Regionalliga

Regionalliga Nordost: Empörung über Neonazi-Trauerbekundung in Chemnitz

NOFV denkt über Vorermittlungen nach - Geldstrafe gegen Frahn

Empörung über Neonazi-Trauerbekundung in Chemnitz

Szene aus dem Spiel des CFC gegen Altglienicke.

Szene aus dem Spiel des CFC gegen Altglienicke. imago

Vor dem 4:4 des Drittliga-Absteigers gegen die VSG Altglienicke war ein Porträt des Verstorbenen auf der Video-Leinwand eingeblendet worden, in der Südkurve des Stadions wurden ein Kreuz und ein Transparent ausgerollt. Die schwarz gekleideten Fans in der Südkurve zündeten zudem eine Pyro-Show in Rot und Weiß. In einer Rede des Stadionsprechers wurden die Verdienste Hallers für den Verein gewürdigt, bestätigten Anwesende einen Bericht des MDR.

Der Chemnitzer FC erklärte dazu, dass die Möglichkeit gemeinsame Trauer zu ermöglichen, keine Würdigung des Lebensinhalts darstelle. "Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren", heißt es in der Stellungnahme. Thomas "Tommy" Haller war Anfang der 1990er-Jahre Mitbegründer der Organisation "HooNaRa" (Hooligans-Nazis-Rassisten), die sich 2007 auflöste. Er leitete bis 2006 zudem den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC.

Chemnitzer FC - Vereinsdaten
Chemnitzer FC

Gründungsdatum

15.01.1966

Vereinsfarben

Himmelblau-Weiß

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Frahns T-Shirt-Jubel hat Folgen

CFC-Spieler Daniel Frahn hielt bei einem Torjubel ein schwarzes T-Shirt hoch, das die Aufschrift "Support your local Hools" (Unterstütze deine lokalen Hooligans) trug. Der Verein sprach deshalb eine Geldstrafe gegen Frahn aus. Dies teilte der Verein dem 31-Jährigen am Sonntagmorgen in einem persönlichen Gespräch mit. "Dass ein Spieler während eines Spiels Botschaften egal welcher Art verbreitet und diese nicht vorher mit den Verantwortlichen des CFC bespricht, ist für uns nicht hinnehmbar", verdeutlichte CFC-Sportvorstand Thomas Sobotzik.

Der Angreifer habe die Möglichkeit, diese Geldstrafe mittels einer Spende von Sport-Utensilien an eine wohltätige Organisation in Chemnitz zu leisten. "Es tut mir leid, dass ich dem Verein mit meiner Art der Beileidsbekundung an die Hinterbliebenen Schaden zugefügt habe", ließ der ehemalige Leipziger Frahn wissen. Dafür habe er sich am Sonntag bei den Verantwortlichen des CFC sowie seinen Mannschaftskameraden entschuldigt.

Uhlig tritt von allen Ämtern zurück

Der Viertligist unterstrich am Sonntag, dass es "keine offizielle Trauerbekundung" für den verstorbenen Haller gewesen sei. Der Verein habe "im Rahmen des Ablaufs des Stadionprogramms den CFC-Fans und Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen Trauer" eingeräumt.

Als direkte Folge der Ereignisse trat der kaufmännische Geschäftsführer der Fußball GmbH und Vorstand des Chemnitzer FC e.V., Thomas Uhlig, mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern zurück. Der 46-Jährige informierte die Vereinsführung am Sonntagmittag über seinen Entschluss. "Um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten, habe ich die Entscheidung getroffen mit sofortiger Wirkung alle Ämter niederzulegen. In meiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer und Veranstaltungsleiter trage ich die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen", erklärte Uhlig.

NOFV denkt über Ermittlungen nach

Frahn droht unterdessen auch eine Bestrafung durch den Verband. Denn NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs sagte dem kicker: "Es gab beim Spiel mindestens einen Vorfall, der nicht zu einem Regionalliga-Spiel gehört. Es ist denkbar, dass das Sportgericht des NOFV mit Vorermittlungen beauftragt wird mit der Möglichkeit eines folgenden Sportgerichtverfahrens." Der CFC hatte den NOFV bereits inoffiziell über die Vorkommnisse informiert, am Montag wird dann auch der Spielbericht des Schiedsrichters gesichtet und über das weitere Vorgehen beraten.

Ethik-Kodex des DFB pro Respekt und Vielfalt

In seinem Ethik-Kodex spricht sich der Deutsche Fußball-Bund unter 2.1 für Respekt und Vielfalt aus. "Im Fußball spiegeln sich die Vielfalt der Gesellschaft, der Sprachen, Kulturen und Lebensweisen wider", heißt es in dem im November 2016 verabschiedeten Papier. "Wir achten und fördern diese Vielfalt auf und abseits des Platzes und dulden keine Diskriminierungen, Belästigungen oder Beleidigungen, sei es aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Hautfarbe, Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Orientierung." Der DFB trete rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie gewalttätigen, diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entschieden entgegen.

pak/rei/aho