Nationalelf

Flick "will eine Mannschaft sehen, die weiß, was sie zu tun hat"

Musiala in der Startelf - Havertz und Gosens als Alternativen

Flick "will eine Mannschaft sehen, die weiß, was sie zu tun hat"

Hat weiter Vertrauen in seine Mannschaft: Bundestrainer Hani Flick.

Hat weiter Vertrauen in seine Mannschaft: Bundestrainer Hani Flick. IMAGO/Avanti

Aus Wembley berichtet Oliver Hartmann

Der große Bahnhof blieb aus, als Hansi Flick am Sonntagabend pflichtgemäß zur obligatorischen Pressekonferenz in den Katakomben des Wembleystadions erschien. Lediglich fünf Kameras waren auf den Bundestrainer gerichtet, als er vor knapp 30 Medienvertretern nochmals auf die ernüchternde 0:1-Pleite gegen Ungarn einging und einen Ausblick auf den Klassiker am Montag gegen Gastgeber England gab.

"Wir haben ein bisschen was gutzumachen, das wollen wir auf dem Platz zeigen", forderte Flick einen versöhnlichen Abschluss der Gruppenphase in der Nations League - vor allem deshalb, um die durch die unerwartete Ungarn-Pleite mächtig eingetrübte Atmosphäre bei den Fans und vor allem im eigenen Lager wieder etwas aufzuhellen. "Es ist grundsätzlich wichtig, wenn man gewinnt, weil es eine positive Stimmung und der Mannschaft Vertrauen in die eigene Qualität gibt", sagte Flick.

Wir dürfen das Vertrauen in die Mannschaft nicht verlieren, das tun wir auch nicht.

Hansi Flick

Die in vielerlei Hinsicht arg defizitäre Vorstellung am Freitag hat der Bundestrainer, der in den ersten Stunden nach der Pleite auch persönlich sehr enttäuscht wirkte, mit zwei Tagen Abstand abgehakt und aufgearbeitet. Wichtigste Erkenntnis: Seinen grundsätzlichen Kurs stellt der Bundestrainer nicht in Frage, und auch das grundsätzliche Vertrauen in sein Personal ist durch die erste Niederlage im 14. Pflichtspiel als DFB-Chefcoach in keinster Weise angekratzt. "Wir dürfen das Vertrauen in die Mannschaft nicht verlieren, das tun wir auch nicht", beschwor er und legte nach: "Ich vertraue der Mannschaft absolut."

Nations League, 5. und 6. Spieltag

"Vertrauen" war das Wort, das Flick in den rund 20 Minuten am häufigsten verwendete - auch bei der Antwort auf die Frage, welche Lehren er aus der Ungarn-Pleite für das letzte Spiel vor der Nominierung des WM-Kaders gezogen habe. "Es geht darum, den Spielern Vertrauen zu schenken und sie zu stärken. Das war die Aufgabe gestern und heute, das haben wir gemacht", entgegnete der Bundestrainer, denn die Vorstellung am Freitag habe "uns alle mitgenommen, weil wir uns einiges mehr vorgenommen haben".

Flick will vor allem Überzeugung sehen

In Wembley, für Flick "eines der schönsten Stadien auf der Welt", will der Bundestrainer das sehen, was er gegen Ungarn am schmerzlichsten vermisste: "Überzeugung. Wir wollen eine Mannschaft sehen, die überzeugt ist, die weiß, was sie zu tun hat, und die Spaß hat." Mit welchem System und vor allem welcher Formation er die Aufgabe in Angriff nehmen wird, ließ Flick weitgehend offen. Er legte sich lediglich fest, dass Marc-André ter Stegen erneut den mit dem Coronavirus infizierten Stammtorhüter Manuel Neuer vertreten wird und Jamal Musiala in die Startelf aufrückt. In der dürfte Nico Schlotterbeck den gesperrten Innenverteidiger Antonio Rüdiger ersetzen und so mit Niklas Süle einen Dortmunder Abwehrblock bilden.

Havertz und Gosens als erste Alternativen

Weitere Kandidaten als Aufrücker in die Anfangsformation sind Kai Havertz, für den möglicherweise Timo Werner weichen muss, und Robin Gosens als Alternative für den zuletzt formschwachen Linksverteidiger David Raum. Gosens war zum letzten Mal vor über einem Jahr beim 4:0 gegen Island dabei, danach bremsten den Italien-Legionär eine schwere Sehnenverletzung im Oberschenkel und Formprobleme aus.

Auf dem Papier ist die Partie am Montag bedeutungslos, da England als Tabellenletzter vorzeitig abgestiegen ist und die DFB-Auswahl die Final Four nicht mehr erreichen kann. Die besondere Brisanz in diesem ohnehin stets brisanten Duell liegt darin, dass es auch für die Engländer und ihren schwer in die Kritik geratenen Nationaltrainer Gareth Southgate die letzte Gelegenheit ist, die im Keller angekommene WM-Stimmung wenigstens ein bisschen aufzuhellen.

Flick brach gegenüber den englischen Medienvertretern eine Lanze für seinen angeknockten Kollegen, mehr kann und will er am Montag nicht für ihn tun.  

Fünf Fünfer: Die kicker-Noten zur DFB-Pleite gegen Ungarn