv soll Referee De Santis bespitzelt haben

Borrelli ermittelt gegen Inter

Massimo Moratti

Bestreitet alle Vorwürfe: Inter-Präsident Massimo Moratti. imago

Vor dem Champions-League-Match gegen Bayern München herrscht nun also Unruhe bei den "Nerazzurri".

De Santis ist derjenige Referee, der im Juli wegen Spielabsprachen mit italienischen Topklubs zu einer vierjährigen Berufssperre verurteilt worden war. Inter hatte 2002 offensichtlich Verdacht gegen De Santis geschöpft. So soll dessen Kollege Danilo Nucini dem inzwischen verstorbenen Inter-Präsidenten Giacinto Facchetti Informationen über merkwürdige Kontakte zwischen De Santis und dem früheren Manager von Juventus Turin, Luciano Moggi, hingewiesen haben.

Daraufhin soll Inter Maßnahmen getroffen haben, um das Telefon von De Santis illegal abzuhören. Dabei hätten dem Klub die Beziehungen zu dem vor zehn Tagen zurückgetretenen Chef der Telecom Italia, Marco Tronchetti Provera, Miteigentümer von Inter Mailand, in die Karten gespielt.

Der engagierte Detektiv soll zudem dank seiner persönlichen Verbindungen zum Telecom-Manager Giuliano Tavaroli illegal auch den damaligen Fußball-Verbands-Chef Franco Carraro und andere Top-Manager belauscht haben.

Inter-Chef Massimo Moratti weist alle Vorwürfe zurück und dementierte auch die angeblichen Kontakte zu dem am vergangenen Mittwoch festgenommenen Tavaroli. Dieser steht in Italien im Mittelpunkt eines großen politischen Skandals. So soll er Gerüchten aus Justizkreisen zu Folge im Dienst der Telecom Italia mehrere Großunternehmer, Sportler und Politiker abgehört haben.

Opfer waren dabei unter anderem der Besitzer des AC Florenz, Diego Della Valle, die Modeunternehmer Benetton sowie die Tochter von Ex-Ministerpräsident und AC-Mailand-Besitzer Silvio Berlusconi, Marina.

Als Gegenleistung soll Tavaroli von der Telecom Italia angeblich hohe Summen auf Geheimkonten überwiesen bekommen haben. Dies streitet Tavaroli ab.

Die Untersuchung gegen Inter wird der vom Fußballverband beauftragte Staatsanwalt Francesco Saverio Borrelli übernehmen. Borelli hatte in den vergangenen Monaten bereits die Ermittlungen gegen mehrere Top-Klubs geleitet, war dann am vergangenen Mittwoch jedoch zurückgetreten und damit dem kommissarischen Verbandspräsidenten Guido Rossi gefolgt. Der 76-jährige Staatsanwalt machte jetzt einen Rückzieher, weil ihm vom neuen Verbandschef Luca Pancalli Garantien gegeben wurden, dass er die Ermittlungen ohne Hindernisse weiterführen könne.

Regierungschef Romano Prodi verurteilte am vergangenen Freitag die illegalen Bespitzelungen und sprach von einer "Verletzung des Rechts aller Bürger auf ihre Privatsphäre".

Die illegal aufgezeichneten Protokolle sollen vernichtet werden. "Wir wollen verhindern, dass die belauschten Personen auf irgendeine Weise durch die Abhörprotokolle erpresst werden", sagte Prodi.