Bundesliga

Schnusenberg tobt

Schalke: Rückendeckung für Manager Müller

Schnusenberg tobt

Kevin Kuranyi

In der Kritik: Kevin Kuranyis Äußerungen fanden ein großes Echo. imago

Kuranyi: "Wenn sich nicht was tut, stehen wir vor einer schweren Saison. Immer nur Platz zwei - darauf habe ich keinen Bock mehr."

Manager Andreas Müller (44) machte Kuranyi nun klar, "dass die Einkaufspolitik nicht seine Baustelle ist, und dass er seine Meinung hinter verschlossenen Türen äußern soll". Zumal sich Müller mit Kuranyi, Trainer Mirko Slomka und Kapitän Marcelo Bordon einig ist, "dass wir uns fürs Mittelfeld noch verstärken wollen". Jedoch will Müller "nur ein tragbares Risiko eingehen, kein unkalkulierbares", um die Zukunft nicht zu gefähren. Immerhin tilgte der Schalke-Konzern im Jahr 2006 gerade 20 Millionen Euro seiner langfristigen Finanzierungen, der Verein tilgte weitere 15 Millionen. Müller: "Da muss man an anderen Stellen nein sagen."

Nach den Bemühungen um den zu teuren Stephen Appiah (Fenerbahce) gelang nun keine Einigung mit Werder wegen Leon Andreasen. Klaus Allofs lehnte einen Transfer in einem Telefonat offiziell ab. Müller: "Der Spieler will unbedingt zu uns, das hat er den Bremern auch klar gesagt. Aber wir respektieren Werder. Es liegt nun nicht mehr in unserer Hand." Slomkas Kurz-Trip nach Schweden war auch nicht erfolgreich. Müller gelassen: "Wir haben bereits eine starke Mannschaft. Wir lassen uns von keinem verrückt machen."

Deshalb platzte nun auch S04-Präsident Josef Schnusenberg im Urlaub der Kragen. "Unser Manager Andreas Müller hat bisher im Rahmen der Möglichkeiten einen sehr guten Job gemacht und die volle Rückendeckung des Vereins." Kuranyi solle nachdenken, welche Wirkung er mit seinen Aussagen erziele. Schnusenberg: "Wenn er keine Lust hat, Zweiter zu sein, hätte er daran auf dem Platz etwas ändern können. Wir als Vorstand können nur die Rahmenbedingungen vorgeben." Und hier sei unverändert ein Spagat nötig zwischen hohen Erwartungen der Öffentlichkeit und den Finanzen: "Die Einnahmen aus der Champions League kommen frühestens im Dezember. Wir werden sie vorher nicht verpulvern. Wir haben schon eine gute und teure Mannschaft, deren Lohnkosten 48,8 Millionen Euro betrugen. Die wollen wir weiter bezahlen können."

Was den Präsidenten so rasend macht: "Wieder werden Neuzugänge wie Jones, Westermann oder Rakitic schlecht gemacht. Das war bei Sand, van Kerckhoven oder Poulsen auch so. Und dann wurde geheult, als sie weg waren." Zudem stört ihn "die Heroisierung" von Spielern wie Lincoln und Hamit Altintop: "Lincoln hat seine Qualität sechsmal im Jahr gezeigt. Hamit hat im letzten Saisondrittel sein Können gezeigt - und davor dreieinhalb Jahre nicht. Wir haben keine Weltklasse-Spieler verloren." Dass beide Akteure zuletzt gegen Schalke nachkarteten, bringt Schnusenberg vollends in Rage: "Lincoln war 2004 heilfroh, nach seinen Eskapaden in Lautern überhaupt wieder einen Klub zu haben. Und wenn Hamit bei Wattenscheid09 geblieben wäre, hätten ihn die Bayern bestimmt nicht geholt."

Jean-Julien Beer