Bundesliga

Seid ihr noch zu retten? So nicht!

Hamburg: Die Hanseaten befinden sich im Schockzustand

Seid ihr noch zu retten? So nicht!

David Jarolim

Nicht zu fassen: HSV-Kapitän David Jarolim beim 0:2 gegen Bayern München. imago

Hamburgs Protagonisten redeten Klartext, weil sonstige Fortschritte ausgeblieben waren beim 0:2 im Härtetest gegen den FC Bayern. Der HSV 2007 erinnert eine Woche vorm Rückrunden-Auftakt fatal an den HSV aus dem Spätherbst 2006. Und befindet sich seit Samstag im Schockzustand. "Seid ihr noch zu retten?" fragte der kicker am Donnerstag angesichts von nur 13 Zählern zur Halbzeit. Das Team selbst gab die Antwort: So nicht!

Bereits am 27. Dezember hatte Thomas Doll sein Team zum Trainingsauftakt gebeten, "weil wir was aufzuholen haben." Aber was wurde aufgeholt?

Gegen die Bayern offenbarte der HSV nicht etwa typische "Vorbereitungs-Symptome" wie fehlende Frische, sondern elementare Probleme, die altbekannt sind und Angst machen müssen: Es gibt immer noch kein funktionierendes System ohne Regisseur Rafael van der Vaart, keine Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen und es besteht keine Ordnung.

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Dolls Analyse klingt wie eine Bankrotterklärung: "Ich bin überrascht. Vor der Pause herrschte ein kleines Durcheinander. Wir hatten keine Ordnung. Teilweise sind wir nur nebenhergelaufen, haben uns Autogramme abgeholt. Wir haben noch einen harten Weg vor uns."

Doll wurde vom Vorstand vor Weihnachten auf den Weg geschickt, den Bundesliga-Dino zu retten. Nach den ersten Schritten sind schon wieder die ersten Zweifel da. Wurde die falsche Fährte gewählt? "Ich hatte gehofft, dass wir weiter sind", bekannte Bernd Hoffmann. Am Sonntag feierte der Klubboss seinen 44. Geburtstag. Und das nicht unbeschwert. "Ich mache mir sowieso schon Sorgen. Dazu hätte es dieses Nachweises gegen Bayern nicht bedurft." Zumal die im Schongang auftraten, wie der Ex-Hamburger Daniel van Buyten verriet: "Wir waren nicht zu 100 Prozent auf dem Platz, wir wollten uns nicht verletzen."

Am Montag soll analysiert werden, ob der HSV nachrüstet. Eine Vorentscheidung aber scheint gefallen. "Es lässt sich nicht alles richten, indem man neue Spieler holt", erklärte Dietmar Beiersdorfer am Sonntag. Was alles zu richten ist, sagte der Sportchef auch. Deutlich, wie selten zuvor: "Teilweise war das nicht das taktische Verhalten einer Bundesliga-Mannschaft."

Thomas Doll

Auf der Suche nach Antworten: HSV-Coach Thomas Doll. imago

Beiersdorfer räumt ein, dass die Vorbereitung, nach der Doll eine "Aufbruchstimmung" verspürt haben wollte, keineswegs so verlaufen ist, wie sich das die Verantwortlichen vorgestellt hatten: "Wir haben es leider nicht erreicht, diese Zeit so zu gestalten, dass alle verletzten Spieler zum ersten Spiel fit sind. Jetzt fehlt es an der Abstimmung, an der Aggressivität. Das können wir uns nicht erlauben."

Mit vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer startet der Hamburger SV in Bielefeld - in der momentanen Verfassung eine Herkules-Aufgabe: Rafael van der Vaart ist noch zwei Spiele gesperrt und sein Kreativ-Ersatz Piotr Trochowski verletzt. Nigel de Jong ist noch nicht einmal bei 50 Prozent, für Juan Pablo Sorin gilt das Gleiche. Dazu wackelte gegen Bayern auch noch das erhoffte Prunkstück, die Abwehr.

"Nach Bayern wissen wir, wo wir stehen", hatte Thomas Doll angekündigt. Jetzt weiß er es: Wie im Dezember, am Tiefpunkt. "Es war eine Katastrophe", schimpfte Joris Mathijsen. Er meinte die erste Hälfte gegen die Münchner. Nicht wenige Anzeichen deuteten Samstag darauf hin, dass die eigentliche Katastrophe noch bevorsteht. Der Abstieg.

Sebastian Wolff