Bundesliga

Fünf Spiele Sperre für Reimann

Frankfurt: Kocian für Ernstfall bereit

Fünf Spiele Sperre für Reimann

Frankfurts Trainer Willi Reimann ist für seine Schiedsrichter-Attacke mit einem blauen Auge davongekommen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sprach gegen Reimann wegen seiner Schiedsrichter-Attacke während des Punktspiels der Hessen am vergangenen Samstag bei Borussia Dortmund (0:2) ein Innenraum-Verbot für fünf Meisterschaftsspiele aus und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro.

Nach der Gelb-Roten Karte seines Spielers Henning Bürger (39.) war der Fußball-Lehrer vollkommen aus der Fassung geraten und wollte wutentbrannt auf den Schiedsrichter-Assistenten losstürmen. Jedoch stellte sich ihm der vierte Unparteiische Thorsten Schriever (Otterndorf) in den Weg und wurde daraufhin von Reimann zwei Mal vor die Brust gestoßen. Nach dem Platzverweis durch den Unparteiischen Hermann Albrecht (Kaufbeuren) musste sich der Coach des abstiegsgefährdeten Bundesligisten den Rest des Spiels auf einem Fernseher in den Katakomben des Westfalenstadions ansehen.

Der 54-Jährige akzeptierte am Mittwoch während der mündlichen Verhandlung das vom DFB-Kontrollausschuss vorgeschlagene Strafmaß, das Richter Dr. Rainer Koch (Poing) dann übernahm. „Wir wollen keine weitere rechtliche Auseinandersetzung. Das Strafmaß hat größte Auswirkungen auf den Verein. Aber wir akzeptieren es“, erklärte Reimanns Rechtsbeistand Christoph Schickhardt (Ludwigsburg).

Noch am Montag hatten Reimann und die Eintracht die Höhe der vom Kontrollausschuss geforderten Strafe abgelehnt und dadurch die mündliche Verhandlung ermöglicht. Die Sitzung in der Frankfurter DFB-Zentrale nahm dann aber eine Wende, denn kurz vor Verhandlungsbeginn überraschte Reimanns Anwalt mit einer persönlichen Erklärung seines Mandanten in zehn Punkten, in der die Höhe der Strafe akzeptiert und das Gericht gebeten wurde, ohne Beweisaufnahme darüber zu entscheiden.

Heribert Bruchhagen, Vorstands-Vorsitzender der Eintracht Fußball AG, begründete den überraschenden Schritt.: „Wir mussten uns erst eine Meinung bilden, wie wir mit der angedrohten Strafe umgehen“. Sportrichter Dr. Rainer Koch (Poing) ging darauf ein und wertete die Erklärung als Schuldeingeständnis.

Reimann bedauerte sein Auftreten: „Das Verhalten aller Schiedsrichter ist völlig korrekt gewesen“. Seine Darstellung in der Pressekonferenz, als er Schriever als „Rambo“ bezeichnet hatte und den Unschuldsengel mimte, bezeichnete der Eintracht-Coach als „unbedacht und unsinnig“. In mehr als 20 Jahren als Trainer habe er die Regeln immer akzeptiert und nie einen Konflikt mit den Unparteiischen gehabt.

Die späte Einsicht ersparte dem 54-Jährigen ein durchaus angedachtes befristetes Berufsverbot. „Ich habe lange darüber nachgedacht, weil ein solches Verhalten eine harte Strafe erfordert. Sechs, acht Wochen wären möglich gewesen“, sagte der Kontrollausschuss-Vorsitzende Horst Hilpert (Bexbach), der von einem „verfrühten Ostergeschenk“ für Reimann sprach.

Auf der Trainerbank vertreten wird "Chef" Willi Reimann durch seinen Assistenten Jan Kocian. Was sich konkret für den Co-Trainer ändert, wird detailliert ab heute diskutiert. "So viel wird auf mich nicht zukommen", glaubt der 26-malige Nationalspieler.

Der 46-Jährige ist einer, der lieber im Hintergrund agiert. Ein ruhiger Typ, der sich Emotionen auch in hektischen Phasen kaum anmerken lässt. 1990 war er als Kapitän der CSFR-Nationalelf WM- Teilnehmer. Dukla Banska Bystrica, Petra Drnovice, FC Kosice waren die Cheftrainer-Stationen des 90-fachen Bundesligaspielers (FC St. Pauli/88-91). 1999 ging Kocian als Co-Trainer zum 1. FC Köln; seit 2002 steht er Reimann zur Seite.