Bundesliga

Hugo Almeida: Werders Wucht

Bremen: Portugiese mit gutem Start

Hugo Almeida: Werders Wucht

Zwei Treffer in den ersten drei Spielen: Werder-Neuzugang Hugo Almeida.

Zwei Treffer in den ersten drei Spielen: Werder-Neuzugang Hugo Almeida. imago

Überhaupt drehte sich jüngst alles auch zu Gunsten des Neuen im grün-weißen Dress. "Die letzten Wochen sind wie ein Traum", schwärmt er von sportlichen und persönlichen Hochgefühlen. Erst in der Sommerpause der Wechsel nach Deutschland, vor gut drei Wochen die Geburt seiner Tochter, dann der gelungene Start in die Bundesliga, gefolgt von der Einladung zur Nationalelf und der Aussicht darauf, nach der Rückkehr aus Portugal in Bremen das Hotelleben hinter sich lassen zu können, um mit seiner dann eintreffenden Frau Adriana und der kleinen Mariana das private Glück zu genießen.

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Hugo Almeida - auf dem Platz ist das des Vizemeisters neue Brechstange. Werders Wucht für den Angriff, "kräftig, sehr kopfballstark", wie Schaaf den Stürmer bei der Vorstellung an der Weser charakterisierte. Obwohl man, wie Sportdirektor Klaus Allofs betont, eigentlich noch gar nicht genau wisse, was dieser Mann alles drauf habe. "Er ist ein junger Spieler, der noch ganz am Anfang steht und weiter an sich arbeiten muss."

"Er verkörpert einen Stürmertyp, den wir bisher noch nicht in der Mannschaft hatten"

Thomas Schaaf, Werder Bremen

Und der eben ganz anders ist als die anderen. Anders als Goalgetter Ivan Klasnic, anders als der spielende Stürmer Miroslav Klose oder der quirlige Mohamed Zidan. "Er verkörpert einen Stürmertyp, den wir bisher noch nicht in der Mannschaft hatten", so Schaaf, der bei der U-21-EM im vorigen Mai in Portugal zu der Überzeugung gelangte, ihn zu holen. Zwei Umstände mögen den Bremern dabei in die Karten gespielt haben. Zum einen die laut Allofs "fast zufälligen Kontakte", die sich durch den Transfer des ebenfalls vom FC Porto geholten Spielmachers Diego ergeben hatten. Zum anderen womöglich auch, dass sich Hugo Almeida in Portugals enttäuschendem Team während des Endturniers nicht so ins Blickfeld zu rücken wusste. "Sie können sicher sein, dass er sich in den Beobachtungsbögen aller Klubs befand, die U-21-Spiele schauen", weiß Allofs. Doch nach nur zwei Einsätzen ohne Torerfolg schien das internationale Interesse an dem Stürmer begrenzt.

Werder jedoch hatte ihn bereits früher ins Visier genommen, hatte sich in der Champions League ein Bild von der Klasse Almeidas gemacht. Hatte gesehen, wie dieser etwa im November 2005 bei Portos 1:2 bei Inter Mailand einen Freistoß aus gut 30Metern in die Maschen gehämmert hatte. Schließlich waren sich die Hanseaten in ihrem Kandidaten so sicher, dass sie ihn für die recht hohe Gebühr von einer Million Euro ausliehen und eine Kaufoption für weitere drei Millionen aushandelten.

In Hannover nun übersprang Almeida beim Debüt seinen Ex-Kollegen Frank Fahrenhorst und nickte ein, gegen Leverkusen bewies er Torriecher beim Abstauber zum Siegtreffer. Der 22-Jährige glänzte mit verblüffend guter Technik, schnellen Dribblings und einem fast unglaublichen linken Bums - Fähigkeiten, die er nicht zuletzt seinen auf 191Zentimeter Körperlänge verteilten 93Kilo verdankt, mit denen der Riese, der sich abseits des Rasens zu seiner Angst vor Horrorfilmen bekennt, den Gegnern Furcht und Schrecken einflößen soll.

Gegen Schalke Erstmals in der Anfangself: Hugo Almeida (li.) im Duell mit Rafinha. dpa

Auf Schalke freilich ging am Freitag von Beginn an nicht viel. Als Belohnung für seine Tore in den ersten Spielen, in denen zudem Konkurrent Klasnic als Klose-Sturmpartner nicht überzeugte, hatte ihn Schaaf in die Anfangself genommen. "Darauf habe ich hingearbeitet", freute sich Almeida, der jedoch einsehen musste, "dass wir diesmal nicht richtig ins Spiel gekommen sind". Einige wenige Szenen, ein bisschen Pech bei einem zu Recht wegen Abseits nicht gegebenen Treffer - das war es aber auch schon in 90 eher mageren Minuten, die der Trainer diplomatisch beurteilte: "Kämpferisch war er voll da. Es fehlt noch die Eingewöhnung, das haben wir diesmal als Mannschaft nicht hinbekommen."

Deutsche Sprache und Denke lernen ist nun wichtig für ihn. Der Ruf des großen Luiz Felipe Scolari zu Portugals Auswahl wird Hugo Almeida, der bei einem Test im Februar 2004 gegen England (1:1) bereits einmal zum Kurzeinsatz kam, zusätzlich beflügeln. "Hart trainieren und die Ziele nie aus den Augen verlieren", hat er sich vorgenommen. Damit weitere Träume wahr werden.

Michael Richter