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Neuer Verdacht gegen vier Vereine

Italien: Staatsanwaltschaft prüft neues Ermittlungsverfahren - Acht Personen im Visier

Neuer Verdacht gegen vier Vereine

Bei den vier Klubs soll es sich um Reggina Calcio, US Lecce, den FC Messina sowie den AC Siena handeln. Lecce und Messina waren in der abgelaufenen Saison sportlich aus der Serie A abgestiegen und blieben nur durch den Zwangsabstieg von Juventus, Florenz und Lazio in der höchsten italienischen Spielklasse.

Die Staatsanwaltschaft von Neapel, die mit ihrer Abhöraktion den Skandal aufdeckte, ermittelt mittlerweile gegen das Quartett. Geplant sei, dass die Ermittler bereits in den kommenden Tagen dem nationalen Fußball-Verband FIGC ein ausführliches Dossier über die neuen Verdachtsmomente übergeben.

Die beiden neapolitanischen Staatsanwälte Filippo Beatrice und Giuseppe Narducci, die Unregelmäßigkeiten rund um den Serie-A-Club Reggina nachgehen, haben offiziell Ermittlungen gegen acht Funktionäre aufgenommen. Einen Ermittlungsbescheid erhielt nicht nur Lillo Foti, der Präsident der kalabrischen Gesellschaft, sondern auch Schiedsrichter Massimo de Santis. De Santis wurde wegen seinen Verstrickungen in den Skandal bereits zu einem viereinhalbjährigen Berufsverbot verurteilt.

Sollten sich während der Ermittlungsarbeit Beweise für die neuen Vorwürfe ergeben, könnte der von der FIGC beauftragte Staatsanwalt Francesco Saverio Borrelli bereits in der kommenden Woche eine neue Vernehmungsrunde einläuten. Eine Verschiebung der Meisterschaft, deren Start ursprünglich für den 27. August geplant war, wäre dann unumgänglich. Auch der 25. Juli als Meldestichtag der UEFA dürfte dann nicht eingehalten werden können.

Allerdings widersprach Guido Rossi, kommissarischer Präsident des Verbandes, den Medienberichten: "Im Augenblick ist keine Verschiebung vorgesehen, die Meisteschaft wird also planmäßig beginnen", erklärte er.

Da der italienische Fußball derzeit an mehreren Fronten kämpft, wurde in einigen Medien bereits über eine komplette Absage der neuen Saison spekuliert. Ein entsprechendes Szenario befürchtet zum Beispiel die Mailänder Tageszeitung "Il Giornale" in ihrer Donnerstagsausgabe.

So ist die Saison 2006/07 alles andere als abgeschlossen. Die UEFA legte der FIGC nahe, einen Verein zum Meister zu küren, da sonst Italien sogar der Verlust eines Champions-League-Platzes drohe. Allerdings ist der Verband anderer Ansicht: "Der Scudetto muss auf dem Spielfeld erworben werden. Wir können keinen Titel anerkennen, der nicht Ergebnis eines fairen sportlichen Wettbewerbs ist", sagte Rossi der Tageszeitung "La Repubblica".

Mit dieser Entscheidung ist man bei Inter Mailand alles andere als einverstanden. Inter wurde in der Abschlusstabelle der abgelaufenen Saison hinter Juve und Milan Dritter und wähnt sich als erster Anwärter auf die Meisterschaft: "Es muss jedem klar sein, dass nicht alle Klubs in den Skandal verwickelt waren. Wir sind sauber", sagte Präsident Massimo Moratti. Eine endgültige Entscheidung soll nun eine Expertenkommission spätestens bis zum kommenden Dienstag fällen.

Unterdessen geht die personelle Erneuerung nach dem Skandal weiter. Rossi bestellte am Donnerstag Virginia Filippi zur neuen Generalsdirektorin der FIGC. Erstmals wurde damit eine Frau auf diesen Posten berufen.