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Der Prozess ist schon vertagt

Italien: Großes öffentliches Interesse am Manipulationsskandal in Italien

Der Prozess ist schon vertagt

Gianluca Paparesta

Einer der Angeklagten: Schiedsrichter Gianluca Paparesta beim Prozessauftakt. dpa

Der Auftakt dieses größten Prozesses der Geschichte des italienischen Fußballs fand ganz in der Nähe des Stadio Olmpico in der Hauptstadt Rom statt, in einem Gebäude, in dem 1990 die Pressekonferenzen zur WM abgehalten wurden.

Vier Traditionsvereine, Juventus Turin, der AC Milan, Lazio Rom und der AC Florenz, sowie 26 Schiedsrichter, Klubchefs und Verbandsfunktionäre müssen sich in den kommenden Tagen wegen des Manipulationsverdachts verantworten. Daneben besteht auch der Verdacht der Schiedsrichter-Absprache.

Anklageführer ist Untersuchungsrichter Stefano Palazzi, der vom Fußballverband beauftragte Staatsanwalt Francesco Saverio Borrelli hatte im Vorfeld umfangreiche Untersuchungen durchgeführt.

Die schillerndste Figur in diesem Prozess, der frühere Manager von Juventus Turin, Luciano Moggi, ließ sich durch seinen Anwalt vertreten. "Big Luciano" hatte vor Kurzem in einem längeren TV-Interview mit der britischen BBC seine vollkommene Unschuld beteuert.

Nichtsdestotrotz droht den vor Gericht stehenden Klubs der Zwangsabstieg in die dritte italienische Liga, Juve zudem die Aberkennung der letzten beiden Meisterschaften.

Juve-Anwalt Cesare Zaccone legte den Richtern eine schriftliche Ausarbeitung vor, in der die Vorwürfe des Sportbetrugs bestritten werden.

Insgesamt müssen ferner neun Schiedsrichter um den ursprünglich für die WM nominierten Massimo De Santis den Ausschluss aus dem italienischen Fußball fürchten.

Das öffentliche Interesse ist immens. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" stellt das Verfahren von der Bedeutung her mit der WM in Deutschland gleich. 400 Medienvertreter aus aller Welt verfolgen den Prozess mit Interesse, dürfen jedoch nicht im Saal anwesend sein. Der Auftakt war begleitet von einem Blitzlichtgewitter zahlreicher Fotografen.

Insgesamt wollen die Richter über zwölf Stunden lang Zeugen befragen. Der kommissarische Präsident des italienischen Fußballverbands, Guido Rossi, hofft, dass es bis zum 10. Juli, spätestens aber bis zum 20. Juli zu einem Urteil kommen wird. Bis dahin muss er wissen, welche Klubs von der Serie A ausgeschlossen werden, um die Spialansetzungen für die nächste Saison erstellen zu können. Außerdem muss der italienisch Fußballverband bis zum 27. Juli bei der UEFA die komplette Liste der Klubs vorlegen, die an der Champions League teilnehmen werden.