Bundesliga

BVB-Talent Jayden Braaf: Fehltritte auf und neben dem Platz

Youngster hinkt Erwartungen hinterher

Fehltritte auf und neben dem Platz: BVB-Talent Braaf enttäuscht im ersten Halbjahr

Blieb bislang hinter den Erwartungen: Jayden Braaf.

Blieb bislang hinter den Erwartungen: Jayden Braaf. imago images

Sein Kurzeinsatz in Meppen verdeutlichte die Probleme. Zehn Minuten waren Jayden Braaf beim 2:0-Erfolg von Borussia Dortmunds U23 Ende Oktober vergönnt. Recht wenig Zeit, klar. Zugleich aber die Möglichkeit, sich Trainer Christian Preußer und seinem Team anzubieten, mit Arbeitseifer und Umsicht. Stattdessen indes verzettelte sich der 20-jährige Niederländer und vertändelte beim Zwischenstand von 1:0 zwei Konter, weil er erst nur sich und sein mögliches Premierentor im Kopf hatte und dann im Passspiel zu ungenau blieb. Final stand ein ungenügender Jokereinsatz unter dem Bilanzstrich. Es blieben seine letzten Drittliga-Minuten im Jahr 2022.

In Meppen habe Braaf "unglücklich" gewirkt, rekapitulierte Coach Preußer unlängst - und das war nicht nur eine ziemlich exakte Beschreibung seines Auftritts im Emsland, sondern gleichfalls passend für sein erstes Halbjahr im Trikot des BVB. Braaf hinkt den Erwartungen hinterher. Sicher hatte niemand erwartet, dass der Offensivspieler, der es auf der Außenbahn, als hängende Spitze oder im Zweierangriff kann, sogleich vollends durchstartet. Wegen eines im April 2021 erlittenen Kreuzbandrisses hatte Braaf über ein Jahr aussetzen müssen. Zudem kam der junge Mann im Sommer von Manchester City - Anpassungs- und Eingewöhnungszeit waren da also fest einkalkuliert. Nicht aber, dass Braaf bis zum Jahresende derart durchhängt.

Braafs Qualitäten sind nur in Ansätzen zu sehen

Kein anderes Zwischenfazit ist derzeit zu ziehen. Wenn, dann war Braafs Qualität nur in spärlichen Ansätzen zu sehen: Beim 1:2 gegen Oldenburg Mitte September erarbeitete sich der trickreiche Angreifer zwei Top-Chancen, weil er sich schnell und leichtfüßig um seine Gegenspieler wandt - schön anzusehen, doch nicht von Erfolg gekrönt, weil seine Abschlüsse unplatziert kamen. So wartet er nach sieben Einsätzen weiter auf eine Torbeteiligung. Die ersten drei Spieltage verpasste Braaf noch wegen des Aufbautrainings, danach qualifizierte er sich für insgesamt nur 265 Spielminuten, in denen er jeweils knapp 30 Prozent seiner Zweikämpfe und Dribblings gewann (kicker-Note 3,63).

Hilfreich war er der ohnehin oftmals strauchelnden U23 so keineswegs. "Er macht noch nicht das, was wir von ihm erwarten", sagte der Sportliche Leiter Ingo Preuß kürzlich den Ruhr Nachrichten. "Aktuell fehlen mir sieben oder acht Tore, mit denen ich trotz seiner Verletzungsmisere gerechnet hatte. Im August habe ich gedacht: Jetzt ist er soweit. Dasselbe habe ich im September und Oktober gedacht. Mittlerweile ist das Jahr fast rum. Seine Entwicklung ist bislang nicht zufriedenstellend." Trainer Preußer konkretisierte im Gespräch mit dieser Redaktion: "Ein großes Thema für ihn ist die Körperlichkeit. Er ist noch nicht in der Lage, über einen längeren Zeitpunkt auf dem Platz zu stehen." Braaf fehle es an Dynamik, Spritzigkeit und Durchsetzungsvermögen.

Beim Jahresabschluss gegen Aue ist Braaf außen vor

Neue Motivation? Kürzlich war Jayden Braaf mit den Profis auf Asien-Reise.

Neue Motivation? Kürzlich war Jayden Braaf mit den Profis auf Asien-Reise. Getty Images

Seine Einwechslungen seien "durchwachsen" verlaufen, hinzu kam die Minusleistung in Meppen. "Das alles haben wir mit ihm besprochen und in den vergangenen Wochen konkret an der Fitness gearbeitet. Deshalb war er auch nicht dabei", so Preußer, der Braaf in der letzten Liga-Partie des Jahres gegen Aue (0:1) nicht mal auf die Bank setzte. "Er ist ein Tempospieler, man merkt ihm aber an, dass er lange verletzt war. Im Eins-gegen-Eins muss er eigentlich komplett herausragend sein in der 3. Liga. Das haben wir aber noch nicht geschafft." Er hoffe, dass Braaf durch die Asien-Reise, die er kürzlich mit den Profis absolvieren durfte und mit immerhin einem Testspiel-Treffer abschloss, "neue Motivation schöpft".

Denn auch darin bestand anscheinend ein Defizit - am unbedingten Wille schien es Braaf in seinen ersten Monaten zu mangeln. Vielmehr verfiel er offenbar in alte Muster: Schon während seiner Zeit bei der PSV Eindhoven und bei Manchester City soll Braaf mit Undiszipliniertheiten negativ aufgefallen sein - nach kicker-Informationen war dies auch im ersten Halbjahr bei der Borussia der Fall, wofür der Niederländer finanziell sanktioniert wurde. Dadurch rückt der BVB nicht von ihm ab oder zweifelt nun grundlegend an seiner charakterlichen Eignung. Der Druck auf das Top-Talent wächst aber zusätzlich. Und Braafs im Sommer formulierte Beteuerung, er sei "kein Badboy", werde nur von unwissenden Leuten in der Öffentlichkeit dazu gemacht, verliert an Wert.

Braaf muss sich 2023 deutlich steigern

Das Pflichtenheftchen des jungen Angreifers, der ablösefrei kam, bis 2025 unterschrieb und mit der klaren Absicht verpflichtet wurde, ihn über die U23 an die Profi-Abteilung heranzuführen, ist fürs kommende Jahr dadurch äußerst prall gefüllt: Zum einen muss er sich auf dem Platz deutlich steigern und kontinuierlich zeigen, dass aus gutem Grund nach wie vor von dessen Fertigkeiten im letzten Drittel, seiner Stärke im Eins-gegen-Eins und seiner Cleverness im Abschluss geschwärmt wird. Zum anderen sollte er tunlichst darauf achten, sich voll und ganz in die Gruppe einzufügen und Verabredungen einzuhalten. Sonst werden die Zweifel an ihm zügig größer.

Leon Elspaß

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