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"Neue Zeitrechnung des Calcio"

Italien: Interview mit Roberto Mancini, Trainer Inter Mailand

"Neue Zeitrechnung des Calcio"

Inter Mailands Trainer Roberto Mancini

Titelverteidiger: Inter Mailands Trainer Roberto Mancini. dpa

Am Samstag startet die neue Saison. Ist es eine besondere, Signor Mancini?

Roberto Mancini (41): Diese Atmosphäre ist beispiellos. An ähnliche Vorfälle kann sich wohl niemand erinnern. Zuerst der Skandal, dann die WM - das beschäftigt die Leute immer noch.

Welche Auswirkungen wird das haben?

Mancini: Der Fußball ist einzigartig in seiner Schönheit, leider auch in seinen Dramen. Es ist an der Zeit, den Ball endlich in den Mittelkreis zu legen und den Fans Passion, die Essenz des Calcio, wiederzugeben.

Ist der Scudetto am Grünen Tisch ein echter Meistertitel?

Mancini: Der Zuspruch der Meisterschaft bedeutete eine enorme Befriedigung. Mehr will ich nicht sagen, denn ich bin die ständigen Polemiken leid.

Mit den prominenten Neuzugängen steht Inter beinahe in der Pflicht, den Scudetto nun auf dem Platz zu erringen...

Mancini: Wann stand denn Inter jemals nicht in der Pflicht, Meister zu werden? Niemals. Weil es ein großer Klub mit großen Ambitionen ist. Darin haben wir also Übung und auch keine Angst davor. Vor uns liegt eine neue Zeitrechnung im Calcio und wir müssen uns als würdige Protagonisten erweisen.

Wie reagierte Patron Moratti auf die Skandal-Enthüllungen?

Mancini: Eine seiner Erklärungen brachte es wohl auf den Punkt. Es sei, als habe man entdeckt, dass die Ehefrau fremdgeht. Vielleicht hattest du jahrelang den Verdacht, aber niemals die Sicherheit.

Und wie war Ihre Reaktion?

Mancini: Einiges hatte ich vermutet, aber das ganze Ausmaß, nein, das hätte ich nie für möglich gehalten.

Werden Sie die Duelle mit Juventus vermissen?

Mancini: Die erfolgreichen schon. Die Niederlagen, die oft in Polemiken endeten, sicherlich nicht. Heute weiß man, dass unsere Beschwerden oft legitime Notwehr waren.

Wie schätzen Sie die Neuzugänge ein?

Mancini: Grosso gehörte schon vor der WM zu den besten Linksverteidigern der Liga. Maicon und Maxwell sind zwei hoffnungsvolle Talente, die sich erst noch an den italienischen Fußball gewöhnen müssen. Dacourt bildet eine wertvolle Alternative im Mittelfeld, Ibrahimovic wird bei uns noch stärker werden. Zu Vieira und Crespo muss ich nichts sagen.

Zuletzt gab es mit Adriano einige Reibereien...

Mancini: Ich wünsche, dass sein Lächeln bald zurückkehrt, denn er hat den schönsten Beruf der Welt - vor allem in seinem Alter und mit seinen Anlagen. Im Fußball wie im Leben ist es wichtig, das zu schätzen, was man hat.

Wie schwer traf der Tod von Giacinto Facchetti den Verein?

Mancini: Unheimlich schwer. Er galt als Symbol dieses Klubs und war eine herausragende Persönlichkeit, von allen geschätzt und respektiert. Uns hat einer der ganz Großen des Fußballs verlassen. Deshalb widmete ich ihm auch den Erfolg im Supercup.

Welche Bedeutung hatte das 4:3 gegen den AS Rom?

Mancini: Es war wichtig, gleich das erste Pflichtspiel zu gewinnen. Insbesondere, weil wir von einem 0:3 zurückkamen. Die Moral stimmt.

Ist es schöner als Spieler oder als Trainer zu siegen?

Mancini: Zu gewinnen ist einfach schön. Am besten alles, was es zu gewinnen gibt.