Den Abschied aus Heerenveen absolvierte Huntelaar dann auch unterkühlt professionell. Ein Tor, ein Assist, 4:2-Sieg, das war's. Nüchternheit ist sein Markenzeichen. Der Stürmer stammt wie Guus Hiddink aus De Achterhoek nahe der deutschen Grenze. Und die Menschen dort wirft nichts so schnell aus der Bahn. Zudem wäre seine Karriere 2003 schon beinahe vorbei gewesen. PSV setzte wenig Vertrauen in den jungen Angreifer und lieh ihn an De Graafschap aus.
Der Klub stieg ab und Huntelaar kam nur zu wenigen Einsätzen ohne Treffer. Das machte ihn nicht gerade zum Objekt der Begierde. PSV lieh Huntelaar erneut aus, dieses Mal in die Zweite Liga zu Apeldoorn. Über den Umweg Unterhaus bestätigte Huntelaar, der bereits 2001 an der U-20-WM in Argentinien teilgenommen hatte, seine Qualitäten: In einer durchschnittlichen Mannschaft trumpfte Huntelaar mit 26 Treffern auf, wurde Torschützenkönig und Spieler des Jahres.
Als PSV ihn dennoch weiterhin nur ausleihen wollte, stellte sich Huntelaar quer. "Hier schenkt man mir doch kein Vertrauen", wetterte der Youngster und erzwang einen Transfer zu Heerenveen. Der Klub, der bereits Jon Dahl Tomasson und Ruud van Nistelrooy als Zwischenstation zum Erfolg gedient hatte. In der Ehrendivision zeigte sich Huntelaar weiter treffsicher: 47 Spiele absolvierte er für Heerenveen und erzielte dabei 34 Tore.
Der Stürmer hat oft den richtigen Riecher, besticht durch seine Dribblings im Strafraum auf engstem Raum und verfügt über eine präzise Schusstechnik. Nach jedem Training legt Huntelaar dafür noch eine Extrarunde Torschüsse ein. Seine Effizienz machte ihn nicht nur in den Niederlanden begehrenswert. Neben Feyenoord und Ajax interessierten sich auch der Hamburger SV und die Glasgow Rangers für den 22-Jährigen.
Doch früh entschied sich Huntelaar für Amsterdam: "Die Spielweise passt zu mir: offensiv mit Flügelstürmern, die mich füttern. Außerdem fühle ich mich noch zu jung fürs Ausland." Doch auch bei Ajax wird er kein ruhiges Leben führen. Nirgendwo ist der Druck so groß, nirgendwo steht man mehr in der Öffentlichkeit, nirgendwo sind mehr Karrieren gescheitert. Doch haben auch nirgendwo so viele große Laufbahnen begonnen wie bei Ajax. Sollte Huntelaar den großen Sprung schaffen, wird er nicht nur van Nistelrooys Nachfolger in Heerenveen. Sondern auch dessen Erbe in der Nationalelf.
Jan Leerkes