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EURO 2024 - das Milliardenturnier

Rekordeinnahmen werden erwartet

EURO 2024 - das Milliardenturnier

Um diesen Pokal geht es bei der EURO 2024 - und um sehr viel Geld.

Um diesen Pokal geht es bei der EURO 2024 - und um sehr viel Geld. IMAGO/Nordphoto

Wenn alles nach Plan läuft, dann wird die am 14. Juni beginnende Europameisterschaft in Deutschland als erstes Kontinentalturnier die Einnahmemarke von zwei Milliarden Euro knacken, und das sogar ziemlich deutlich. So zumindest hat es die UEFA in ihren Budgets für die Saison 2023/24 eingeplant (Grafik 1). Konkret sind 2,409 Milliarden Euro veranschlagt, die die EM in die Kassen spülen soll. Die Zahlen sind auch Zeugnis der Kommerzialisierung des Fußballs. Verglichen beispielsweise mit dem Turnier 1992 in Schweden, aus dem Dänemark als Sensationssieger hervorging, sprechen wir beinahe vom Faktor 59 - alles unter dem Vorbehalt, dass die Finanzpläne aufgehen.

Wobei es momentan keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass dies nicht der Fall sein sollte. "Die Prognosen entwickeln sich sehr gut und entlang des veranschlagten Budgets", heißt es bei der EURO 2024 GmbH, einem Joint Venture der beiden Veranstalter DFB und UEFA. Vor allem bei den Medienrechten ist den Vermarktern noch mal ein Sprung gelungen von 1,13 auf 1,44 Milliarden Euro gegenüber der EURO 2020, die bekanntlich wegen der Corona-Pandemie erst 2021 ausgetragen werden konnte. Auch in Sachen Ticketing (von 148,9 auf 300 Millionen Euro) und Hospitality (77,3 auf 100 Millionen Euro) ist das Wachstum kräftig.

Große Nachfrage nach EM-Tickets

Planzahlen, alle Angaben in 1000 Euro

Aus dem UEFA-Budget 2023/24: die Planzahlen zur EURO 2024 (alle Angaben in 1000 Euro). kicker

Auch in diesen Bereichen scheinen die Pläne aufzugehen. "Wir sind mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden! Alle Tickets, die in den zwei Verkaufsphasen für Fans weltweit im Oktober 2023 und anschließend für die Fans der qualifizierten Mannschaften im Dezember nach der Auslosung zur Verfügung standen, wurden verkauft", heißt es auf Nachfrage bei der GmbH. Auf knapp 2,2 Millionen Tickets im öffentlichen Verkauf kamen über 50 Millionen Anfragen.

Seit 2. Mai sind die Rest-Tickets im Verkauf, die von Fans über die Wiederverkaufsplattform angeboten werden, sowie Karten, die sich aus der finalen Konfiguration der Tribünen und Stadionsitze ergeben. Der Run ist erneut groß. Danach gibt es noch die reservierten Tickets für die Fans der qualifizierten Teams in der K.-o.-Phase.

Auch in Sachen Hospitality gibt man sich zufrieden bei den Veranstaltern. Lediglich für ausgewählte Partien gebe es noch die Chance Packages zu erwerben - für ausgewählte Spiele, beispielsweise in der Gruppenphase in München.

Überschuss von 1,76 Milliarden Euro erwartet

In den Berechnungen der UEFA steht am Ende ein satter Überschuss von 1,76 Milliarden Euro - was auch daran liegt, dass die Turnierkosten im Vergleich zur organisatorisch enorm aufwendigen paneuropäischen EM von 703,9 auf 645,5 Mio. Euro zurückgehen sollen.

Davon gehen natürlich noch die Prämien- und Solidaritätszahlungen ab. Wie 2021 wandern 331 Mio. an die teilnehmenden Nationen, die Abstellungsgebühren sind von 200 auf 240 Mio. Euro angehoben worden. Der größte Batzen, 1,19 Milliarden Euro, landet im europäischen Fußball. Hiervon wiederum findet sich das Gros von 935 Millionen Euro, die zwischen 2024 und 2028 ausgeschüttet werden, im sogenannten Hattrick-Programm, das im letzten Vierjahreszyklus "nur" 775,5 Millionen Euro schwer war.

Konkret mit dem Hattrick-Programm finanziert werden verschiedene Maßnahmen wie der Bau von Fußballinfrastruktur, die Umsetzung von UEFA-Standards und -Initiativen im Kampf gegen Spielmanipulationen, Trainerwesen, Klublizenzierung, Nachwuchsförderung, Breiten- und Frauenfußball, Good Governance, Schiedsrichterwesen und soziale Verantwortung. Beim DFB selbst landet die Veranstalter-Pauschale der UEFA von 15 Millionen Euro. Zudem können sich die Einnahmen durch einen "Performance Bonus" der Konföderation um weitere zehn Millionen Euro erhöhen.

Turnier-Einnahmen im Vergleich

Die Einnahmen der EM-Turniere im Vergleich. kicker

Kritikpunkt Steuern

Kritik allerdings gibt es immer wieder am Thema Steuern bei Sportgroßveranstaltungen. Das ist auch diesmal der Fall. Laut Spiegel kosten Fanfeste, Werbung und Stadionumbauten die öffentliche Hand rund 400 Millionen Euro. Dazu kommen neben steuerlichen Freistellungen erhebliche Sicherheitskosten von etwa 150 Millionen Euro, wobei diese dem Bericht zufolge schwer kalkulierbar seien, was angesichts in den vergangenen Monaten offenkundig gestiegener Anschlagsgefahren nachvollziehbar wirkt.

Der Berliner Sportsoziologe Prof. Dr. Gunter Gebauer sprach gegenüber dem Nachrichtenmagazin von einer Form der milden Erpressung, die die Großverbände schon seit Jahren anwenden. Andere sehen das Turnier neben dem sportlichen Aspekt als Chance, sich wie bei der WM 2006 als freundlicher Gastgeber zu präsentieren - man darf gespannt sein, wie dies in der aktuell politisch doch heiklen und aufgeladenen Lage gelingen mag. Beim "Sommermärchen" 2006 war die Welt schließlich noch eine ganz andere. Zumindest die Zahlen aus Sicht der Turnierveranstalter aber stimmen fürs Erste.

Benni Hofmann