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Griechenland hofft nach Suspendierung

Griechenland: Weltverband kritisiert das neue Sportgesetz

Griechenland hofft nach Suspendierung

Folgt dem Jubel die Depression?

Folgt dem Jubel eine Depression? Der griechische Verband muss die Suspendierung befürchten. dpa

Die Statuten des Weltverbandes sehen die Autonomie der Mitgliedsverbände und unabhängige Entscheidungsprozesse der Fußballinstanzen vor. Bereits im September 2005 wurde vom FIFA-Exekutivkomitee der hellenische Verband angewiesen, eine Änderung der nationalen Sportgesetzgebung bei der nationalen Regierung zu erwirken. Nur so könne der Verband wieder in Übereinstimmung mit den FIFA-Statuten und den UEFA-Bestimmungen stehen. Die gesetzte Frist läuft am 15. Juli aus.

In Griechenland stehen sich dabei vor allem Vasilios Gagatis (Verbandschef) und Sportminister Georgios Orfanos gegenüber. Dabei vertrat Gagatis die Linie der FIFA und bat um die entsprechenden Änderungen in der Gesetzgebung. Orfanos war trotz wiederholter Warnungen sowohl der FIFA als auch der UEFA nicht bereit, die betreffenden Gesetze so zu verändern, dass einzig der HFF und seine untergeordneten Fußballinstanzen die Entscheidungsgewalt haben. Ein jüngst von der Regierung präsentiertes Gesetz schätzte die FIFA sogar als neuerlichen Versuch staatlicher Einflussnahme in Fußballangelegenheiten ein.

Aber noch ist nicht alles verloren. "Die Maßnahme soll ein Warnschuss vor den Bug sein", sagte FIFA-Präsident Sepp Blatter in Berlin. Man warte nun auf ein Zeichen der griechischen Parlamentsabgeordneten, die seit Dienstag das neue Sportgesetz beraten.

"In Griechenland ist die Autonomie der Liga, der Schiedsrichter und des Disziplinarwesens nicht garantiert. Das wird alles von der Regierung gemacht, das können wir nicht akzeptieren", erklärte Blatter am Rande der WM. Das Parlament solle wissen, dass die FIFA die Angelegenheit ernst nehme.

Die Botschaft ist offenbar in Griechenland längst angekommen, doch Zwistigkeiten zwischen Sportminister George Orfanos und HFF-Präsident Vassilis Gagatsis schienen bisher einer Lösung im Weg zu stehen. "Die Lage ist sehr ernst. Orfanos spielt seit Monaten mit dem Feuer", meinte Gagatsis am Montag bei einer Pressekonferenz.

Die Forderungen der FIFA nach weniger staatlichem Einfluss im Fußball waren den Hellenen seit September 2005 bekannt. Doch anders als Polen und Portugal, die sich mit dem gleichen Problem konfrontiert sahen, wurden bisher keine Lösungen gefunden, obwohl am 15. Juli die Frist ablaufen sollte. Deshalb habe die FIFA auf das Druckmittel Suspendierung zurückgegriffen, erklärte Blatter.

Für die von Otto Rehhagel trainierte Nationalmannschaft wäre mit dem Ausschluss die Teilnahme an der Qualifikation für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz nicht möglich. Titelverteidiger Griechenland war zusammen mit Ungarn, Norwegen, der Türkei, Moldawien, Malta und Bosnien-Herzegowina in die Gruppe C der EM-Qualifikation gelost worden.

Damit sind die Nationalmannschaft, alle griechischen Klubmannschaften sowie Griechenlands Offizielle von allen internationalen Einsätzen vorerst ausgeschlossen. Zwei Funktionäre bei der WM hätten das schon zu spüren bekommen. Sie durften nicht mehr an den Sitzungen ihrer Gremien teilnehmen, berichtete Gagatsis.

Nun macht sich Zukunftsangst breit. Kurz nach Bekanntwerden der Suspendierung hätten sich die beiden zu Benfica Lissabon gewechselten Nationalspieler Giorgios Kragounis und Kosta Katsouranis besorgt bei ihm gemeldet und beklagt, Griechenland gäbe das Bild eines Dritte-Welt-Landes ab, erzählte Gagatsis.

Das moniert auch die Presse. "Die ganze Welt lacht über die Fehde zwischen Orfanos und Gagatsis", schrieb die Sportime und Sportday meinte: "Ausgerechnet zum zweijährigen Jubiläum des EM-Sieges kommt Schande über den griechischen fußball." Am Dienstag jährte sich auf den Tag genau der sensationelle EM-Erfolg bei der Euro 2004 im Finale gegen Portugal zum zweiten Mal.

Als erster Verein wäre von der Suspendierung der FC Larisa betroffen, der am 15. Juli in der dritten Runde des UI-Cups ins Geschehen eingreifen will. Die Nationalmannschaft plant ihr nächstes Testspiel derzeit noch für den 16. August gegen England.

Am 2. September sollen die Hellenen dann in Moldawien in die EM-Qualifikation einsteigen, in der sie in der Gruppe drei außerdem auf die Türkei, Norwegen, Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Malta treffen würden.