WM

"El Maracanazo"

WM-Helden: Juan A. Schiaffino, Uruguay

"El Maracanazo"

Ein Idol auch bei Milan: So wie hier in voller Aktion liebten die "Rossoneri" ihren "Pepe" (re.).

Ein Idol auch bei Milan: So wie hier in voller Aktion liebten die "Rossoneri" ihren "Pepe" (re.). imago

Nachdem er in der Vorrundenbegegnung gegen Bolivien bereits vier Tore beim 8:0-Sieg erzielt hatte, kam am 16. Juli 1950 Schiaffinos großer Tag. Mit schier unglaublicher Geschwindigkeit schoss "Pepe" eines der berühmtesten Tore der Fußballgeschichte und löste damit eine Sensation aus. Seitdem wird er von seinen Fans in Anspielung auf den Ort dieses Fußballwunders, dem Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, "El Maracanazo" genannt.

Stummes Staunen nach Schiaffinos Schuss

An diesem Abend war in Brasiliens Metropole eigentlich alles für eine brasilianische Party gerichtet. Fast 200.000 Zuschauer im bis auf den letzten Platz gefüllten Maracana-Stadion wollten den als sicher geltenden WM-Sieg der "Selecao" feiern. Und tatsächlich führte Gastgeber Brasilien in der zweiten Hälfte durch einen Treffer von Friaca.

WM-Held Juan A. Schiaffino

Aber dann tauchte Schiaffino aus dem Nichts auf, erlief einen Pass von Alcides Ghiggia, erzielte mit einem wunderschönen Schuss den 1:1-Ausgleich (66.) und versetzte damit das komplette Stadion in stummes Staunen. Nur fünf Minuten später war es Ghiggia selbst, der den heutigen fünfmaligen Titelträger Brasilien in ein Tal der Tränen stürzte und die "Urus" zu ihrem zweiten Triumph schoss.

Spielplan

Dem in Uruguay als Nationalheld verehrten Mittelstürmer Schiaffino, dessen Pass-Spiel außergewöhnlich war, gelang der Durchbruch als Profi bei Penarol bereits mit 18 Jahren. Mit Penarol holte er sechs Meisterschaften. Dank seiner Übersicht, seiner überragenden Schnelligkeit und seinem harten Schuss wurde er in das Nationalteam berufen, wo er mit 20 Jahren sein internationales Debüt gegen Argentinien im Südamerika-Cup gab, den Uruguay gewann.

1954: Endstation Ungarn in der Schweiz

Schiaffino nahm vier Jahre nach seinem größten Triumph wieder an einer Weltmeisterschaft teil. 1954 in der Schweiz war Schiaffino wiederum Schlüsselspieler, der Uruguays Team bis ins Halbfinale führte, wo es gegen Ungarn unglücklich unterlag (2:4 n. V.).

Weltrekordablösesumme für Schiaffino

Im selben Jahr wechselte er für eine damalige Weltrekordablösesumme von 72.000 englischen Pfund zum italienischen Traditionsklub AC Milan. Mit den Lombarden gewann er drei Meistertitel und zog 1958 bis in das Europacupfinale der Landesmeister ein, das mit 2:3 n.V. denkbar knapp gegen Real Madrid verloren wurde. Der AC Milan wählte ihn später zu den 10 besten Spielern in der Historie des Vereins.

Schiaffino, der italienische Wurzeln besaß, bestritt auch vier Qualifikationsspiele für Italien, das sich jedoch nicht für die Weltmeisterschaft 1958 qualifizieren konnte. Nach einer kurzen Station beim AS Rom beendete "Pepe" 1962 seine aktive Laufbahn.

1976 kehrte Schiaffino als Manager bei Penarol auf die Fußballbühne zurück und wurde später kurz Trainer der uruguayischen Nationalelf. 2002 verstarb er im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt Montevideo.