Bundesliga

Das Jahr nach Sand

FC Schalke 04

Das Jahr nach Sand

Neu: Peter Lövenkrands soll in der Offensive für Akzente sorgen.

Neu: Peter Lövenkrands soll in der Offensive für Akzente sorgen. imago

Kommen & Gehen:

Von den Leistungsträgern gingen nur Ebbe Sand (34, Karriere-Ende) und Christian Poulsen (26, ablösefrei, FC Sevilla). Im Vergleich zu den Vorjahren kamen wenig neue Spieler, dafür wurde auf die nötige Qualität geachtet: Die schnellen Angreifer Halil Altintop (23, 1.FCK) und Peter Lövenkrands (26, Glasgow Rangers) kamen ablösefrei, auch Abwehrspieler Mathias Abel (25, Mainz), der zunächst nicht für die Startelf vorgesehen ist. Druck machen die Talente aus der A-Jugend, die nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft aufrücken: Sebastian Boenisch (19), Mesut Özil (17) und Timo Kunert (19).

Tests & Tore:

Zwei Siegen gegen Lippstadt (3:1) und Karlsruhe (2:0) folgte die einzige Testspielniederlage (0:1 gegen Olmütz). Das 3:1 gegen Bordeaux war spielerisch das Highlight, gegen Maribor (1:1) und im Ligapokal (jeweils vor dem Elfmeterschießen Unentschieden gegen Leverkusen und bei Bayern München) war dieser Schritt hin zu schnellerem und attraktiverem Fußball jedoch nur in Ansätzen zu sehen. Die Tore verteilten sich auf alle Mannschaftsteile, auch Halil Altintop und Lövenkrands zeigten ihre Torgefahr.

Stärken & Schwächen

Die Mannschaft scheint stärker besetzt als im Vorjahr, weil Halil Altintop und Lövenkrands der Offensive eine neue Qualität verleihen. Schalke spielt nun wie zu Ailton-Zeiten wieder schneller nach vorne. Das Problem: Wegen Verletzungen fielen wichtige Stammkräfte wie Rafinha, Fabian Ernst und Mladen Krstajic fast die gesamte Vorbereitung aus; weil zudem Kevin Kuranyi und Spielmacher Lincoln im Ligapokal gesperrt fehlten, konnte sich die neue Stammformation nicht ausreichend einspielen.

System & Taktik:

Schalke stellt um: Weg mit der Mittelfeldraute, hin zu einem offensiveren 4-3-3. Trainer Mirko Slomka hält drei Angreifer für angebrachter, um der fordernden Arena-Kulisse mit offensiverem Fußball gerecht zu werden. Der Kader gibt auch ein 4-4-2 in allen Variationen her - je nach Situation wird umgestellt.

Zum Thema:

Trainer & Umfeld:

Im ersten Jahr nach der Ära Assauer stehen die Handelnden besonders im Blickpunkt: Manager Andreas Müller (43) ebenso wie Trainer Mirko Slomka (38), der nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr noch nicht die Akzeptanz der Fans verspürt. Müller und Slomka wollen eine neue Ära prägen - was nur gelingt, wenn sich bereits kurzfristig Erfolge einstellen. Sonst kommt Gegenwind auf. Bleibt der Erfolg aus und wird erneut die Champions League verpasst, wird sich auch die finanzielle Lage nicht entspannen.

Stimmen & Stimmungen:

Müller formulierte das Ziel offensiv wie nie in der Vereinsgeschichte: Die Mannschaft soll um den Titel mitspielen. Die Spieler akzeptieren die Vorgabe, weil man laut Spielmacher Lincoln "zur Qualität im Kader stehen sollte". Die Fans nahmen die großen Ziele dankend auf - wollen nun aber auch Taten sehen.

Fazit & Prognose:

Schlechter als im Vorjahr (Platz vier) sollte Schalke mit diesem Kader nicht abschneiden. Die Trennung von Assauer wurde auch damit begründet, nun zeitgemäßer, professioneller und zielgerichteter arbeiten zu wollen, verbunden mit der nötigen Ruhe in Vereinsführung und Umfeld. Ein Schritt, der alle Beteiligten nun auch zwingt, entsprechend zu handeln. Setzt die Mannschaft ihr Potenzial um, spielt sie oben mit.

Jean-Julien Beer