Bundesliga

"Ich bin nicht der Glamourtyp"

Bayern: Youngster Andreas Ottl im Interview

"Ich bin nicht der Glamourtyp"

Prima Perspektiven mit 21: Bayerns Andreas Ottl.

Prima Perspektiven mit 21: Bayerns Andreas Ottl in Aktion. imago

kicker: Herr Ottl, wann waren Sie zuletzt auf der Homepage des FC Bayern?

Andreas Ottl: Vor ein paar Tagen, wieso?

kicker: Dort kann man sich neuerdings den "Andi-Ottl-Starschnitt" runterladen, ausdrucken und als Riesenposter ins Zimmer hängen. Ist man automatisch ein Star, wenn man bei Bayern spielt?

Ottl: Das glaube ich nicht, da gehört schon mehr dazu. Ein Star wird man nicht von heute auf morgen. Die Frage ist ja: Was ist ein Star? David Beckham, weil er in der Bunte-Gala-Welt so eine hohe Aufmerksamkeit genießt? Oder Ronaldinho, weil er im Fußball so viel leistet?

kicker: Was ist für Sie ein Star?

Ottl: Ich denke, ein Star braucht keinen Glamour. Sicher wird Beckham in die Promiwelt hineingedrängt, aber es entscheidet immer die Leistung auf dem Fußballplatz, ob du ein Star bist oder nicht. So ist es ja auch bei Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger. Die sind nicht nur beliebt, weil sie so locker sind, sondern weil sie gut spielen.

Zum Thema

kicker: Wollen Sie später auch mal als Star verehrt werden?

Ottl: Das ist mir nicht wichtig. Ich bin froh, wenn ich auf dem Platz meine Leistung bringe und außerhalb meine Ruhe habe. Ich bin ein eher in sich geschlossener Mensch, bodenständig, normal. Ich unternehme wie jeder andere was mit Freunden, gehe ins Kino oder Essen. Ich bin nicht der Glamourtyp.

kicker: Ins Rampenlicht sind Sie trotzdem geraten, weil Sie beim 2:0 in Mailand ein bärenstarkes Spiel machten. Wie war das für Sie?

Ottl: Ich habe das gar nicht so empfunden, alles ging so schnell. Mittwoch spielten wir in Mailand, flogen Donnerstag zurück, Freitag ging es nach Wolfsburg. Als Fußballer hast du nicht viel Zeit, über solche Dinge recht lange nachzudenken.

kicker: Immerhin haben Sie einen Weltstar wie Luis Figo beherrscht.

Ottl: Klar sieht man vorher, gegen welchen Spieler es geht. Aber ich versuche, mir keine Gedanken über seinen Namen zu machen. Ich muss mich auf mein Spiel konzentrieren. Außerdem war an diesem Abend die Mannschaft stark, da fällt es einem jungen Spieler leichter.

kicker: Sie sind im zweiten Jahr Profi beim FC Bayern und treten plötzlich viel selbstbewusster auf als im ersten. Was hat sich verändert?

Ein Spieler, der mehr macht als andere, wird zwangsläufig besser sein.

Andreas Ottl

Ottl: Ich habe mir im Sommer einiges vorgenommen, mich schon im Urlaub vorbereitet. Ich war laufen, im Kraftraum, mit Freunden kicken. Vom ersten Tag an wollte ich Felix Magath zeigen, dass ich mehr erreichen möchte. Letztes Jahr dachte ich mir, ich schaue mir erst mal alles an. Da bist du noch schüchtern, traust dich nicht so viel. Dieses Jahr will ich näher ran an die Mannschaft. Ich will auch mal was riskieren, will Spaß haben, auch wenn ich weiß, dass ich auf meiner Position vor der Abwehr auch die Defensive im Auge haben muss.

kicker: Ein Profi, der im Urlaub zusätzlich arbeitet - das ist genau das, was Jürgen Klinsmann und Joachim Löw stets fordern.

Ottl: Ich sehe das auch so. Ein Spieler, der mehr macht als der andere, wird zwangsläufig besser sein. Klar kann ich schuften wie ich will und werde nicht so toll kicken wie Ronaldinho. Aber wie heißt es in Sönke Wortmanns Film: Wir können nicht spielen wie er, also müssen wir sehen, dass wir alle mehr laufen können. kicker: Wie weit sind Sie auf Ihrem Weg zum Topfußballer?

Ottl: Erst am Anfang. Ich bin erst 21, habe bei Bayern schon viel gelernt. Aber ich bin noch lange nicht am Ende meiner Leistungsfähigkeit. Ich will und kann noch besser spielen.

kicker: Was müssen Sie dafür tun?

Ottl: Das ist schwer zu sagen. Es geht darum, ein kompletter Spieler zu werden, noch sicherer im Passspiel, noch engagierter auf dem Platz. Solche Sachen eben.

kicker: Meister und Pokalsieger sind Sie schon mal. Welche Ziele haben Sie sich noch gesteckt?

Keine Angst vor großen Namen: Andreas Ottl schaltete in Mailand Luis Figo aus.

Keine Angst vor großen Namen: Andreas Ottl schaltete in Mailand Luis Figo aus. imago

Ottl: Sicher sind Titel die Krönungen für gute Leistung. Aber mein Ziel ist erst mal, es bei Bayern zu packen. Das ist mir ja noch lange nicht gelungen. Hier musst du dich jeden Tag zeigen, kriegst jedes Jahr neue Spieler vor die Nase gesetzt. Ich habe es noch nicht geschafft, auch wenn es gut gelaufen ist.

kicker: Gut gelaufen ist es auch in der Champions League. Was erwarten Sie für ein Spiel in Lissabon?

Ottl: Wir haben deren Sieg gegen Inter gesehen. Die machen sehr viel Druck zu Hause, sind immer zu zweit an den Männern dran, stellen sich nicht hinten rein.

kicker: Das müsste Bayern ja liegen. Ottl: Das weiß ich nicht. Wir haben uns zuletzt schwer getan mit Mannschaften, die hinten drin stehen, das stimmt. Aber Lissabon spielt sehr druckvoll. Da müssen wir verdammt gut aufpassen.

Interview: Bernd Salamon