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Dual Sense Edge: Sonys 240-Euro-Controller im Test

Tolle Technik, pompöser Preis

Dual Sense Edge: Sonys 240-Euro-Controller im Test

Rechtfertigt der Dual Sense Edge seinen stolzen Preis?

Rechtfertigt der Dual Sense Edge seinen stolzen Preis? Sony

240 Euro. Beim ersten Blick auf das Preisschild des Dual Sense Edge dürfte der ein oder andere Gamer geschluckt haben. Entsprechend wertig wirkt der Controller aber auch beim ersten Auspacken. Form und Funktion gehen schon Hand in Hand, bevor man das Pad überhaupt in selbiger hält: So dient die Tasche des Controllers für die PlayStation 5 auch als Ladestation für Sonys neustes Premium-Peripheriegerät.

Was bekommt man für sein Geld?

Zusätzlich zur guten Haptik, die eine Gripbeschichtung verbessert, gibt es umfangreiche Software und einiges an Zubehör und Extras. Backpaddles fügen dem Pad zwei zusätzliche Tasten hinzu, austauschbare Sticks sorgen für Individualisierung. Außerdem springen sofort die beiden Funktionstasten unter den Sticks in die Augen, die Schnellzugriffe und grundlegende Einstellungen während des laufenden Spiels ermöglichen.

Dual Sense Edge Lieferumfang

Der Lieferumgang des Dual Sense Edge. Sony

Einmal in Betrieb genommen, glänzt die Software des Dual Sense Edge zunächst mit einer intuitiv gestalteten Einführung. Die umfangreichen Funktionen werden anschaulich erklärt und verständlich vermittelt. Aufgrund der zahlreichen softwareseitigen Einstellungsmöglichkeiten ein gelungener Einstieg. 

Software glänzt durch Intuition und Freiheiten

Anschließend lässt sich fast alles konfigurieren, was es gibt. Die Empfindlichkeit der Trigger kann stufenlos auf einer Skala von 0 bis 100 verstellt werden, dafür geht gegebenenfalls deren adaptive Funktion verloren. Diese soll die Immersion erhöhen, indem die Trigger beispielsweise bei sinkender Ausdauer des gesteuerten Charakters schwerer zu drücken sind.

Verschiedene Empfindlichkeitskurven und die Deadzone lassen Eingaben der Sticks früher oder später greifen. Auffällig ist der Gestaltungsfreiraum. Nicht nur lassen sich die zwei Extratasten auf der Controller-Unterseite frei belegen, es kann jeder Eingabeknopf nach Belieben vergeben werden. Ein Feature, das nicht nur Freiheiten gewährt, sondern auch eingeschränkten Gamern ein Stück Inklusion bieten könnte, bis "Project Leonardo" erscheint. 

Dual Sense Edge Trigger-Einstellungen

Die Empfindlichkeit der Trigger lässt sich stufenlos verstellen. Sony

Natürlich hat jeder User hier eigene Vorlieben. Dies fängt Sony ab, indem drei Benutzerprofile gleichzeitig bereitgestellt werden können. Zwischen diesen kann während des laufenden Spiels über die Funktionstasten gewechselt werden. Komfortabel ist, dass die Profile auf der PlayStation selbst gespeichert werden. Ist das Limit der drei gleichzeitig schnell verfügbaren Profile erreicht, lässt sich ein nicht benötigtes Profil aus dem Schnellzugriff entfernen und durch das gewünschte ersetzen.

Physische Konfigurationen nur beschränkt möglich

Schade ist bei all den Konfigurationen, dass es sie kaum hardwareseitig gibt. Am Controller selbst lassen sich lediglich die Stickkappen tauschen, die zusätzlichen Tasten an der Rückseite anbringen und der dreistufigen Triggerstop einstellen. Dies hat zur Folge, dass die im Menü vorgenommenen Einstellungen sich nicht immer im haptischen Verhalten des Pads widerspiegeln. Hier bieten Konkurrenzprodukte von Microsoft, Scuff oder Aimcontroller mehr Möglichkeiten, beispielsweise das Anziehen des Stickwiderstands. 

Dual Sense Edge Stick-Einstellungen

Bei den Stickeinstellungen sorgen Deadzone-Anpassung und Empfindlichkeitskurven für Präzision. Sony

So auch bei den Extratasten, die mitgeliefert werden. Diese liegen beim Dual Sense Edge gut am Controller an, lassen sich leicht anbringen sowie entfernen und haben einen wunderbaren Druckpunkt. Löblich ist auch, dass zusätzlich zu den klassischen flügelartigen Backpaddles kleinere Alternativen beiliegen. Allerdings ist es gegenüber anderen Pads, die vier solcher Tasten erlauben, nur möglich, zwei Steuerelemente zu verwenden.

Gelungenes Spielgefühl trotz kleinerer Versäumnisse

Ebenso gibt es ein Versäumnis in Sachen Sticks: Bei den Stickkappen stehen nur verschiedene Längen zur Auswahl. Zwar unterscheidet sich die Form der Extrapaare von der Standardform der PlayStation-Sticks, aber in die tendenziell "falsche" Richtung: Sie sind nämlich konvex, also nach außen gewölbt. Komplett konkave Sticks, die etwas mehr Kontrolle geben und die es beispielsweise bei der Xbox gibt, sind nicht vorhanden. Hier wäre zumindest ein Alternativangebot wünschenswert gewesen.

Trotzdem ist das Spielgefühl mit dem Dual Sense Edge gut und die Extras gegenüber dem klassischen PS5-Pad sind sinnvoll. Die Backpaddles erlauben es beispielsweise, eine Karte zu öffnen, ohne die Sticks loslassen zu müssen. Die Funktionstasten machen es möglich, im laufenden Spiel in sekundenschnelle Steuerungen zu wechseln oder die Lautstärken von Sprachchat und Spiel zu ändern, ohne die Einstellungen öffnen zu müssen. Die Gripbeschichtung an der Unterseite sorgt für guten Halt und hätte es gerne auf weitere Teile des Controllers schaffen dürfen. 

Dual Sense Edge Tastenbelegung

Die Belegung der Tasten ist auf dem Dual Sense Edge frei konfigurierbar. Sony

Akkulaufzeit und Preis schlagen aufs Gemüt

Allerdings gibt es ein ganz großes Problem: Der Spielspaß ist ohne das mitgelieferte Kabel in Überlänge schnell wieder vorbei. Zu schnell. Gegenüber dem kleinen Bruder hat der Dual Sense Edge in Sachen Akkulaufzeit nämlich klar das Nachsehen. Circa 45 Minuten früher ging die Anzeige des Ladestands von drei auf zwei Striche zurück. Aufgrund der deutlich umfassenderen Funktionsweisen nachvollziehbar, ist dies trotzdem ein massiver Kritikpunkt - besonders in Anbetracht des üppigen Preises von 239,99 Euro. 

Dieser stellt den zweiten großen Knackpunkt des neuen Premium-Controllers der PlayStation 5 dar. Vergleichen wir beispielsweise das Microsoft-Äquivalent, den Elite Controller, landen wir in den hauseigenen Shops bei satten 100 Euro Preisunterschied. Und das, obwohl der Elite Controller sich im Lieferumfang kaum von dem Dual Sense Edge unterscheidet und in Sachen physischer Konfigurationsmöglichkeiten funktioneller und optischer Art sogar mehr Freiheiten bietet. Beispielsweise ein austauschbares Steuerkreuz, vier Backpaddles oder Anpassung der Stickwiderstände.

Fazit

Abschließend ist festzuhalten, dass es sich beim Dual Sense Edge um einen guten Controller handelt. Die Software bietet zahlreiche sinnvolle Konfigurationsmöglichkeiten und ist sehr benutzerfreundlich ins eigene Betriebssystem eingebunden. Die Haptik ist ebenso gelungen, die Upgrades greifen, das Spielgefühl ist toll. Allerdings ist das alles in Anbetracht der Akkulaufzeit und des Preises im wahrsten Sinne des Wortes teuer erkauft. Hier zeigen Konkurrent Microsoft, aber auch Drittanbieter wie beispielsweise Scuff, dass es noch Luft nach oben gibt. Setzt Sony hier an und nimmt ein paar Verbesserungen vor, gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Aktuell sollte man sich die Investition aber sehr genau überlegen.

Hinweis: Bei dem getesteten Gerät handelte es sich um ein Rezensionsexemplar des Dual Sense Edge mit Pre-Launch-Zugang.

mja