Bundesliga

Wettverbot schockt den deutschen Fußball!

Der Streit um bwin - Folgen für den Fußball

Wettverbot schockt den deutschen Fußball!

bwin auf dem Trikot: Der Sportwettenanbieter ist Partner etlicher Klubs, zum Beispiel Bremen.

bwin auf dem Trikot: Der Sportwettenanbieter ist Partner etlicher Klubs, zum Beispiel Bremen. dpa

Geschockt reagiert hat der deutsche Sport auf das Verbot privater Sportwetten durch das Regierungspräsidium Chemnitz. Das erließ am Donnerstag eine Unterlassungsverfügung gegen die Betandwin e.K. in Neugersdorf und die österreichische Muttergesellschaft bwin. AG in Wien (Aktenzeichen AZ 6 S 1988/05 und 6 S 1987/05). Unter Androhung von Zwangsgeld über 25000 Euro und Haftstrafen bis zu fünf Jahren wurde dem mit einem Jahresumsatz von etwa 500 Millionen Euro größten Wettanbieter in Deutschland eine Frist von 14 Tagen eingeräumt, sein Angebot einzustellen.

Vor der Entscheidung hat sich nach kicker-Recherchen Sachsens Innenstaatssekretär Jürgen Staupe bei den Innenministern der Länder rückversichert, dass alle Länder ihren Beitrag leisten, wenn das verbotene Unternehmen bwin, vormals Betandwin, mit einer angekündigten Schadensersatzklage von über 500 Millionen Euro Erfolg (siehe Interview unten) habe.

Die eventuell mit EU-Recht nicht konform gehende Entscheidung ist von bundesweiter Bedeutung. Sie betrifft Ligen, Vereine und die Werbebranche. Während bundesweit schon hunderte von privaten Wettbüros geschlossen worden sind, fürchten nicht nur im Fußball viele Vereine Schaden. Allein 20 000 der etwa 170 000 Amateur- und Jugendmannschaften im DFB tragen Trikotsätze mit dem Schriftzug "bwin". Für 299 Euro statt etwa 1500 Euro. Ab dem heutigen Montag wird das Wettunternehmen den Partnern im Amateurbereich neue Aufbügler mit dem Schriftzug "we win!" zusenden, mit denen der verbotene Schriftzug "bwin" auf den Trikots überdeckt werden soll.

Mit diesem neuen Schriftzug trat bereits Zweitligist 1860 München im Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern am Dienstag und im Meisterschaftsspiel bei Greuther Fürth am Sonntag an. Ebenso Werder Bremen im Bundesligaspiel bei Hannover 96. Bei beiden Klubs ist bwin Hauptsponsor. Verrückt: Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag will Bremen mit dem Schriftzug "bwin" auflaufen, beruft sich auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Bremen.

Die DFL muss fürchten, dass bwin als Partner abspringt. Für etwa 18 Millionen Euro pro Saison hat bwin die Auslands-Vermarktungsrechte der Liga erworben. Mit Schadensersatzklage droht auch der VfB Stuttgart, dem vom Regierungspräsidium Karlsruhe Werbung für Bwin untersagt worden ist.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert übte in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" harte Kritik an der Entscheidung: "Im Zeitalter des Internets, das Sie nicht kontrollieren können, ernsthaft den Weg des Wettmonopols mit Werbeverbot einzuschlagen und damit sehenden Auges einen schrumpfenden Markt zu schaffen, der dann auch noch zu schrumpfenden Abgaben für den Sport führt, das ist so realitätsfremd, da fehlen mir die Worte." Seiferts Vorgänger Wilfried Straub, heute Wettbeauftragter des DFB und der DFL, beklagt, dass er auf ein Schreiben vom 11.Juli an NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers mit dem Ziel, der Ministerpräsidenten-Konferenz die Auffassung des Fußballs vortragen zu können, keine Antwort erhielt.

Mit einer Klage droht auch das Deutsche Sport Fernsehen, das 15 Prozent seiner Einnahmen aus dem Wettmarkt generiert.

Rainer Franzke