Bundesliga

"Bei 96 stimmt die Perspektive"

Hannover: Sportdirektor Christian Hochstätter im Interview

"Bei 96 stimmt die Perspektive"

Christian Hochstätter

Neu in Niedersachsen: Manager Christian Hochstätter wurde bis 2010 verpflichtet. dpa

kicker: Herr Hochstätter, auch wenn Sie das Geschäft lange kennen: Hat es Sie überrascht, dass es mit Ihnen und Hannover so schnell ging?

Christian Hochstätter (43): Es lief in der Tat schneller als gedacht. Der Dienstag war ein turbulenter Tag. Ich war froh, nach der raschen Präsentation abends gegen zehn wieder daheim zu sein.

kicker: Hat man Sie überrumpelt?

Hochstätter: Nein, das war schon in Ordnung. Meine grundsätzliche Bereitschaft war ja nach den ersten Gesprächen da. Die Perspektive musste stimmen, und das ist in Hannover der Fall.

kicker: Wie sehen Sie denn diese Perspektive, was macht für Sie in Hannover den Reiz aus?

Hochstätter: 96 ist einer der wenigen Vereine, die in den letzten zehn Jahren aufgestiegen sind und sich behauptet haben. Ich sehe hier eine gewisse Konstanz. Außerdem kenne ich Hannover aus meiner aktiven Zeit und weiß, was hier immer los war. Das Umfeld stimmt, die Zuschauer sind fußballbegeistert, dazu gibt es ein tolles Stadion.

kicker: Sie haben gleich bis 2010 unterschrieben. Wie lauten kurz- und langfristig Ihre Pläne bei 96?

Hochstätter: Der Elf muss nun auch zu Hause gelingen, was sie auswärts gezeigt hat. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, habe auch mit Trainern der Gegner gesprochen. Kriegen wir insgesamt die Stabilität rein, spielen wir diese Saison um Platz acht bis zwölf. Die Basis ist, in den nächsten Jahren nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

kicker: Wird der Bremer Zidan eine Ihrer ersten Verpflichtungen?

Hochstätter: Ich konnte mich aktuell noch gar nicht mit Trainer Dieter Hecking besprechen, kann deshalb zu Namen nichts sagen.

kicker: Im Ringen um einen neuen Vertrag mit Robert Enke sorgt dessen Berater aufgrund Ihrer Verpflichtung für Schärfe ...

Hochstätter: Robert ist eine Säule der Mannschaft. Wichtig, dass er bleibt. Wir werden alles daransetzen. (Der Vertrag wurde inzwischen bis 2010 verlängert, d.Red.)

kicker: Es heißt, mit Trainer Hecking verbindet Sie die gleiche Philosophie. Was bedeutet das konkret?

Hochstätter: Wir wollen beide aktiven Fußball, den Gegner bespielen und das Geschehen weit weg vom eigenen Tor halten. Trainer und Betreuer der Jugend und Amateure müssen das verinnerlichen, damit sie die jungen Spieler an die Profimannschaft heranführen. Diese Ausrichtung will ich Stück für Stück in den Verein tragen.

kicker: In Gladbach fehlte diese Kontinuität zum Ende Ihrer Amtszeit. Welche Fehler von damals werden Sie gewiss nie wieder machen?

Hochstätter: Sicher würde ich heute überdenken, noch einmal im Winter sechs Spieler zu holen. Das war problematisch, brachte viel Unruhe.Aber letztlich gilt es immer, mit allen legalen Mitteln die Liga zu halten. Auch wenn es mal wie Aktionismus aussah: Schließlich haben wir das bei Borussia geschafft.

kicker: Zuletzt hat in Hannover die Zusammenarbeit zwischen Klubführung, Trainer und Manager selten funktioniert. Martin Kind ist der große Übervater, der voll auf den ebenfalls bis 2010 verpflichteten Dieter Hecking setzt. Fürchten Sie im Dreiecksverhältnis bei diesen beiden Schwergewichten die Rolle als schwächstes Glied?

Hochstätter: Ganz und gar nicht. Klar hat Martin Kind als Geschäftsführer das letzte Wort, aber damit ändert sich für mich in meiner Arbeitsweise nichts. Über allem steht doch die Vernunft, dass gute Entscheidungen stets nur im Team reifen können und im Idealfall von allen getragen werden.

Interview: Michael Richter