Bundesliga

Gudjonsson und der Egoismus

Bochum: Neururer versteht Edvaldsson nicht

Gudjonsson und der Egoismus

Das Vertrauen des Trainers spürt Thordur Gudjonsson nicht mal in Ansätzen. Ein kurzes Gespräch neulich brachte den Isländer keinen Schritt weiter. "Persönliche Gründe", vermutet Bochums Nummer 14 hinter dieser Nicht-Beachtung, "an meiner Leistung kann das nicht liegen. Aber der Trainer stellt lieber Amateure auf." Er wird links liegen gelassen, und das wurmt den "Wikinger", wie ihn die VfL-Fans nennen.

Wohlgemerkt: Nicht Peter Neururer straft den fleißigen Mittelfeldmann mit Missachtung. Nein, der Vereins-Coach hat eine hohe Meinung von Gudjonsson, den er für einen der "Schlüsselspieler" beim Aufsteiger hält. Aber Nationaltrainer Atli Edvaldsson, früher Bundesliga-Profi in Dortmund, Düsseldorf und Uerdingen (224 Einsätze), nominierte den Bochumer weder für das Treffen mit den Schotten (0:2), noch für die nächste Partie Mittwoch gegen Litauen. Weil Gudjonsson "auf einer für ihn ungewohnten Position spielt und vor dem Wechsel nach Bochum sehr wenig Spielpraxis hatte", wie Edvaldsson begründet.

Nun, mittlerweile gehörte sein Landsmann beim Aufsteiger in allen Pflichtspielen zur Startelf (kicker-Notenschnitt: 3,13), und beim VfL feiern sie den Rückkehrer, der ablösefrei aus Las Palmas kam, als glänzenden Griff. Denn in Neururers 4-2-3-1-System versieht Gudjonsson, der heute, Montag, 29 Jahre alt wird, die wichtige Aufgabe als Aufräumer vor der Deckung mit enormem Fleiß und großer Übersicht. In seiner ersten Zeit in Bochum trat er stets in der Offensive auf, nun hat er auf Neururers Geheiß umgeschult. "Diese Position", versichert Gudjonsson, "kommt mir sehr entgegen. Jetzt habe ich das Spiel vor mir und bin mehr in die Kombinationen eingebunden."

Einziger Anflug von Kritik: "Er könnte in einigen Situationen etwas egoistischer werden", findet Neururer, der ansonsten "rundum" zufrieden ist mit dem "glänzenden Mannschaftsspieler", den er als "unheimlich zuverlässig" empfindet. Dass Atli Edvaldsson dies grundsätzlich anders beurteilt, bleibt Neururer ein Rätsel: "Das", versichert der Bochumer Coach, "kann hier kein Mensch verstehen."

Oliver Bitter