Bundesliga

"Darum sind wir stärker als 2005"

FC Schalke: Marcelo Bordon über die Unterschiede zu 2005

"Darum sind wir stärker als 2005"

Marcelo Bordon

Locker flockig mit den Meisterambitionen jonglieren: Schalkes Kapitän Marcelo Bordon. dpa

Als sie es wieder getan hatten, wurden die bösen Erinnerungen sofort wach. Mit dem 2:0-Sieg gegen den Titelfavoriten Bremen eroberte Schalke 04 vor zehn Tagen die Tabellenführung - wie 2005, als der Revierklub mit einem 1:0 am 25. Spieltag über Bayern München an die Spitze gelangte.

Und was passierte 2005? Durch eine Niederlage im nächsten Spiel in Mainz gab Schalke die Spitzenposition sofort wieder her - und Bayern wurde mit 14 Punkten Vorsprung Meister. Schalke wurde als "FC Hosenscheißer 04" verhöhnt, weil die Tabellenführung hemmte.

Auch nach dem Sieg in Bremen glaubten viele an ein Schalker Stolpern. Doch die Mannschaft von Mirko Slomka baute den Vorsprung durch den 2:0-Erfolg gegen Berlin sogar auf sechs Punkte aus. "Das war wichtig fürs Selbstvertrauen", sagt Kapitän Marcelo Bordon, der auch 2005 dabei war.

"Damals war die Situation völlig anders", sagt der Abwehrchef. "Ich erlebte meine erste Saison auf Schalke, auch Mladen Krstajic, Lincoln und Ailton waren neu im Verein. Dazu die beiden Trainerwechsel in der Hinrunde von Heynckes zu Achterberg und dann zu Rangnick - es dauerte, bis alles geordnet war. Auch ohne Trainerwechsel brauchen so viele neue Stammspieler etwas Zeit, sich einzufinden."

Man sieht, dass die Automatismen greifen und jeder weiß, was der Trainer verlangt. Darum sind wir stärker als 2005.

Marcelo Bordon

Heute hingegen sei Schalke taktisch, spielerisch und mental ein Stück weiter. Bordon: "Der Kern dieser Mannschaft spielt jetzt schon länger zusammen, hier ist etwas gewachsen. Man sieht, dass die Automatismen greifen und jeder weiß, was der Trainer verlangt. Darum sind wir stärker als 2005."

Vor der Saison kamen nur die Angreifer Peter Lövenkrands und Halil Altintop hinzu. "Eine Meisterschaft ist zu einem großen Teil Kopfsache", glaubt Bordon. "Ich habe das Gefühl, dass wir in der jetzigen Konstellation im Kopf besser drauf sind. Auch nach den jüngsten Siegen bleiben in der Kabine alle ruhig und konzentriert." Zumal der Kapitän ständig mahnt: "Wir haben noch nichts erreicht. Mit der Drei-Punkte-Regel kann es so schnell gehen, dass keiner abzuheben braucht. Auch das haben wir ja 2005 erlebt, als wir nach der Heynckes-Zeit aus dem Tabellenkeller an die Spitze gestürmt sind."

"Harte Spiele"

13 Spiele stehen noch aus. "Harte Spiele", sagt Bordon. "Wir haben seit dem neunten Spieltag nicht mehr verloren - und geben alles, damit die nächste Niederlage nicht kommt. Mit dieser Mentalität müssen wir es weiter angehen."

"Und auch dies mit einer gehörigen Portion Realismus", wie Zlatan Bajramovic beifügt. "Wir haben seit zwölf Spielen nicht mehr verloren. Das ist schon eine sehr lange Phase. Irgendwann wird eine Niederlage kommen. Dann ist es wichtig, trotzdem den Weg weiterzugehen."

Trotz aller Titelträume - auch die Chefs fordern eine Sachlichkeit, wie sie Schalke 04 selten erleben durfte. "Der Manager und ich versuchen, eine neue Gelassenheit im Verein zu etablieren", sagt Trainer Mirko Slomka. Dieser Manager, Andreas Müller, warnt: "Wir sind durch harte Arbeit nach oben gekommen, nicht durch Träumerei. Wenn wir Meister werden wollen, müssen wir weiter so hart arbeiten. Wir sind nicht zurückhaltend, sondern selbstbewusst - aber nicht euphorisch." Auch das ist ein Unterschied zu 2005.

Jean-Julien Beer