2. Bundesliga

Labbadia: "Brutaler Existenzkampf"

Greuther Fürth: Der neue Trainer über sein Konzept und die neue, starke Liga

Labbadia: "Brutaler Existenzkampf"

Bruno Labbadia

Knifflige Aufgabe zum Einstand: Greuther Fürths Trainer Bruno Labbadia. dpa

kicker: Herr Labbadia, darf man angesichts Ihrer stürmischen Vergangenheit mit 203 Toren im Profibereich davon ausgehen, dass wir unter Ihrer Regie eine sehr offensive Spielvereinigung sehen werden?

Bruno Labbadia: Unser Spiel wird zwar offensiv ausgelegt sein, aber wir sind keine Fantasten. Bei unserer Mannschaft mit den vielen jungen, offensiv ausgerichteten Spielern müssen wir extrem daran arbeiten, dass wir in der Defensive stabil stehen. Das ist wie beim Hausbau, das Fundament muss stehen. Insbesondere bei der Auswahl der neuen Stürmer haben wir darauf geachtet, dass sie defensiv für das Team arbeiten.

kicker: Stand zuerst das System und Sie haben die Spieler danach ausgesucht oder war es umgekehrt?

Labbadia: Co-Trainer Eddy Sözer und ich haben eine klare Spielphilosophie im Kopf, danach suchen wir aus - nicht nach Namen. Ein Spieler wurde uns angeboten, der hätte uns sehr gereizt. Aber wir hatten seine Position bereits mit einem 20-Jährigen besetzt und hätten im System was ändern müssen. Wir lehnten ab.

kicker: Konkretisieren Sie doch bitte Ihre Philosophie.

Labbadia: Ich bin clever genug, gewisse Sachen für mich zu behalten.

kicker: Ihr Konzept beruht auf vielen entwicklungsfähigen, dynamischen Spielern im mittleren Fußballeralter, aber es fehlen die erfahrenen Typen.

Labbadia: Mit Timm, Kleine und Fuchs hatten wir unglaubliche Abgänge, hinter Mijatovic steht ein Fragezeichen. Geht er auch, fehlen uns 32 Tore. Mehr muss ich nicht sagen. Und im Gegensatz zu den Vorjahren brachte keiner Ablöse. Solche Leute können wir nicht kaufen, die müssen wir selbst entwickeln.

kicker: Und das ist der besondere Reiz an Greuther Fürth?

Labbadia: Es ist genau der richtige Verein für einen jungen Trainer. Nicht der Name zählt, sondern die Aufgabe. Und diese ist genauso groß, als wäre ich Trainer des FCBarcelona. Hier kann man seine Vorstellungen umsetzen, das Konzept mit der tollen Jugendarbeit stimmt einfach. Und auch die Spieler wissen, dass Fürth ein hervorragendes Sprungbrett ist. Siehe Hilbert, siehe Westermann. Selbst wenn ein Profi den Klub nur als Durchgangsstation sieht, heißt das doch, er hat ein Ziel. Genau diese hungrigen Typen brauchen wir, Jungs mit Eigenantrieb.

kicker: Apropos Ziel. Greuther Fürth scheint den fünften Platz abonniert zu haben. Im kommenden Jahr könnte das schon ein Erfolg sein.

Labbadia: Soll ich Rang fünf als Ziel ausgeben? Da nenne ich lieber gar keines. Es wird eine unglaublich interessante, aber schwere Saison, ein brutaler Existenzkampf. Köln, Mainz, Gladbach, Lautern, Aachen - das ist die halbe Bundesliga. Da können wir bei den Etats nicht mithalten, die drehen jetzt schon alle am Rad. Wir müssen aus unseren Möglichkeiten das Beste machen und in Ruhe eine neue Mannschaft aufbauen.

Interview: Bernd Staib/Uwe Röser