Bundesliga

"Für den Titel brauchen wir Lincoln"

Schalke: Trainer Mirko Slomka im Interview

"Für den Titel brauchen wir Lincoln"

S04-Coach Mirko Slomka und Regisseur Lincoln

Trainer Mirko Slomka instruiert seinen Regisseur Lincoln. imago

kicker: Ein Jahr Trainer auf Schalke - ist das ein Ritterschlag für einen jungen Trainer, Herr Slomka?

Mirko Slomka (39): Das ginge mir zu weit. Es war turbulent, ich hätte auch schon weg sein können. Aber es ist eine schöne Erfahrung, bei einem großen Klub arbeiten zu können. Man wächst an seinen Aufgaben. Jetzt haben wir die beste Hinrunde seit 35 Jahren hingelegt, sind das heimstärkste Team der Liga - das ist schon mal eine Nummer.

kicker: Wird man so Meister?

Slomka: Unsere Mannschaft hat die Qualität, Meister zu werden. Wir müssen es weiter umsetzen und wollen uns auch diese hohen Ziele stecken. In der Rückrunde haben wir nun ein Heimspiel mehr.

kicker: Bleibt es bei einem Dreikampf mit Bremen und Bayern?

Slomka: Es bleibt wohl ziemlich lange spannend. Stuttgart und Hertha bleiben auch dran.

kicker: Ohne Lincoln, der zunächst verletzt ausfiel, spielte sich Schalke nach oben. Braucht Schalke Lincoln, um Meister zu werden?

Slomka: Ganz sicher, zu 100 Prozent. Für den Titel brauchen wir Lincoln. Weil er die großen Spiele entscheiden kann. Unser 2:0 gegen Bremen war das beste Spiel der gesamten Hinrunde - und Lincoln war dabei der überragende Mann. Er kann die genialen Pässe spielen.

kicker: Aber für Lincoln müssten Sie das Erfolgssystem mit drei defensiven Mittelfeldspielern aufgeben.

Slomka: Zunächst freue ich mich, dass unser Kader inzwischen so ausgeglichen ist, dass wir einen Lincoln so gut ersetzen konnten. Aber wenn er richtig fit ist, dann ist er ein Erfolgsgarant und Stammspieler.

kicker: Ist er denn fit - oder wackelt das Knie?

Slomka: Er hat ein spezielles Programm absolviert. Ich hoffe, dass er baldmöglichst richtig dabei ist.

kicker: Ist es ein Vorteil für Schalke, dass Bremen und Bayern noch international spielen müssen?

Slomka: Nur dann, wenn wir es wie in der Hinrunde weiter ausnutzen. Bayern ist aus dem Pokal raus, wenn die in der Champions League an Real scheitern würden, wäre das sicher auch nicht gemütlich. Wir wollen währenddessen intensiv daran arbeiten, diesmal auch in den letzten Saisonspielen körperlich noch richtig präsent zu sein.

kicker: Schalke steht punktgleich mit Bremen vorn - aber nur 14,9 Prozent der kicker-Leser und gar nur 7,8 Prozent der Bundesligaprofis tippten in Umfragen auf Schalke als Meister. Was sagt Ihnen das?

Slomka: Dass es uns weiter an Glaubwürdigkeit fehlt. Daran müssen wir arbeiten. Die Diskrepanz zwischen sportlichem Erfolg und öffentlicher Wahrnehmung ist zu groß.

kicker: Ihr Vertrag läuft nach wie vor aus. Planen Sie die Zukunft so, als ob er verlängert würde?

Slomka: Wir sind sportlich erfolgreich und gehen fair miteinander um. Transfers wie etwa Gustavo sind mit mir abgestimmt. Wie es mit mir weitergeht, werden wir ohne Stress besprechen.

Interview: Jean-Julien Beer