Basketball

Euroleague-Dominator Vezenkov: Der Mann mit dem schnellen Wurf

Olympiakos-Forward trumpfte in dieser Saison auf

Euroleague-Dominator Vezenkov: Der Mann mit dem schnellen Wurf

Dominierte die Euroleauge: Olympiakos-Forward Sasa Vezenkov (M.).

Dominierte die Euroleauge: Olympiakos-Forward Sasa Vezenkov (M.). IMAGO/MN Press Photo

Die Play-offs waren noch weit entfernt, als Mike James, Monacos schillernder Superstar, im Dezember 2022 mal richtig Dampf abließ. "Jo echt. Warum ist Vezenkov immer offen? Er bewegt sich sicherlich elitär abseits des Balls - aber warum bereitet ihr euch darauf nicht vor?", schrieb der US-Amerikaner auf Twitter.

Ob James Anerkennung für einen wirklich ernstzunehmenden Konkurrenten im MVP-Rennen aufbrachte oder vielleicht auch etwas Frust aufkam, wie Vezenkov verteidigt wird - James selbst spart schließlich nicht mit Kritik an allzu harter Defensive, die sich einzig und allein auf ihn konzentriere -, bleibt unklar. Vier Monate später ist aber sicher: Vezenkov hat sein Niveau gehalten. Und Olympiakos geht auch wegen ihm als Hauptrunden-Erster in die Play-offs gegen Fenerbahce.

Beweglich, clever - und schnell an der Dreierlinie

Was sind die Gründe, warum Vezenkov mit 17,6 Punkten Topscorer der Liga ist und außerdem mit 7,1 Rebounds (knapp hinter Mathias Lessort) und einem Effizienz-Topwert von 22,2 auftrumpft? Vezenkov ist kein spektakulärer Dunker, kein Ballhandler, der dribbelt oder durch explosive Drives zum Korb auffällt. Der auf Zypern geborene Bulgare, der auch die griechische Staatsbürgerschaft besitzt, ist schon alleine durch seine Position nicht per se derjenige Spieler, der in der Crunchtime der Zielspieler für Plays ist. Aber trotzdem schafft er immer wieder in entscheidenden Momenten Pass-Optionen für seine Mitspieler, um dann gekonnt abzuschließen.

MEHR ZUR PERSON

  • Aleksandar "Sasa" Vezenkov kam am 6. August 1995 in Nikosia auf Zypern zur Welt
  • Sein Vater war ebenfalls professioneller Baskebtallspieler.
  • Vezenkovs Familie hat Wurzeln in Nordmazedonien, er selbst besitzt die bulgarische, zyprische und griechische Staatsbürgerschaft.
  • Vezenkov begann in Nikosia mit dem Basketballspielen, wechselte dann nach Thessaloniki und entwickelte sich schnell zu einem Toptalent.
  • 2015 wechselte er zum Spitzenverein FC Barcelona, mit dem er erste Titel gewann.
  • 2018 wechselte er zu Olympiakos und steigerte sich dort über die Jahre, bis er in dieser Saison zum besten Spieler der Liga wurde.
  • Seine Draft-Rechte in der NBA halten momentan die Sacramento Kings.

Dabei hilft ihm seine großartige Antizipation und vor allem sein nahezu durchgehender Bewegungsdrang. Vezenkov stellt Blocks und bewegt sich im nächsten Moment schon so gekonnt hin oder weg vom Korb in den freien Raum, dass er den Ball quasi zwingend bekommen muss. Auch wenn er gar nicht in den laufenden Spielzug eingebunden ist, legt er Meter um Meter zurück, um sich für ein Anspiel zu positionieren oder beim Rebound mindestens den kürzesten Weg zum Ball zu haben. Dadurch muss der 27-Jährige für seine Punkte bemerkenswert selten ins Dribbling gehen. Zum Korb zieht er mit dem Ball in der Hand auch nur dann, wenn der Weg nicht allzu weit ist und ihn Thoams Walkup oder Kostas Sloukas in Szene setzen.

Da ist aber vor allem eine Fähigkeit, die Vezenkov so gefährlich macht: der schnelle Abschluss. Kaum ein anderer Spieler in der Euroleague kann den Ball an der Dreierlinie so schnell aufnehmen und direkt wieder abdrücken, selbst wenn er - wie es James auf Twitter öffentlich anmerkte - durch seine ständige Bewegung mal nicht freisteht. Seine Quote von 39,8 Prozent rutschte gegen Ende nochmal etwas ab, lag ansonsten im Laufe der Saison konstant um die 45 Prozent.

Was nicht klappt, wird aufgearbeitet. Er versuche, jedes Spiel nochmal anzuschauen und festzustellen, was schief gelaufen ist, verriet er kürzlich dem Sender "Sport Klub": "Ich sehe gerne meine Fehler und verbessere mich."

Schnell auch unter Bedrängnis: Sasa Vezenkov.

Der Mann mit dem schnellen Wurf: Sasa Vezenkov (M.). IMAGO/ZUMA Press

Vezenkov in die NBA? "Natürlich ist es ein Traum für jeden"

Natürlich hat seine Entwicklung und die Mischung aus intelligenter, konstanter Bewegung, Antizipation und eiskaltem Finish längst dazu geführt, dass Vezenkov nicht zum ersten Mal mit der NBA in Verbindung gebracht wird. Da überraschte die Nachricht zwar, als Olympiakos Anfang des Jahres die Vertragsverlängerung mit dem Forward bis 2024 bekannt gab. Allerdings soll der neue Kontrakt nicht nur höhere Bezüge vorsehen (von 1,5 Millionen Euro statt 900.000 Euro ist die Rede) - auch eine Ausstiegsklausel für die NBA wurde fest verankert, wie das Fachportal "Eurohoops" vermeldete.

Die Rechte liegen momentan bei den Sacramento Kings, die im Sommer 2022 angeblich Interesse an einer Verpflichtung hatten - Vezenkov selbst soll es aber vorgezogen haben, in Europa zu bleiben. Dort hat er sich über die vergangenen Jahre konstant entwickelt und seine Quoten nach oben geschraubt. Der schon früh als Toptalent gehandelte 2,06-Meter-Mann hatte sein Debüt in der Euroleague noch für den FC Barcelona gegeben und sich anschließend vom Rollenspieler zum Leistungsträger in Piräus gemausert.

"Natürlich ist es ein Traum für jeden, der Basketball spielt", sagt er über seine NBA-Ambitionen, schiebt das Thema ansonsten aber weit weg - es wartet erstmal die herausfordernde Serie gegen Fenerbahce. "In diesem Moment denke ich daran, mit Olympiakos das Final Four zu erreichen, sonst nichts. Ich möchte dabei sein in Kaunas (Austragungsort von Halbfinale und Endspiel, Anm. d. Red.). Das ist alles, woran ich denke."

Frederik Paulus