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"Wissen nicht, wo und wann": FIFAe-WM als Eiertanz um Saudi-Arabien

Wann machen FIFA und EA es offiziell?

FIFAe-Weltmeisterschaften: Der Eiertanz um Saudi-Arabien

FIFAe Nations Cup: Startet Brasilien die Mission Titelverteidigung in Saudi-Arabien?  

FIFAe Nations Cup: Startet Brasilien die Mission Titelverteidigung in Saudi-Arabien?   FIFA via Getty Images

Offen sprach DFB-eNationaltrainer Matthias 'STYLO' Hietsch am Donnerstagabend im kicker eSport Talk über den FIFAe Nations Cup 2023 - und die Reise nach Saudi-Arabien. Zuvor soll ihm zufolge schon der FIFAe Club World Cup im Wüstenstaat stattfinden. Entsprechend wäre RB-Leipzig-Profi und eNationalspieler Umut 'RBLZ_Umut' Gültekin bereits "eine Woche vor uns in Saudi-Arabien". 'STYLO' werde mit dessen Teamkollegen gemeinsam dorthin fliegen.

Trotz fehlender Bestätigung vonseiten der FIFA oder EA SPORTS deutet somit endgültig alles auf Saudi-Arabien als Austragungsort der FIFAe-Weltmeisterschaften hin. Die ersten handfesten Anhaltspunkte dafür waren schon vor über einem Monat aufgekommen. Marc André Lenhard, Head of RBLZ Gaming, konnte dahingehend noch nichts bestätigen. Was darauf hinweist, dass nicht nur die Öffentlichkeit von den Veranstaltern im Dunkeln gelassen wird.

Wir haben uns für ein Turnier qualifiziert und wissen gar nicht, wo und wann.

Marc André Lenhard, Head of RBLZ Gaming

"Wir haben die ganze Zeit gewartet. Wann wird es offiziell kommuniziert? Wann können wir als Verein sagen, wohin es geht?", erzählte Lenhard ebenfalls in unserem Stream. "Wir haben uns für ein Turnier (FIFAe Club World Cup, Anm. d. Red.) qualifiziert und wissen gar nicht, wo und wann. Wir sind selbst gespannt, ob es nach den Play-offs am Wochenende endlich offiziell wird." Viel Zeit bleibt der FIFA und EA SPORTS wohl nicht mehr, schon bald soll die erste Weltmeisterschaft ausgetragen werden.

Zwei Wochen zwischen Ankündigung und Austragung?

Vom Abschluss der Klub-WM am "8. Juli" sprach 'STYLO'. Drei Tage später solle die eNationalmannschaft schon in den FIFAe Nations Cup einsteigen. Die FIFAe Finals würden nach diesem Zeitplan bereits in der übernächsten Woche beginnen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden die Weltmeisterschaften in Kopenhagen Mitte Mai verkündet. Der FIFAe World Cup machte 2022 vom 14. bis 17. Juli den Anfang - fast zwei Monate zwischen Ankündigung und Austragung.

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Dieses Jahr könnte es sich um nicht mal zwei Wochen handeln. Was auch im Hinblick auf das mutmaßliche Reiseziel zum Problem werden kann. Gerade für Europäer stellt Saudi-Arabien eine unverhältnismäßig größere organisatorische Herausforderung dar als Dänemark. Visa für Aufenthalte geschäftlicher oder journalistischer Art müssen laut Auswärtigem Amt "durch die jeweilige saudi-arabische Auslandsvertretung ausgestellt" werden. Bürokratie, die ihre Zeit braucht.

"Zur Professionalität, nach der wir alle streben, gehört eine gewisse Transparenz und Planungssicherheit", meinte Dominik Kupilas, Head of Business Development & eSports bei Werder Bremen, der die Runde komplettierte. "Da haben wir in den letzten Jahren im eSport extreme Schritt gemacht. Nicht zu wissen, wo man in zwei Wochen sein muss, gehört nicht dazu." Der Funktionär sei "ein Stück weit tatsächlich froh", sich für Bremen mit diesen Themen "nicht ganz so intensiv auseinandersetzen zu müssen".

Ich kann gar nicht genau sagen, wie wir uns positioniert hätten. Weil es schon sehr stark unsere Werte kompromittiert, was dort Usus ist.

Dominik Kupilas, eSport-Chef des SV Werder Bremen

Damit meinte Kupilas nicht nur die Ungewissheit hinsichtlich der Planung. Vielmehr wurde auch die moralische Ebene angesprochen, die FIFAe-Weltmeisterschaften in Saudi-Arabien mit sich brächten. "Ich kann ehrlicherweise gar nicht ganz genau sagen, wie wir uns positioniert hätten. Weil es schon sehr stark unsere Werte kompromittiert, was dort Usus ist", sagte Kupilas. Werder ist 2023 mit keinem eSportler für eines der besagten Finalturniere qualifiziert.

"Ich kann mit Fug und Recht behaupten, ich wäre nicht hingereist", so der Bremer eSport-Chef weiter. Den Luxus des Konjunktivs wird Lenhard nicht haben. "Es ist schwierig. Findet es dort statt, reisen wir auch hin", stellte der RBLZ-Boss klar. "Trotzdem unterstützen wir das nicht und werden versuchen, unsere Werte auch während der Turniere zu vermitteln. In dem Rahmen, in dem es möglich ist." Der ethisch-sportliche Grat schien für alle Talk-Gäste ein schmaler zu sein.

Saudi-Arabien im Kontrast zu FAMEHERGAME

Saudi-Arabien wird international von Experten wie Organisationen immer wieder für seine bedenkliche Menschenrechtslage kritisiert. Über die problematische Situation für Mitglieder der LGBTQ+-Community hinaus steht das Königreich auch wegen der stark eingeschränkten Frauenrechte am Pranger. Gerade vor dem Hintergrund des jüngsten FAMEHERGAME-Projekts der FIFA sieht Lenhard eine Diskrepanz in den Stoßrichtungen des Weltverbands.

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"Auf der einen Seite legt die FIFA wert auf Förderung von Frauen im eSport. FAMEHERGAME war eine tolle Initiative", meinte der Leipziger. "Auf der anderen Seite steht dann Saudi-Arabien, wenn es denn so kommt." RB würde weder eSportlerin Lena 'RBLZ_Lena' Güldenpfennig noch Content Creatorin Ebru 'RBLZ_Ebru' Önal nach Saudi-Arabien schicken: "Lena wird dort ja ohnehin nicht spielen. Aber selbst als Content Creator ergibt es als Frau keinen Sinn, dorthin zu reisen."

Zögern von FIFA und EA SPORTS als Strategie?

Bleibt die Frage, warum die FIFA und EA SPORTS die Verkündung immer noch hinauszögern. Eine definitive Antwort gibt es nicht. Im Twitch-Chat zum kicker eSport Talk wurde mehrfach spekuliert, dass die FIFA aus der Jahre andauernden Kritik an der WM 2022 in Katar "gelernt" habe. Möglich ist auch, dass die Planung aufgrund etwaiger Schwierigkeiten ins Stocken geraten ist. Und die Veranstalter wirklich noch nicht mit Gewissheit sagen können, wohin es denn nun geht.

Zumindest der DFB um eNationalcoach 'STYLO' scheint für den FIFAe Nations Cup allerdings schon mal eingeweiht worden zu sein. Auch wenn Hietsch im weiteren Verlauf des Talks ebenfalls betonte, es sei "noch nichts offiziell". Auf Nachfrage durch kicker eSport haben sich weder die FIFA noch EA in den vergangenen Wochen dazu geäußert.

Die FIFAe-Weltmeisterschaften und ihr mutmaßlicher Austragungsort Saudi-Arabien geraten zum Eiertanz. Darunter leiden könnten einige Spieler und Teams, die ihre Reisen zu den Highlight-Events der Saison wohl in Rekordzeit organisieren müssten.

Niklas Aßfalg

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