Bundesliga

Dortmunds Bosse: Alles im Griff - auf dem sinkenden Schiff?

Kommentar von Thomas Hennecke

Dortmunds Bosse: Alles im Griff - auf dem sinkenden Schiff?

Die Basis begehrt auf. Gegen das verschwenderische Geschäftsgebahren der Bosse. Gegen deren nebulöse Informationspolitik, die auf hartnäckige Nachfragen nur eine Antwort bereithält: Wir haben alles im Griff.

Auf dem sinkenden Schiff?

Die seit Beginn dieser Woche kursierenden Spekulationen um einen möglichen Verkauf von Torsten Frings an den FC Bayern erregen die Anhänger fast noch mehr als sämtliche Hiobsbotschaften zuvor. Dass Manager Michael Meier alle Meldungen über Frings als "heiße Luft" abtut, den dynamischen Dampfmacher aber gleichzeitig "kein Heiligtum" nennt, lässt aufhorchen. Längst hat sich in der Fanszene der schmerzhafte Eindruck verdichtet, dass ihre Lieblinge in Handelsvertreter-Manier bei anderen Klubs angepriesen werden. Entsprechend misstrauisch beäugen sie das Treiben ihres Vereins. Hardliner, die sturmerprobt stramm Kurs hielten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, schwenken um.

Stefan ten Doornkaat, der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, kann sich schon lange keinen Reim mehr auf die geschäftlichen Transaktionen in Dortmund machen. Er will eine Sonderprüfung der zuletzt veröffentlichten Bilanz beantragen, unabhängige Gutachter sollen dieses Dokument sezieren. Manchem Unternehmer, dem die Steuerprüfung einen Besuch abstattet, soll deshalb schon das Herz in die Hose gerutscht sein.

Ten Doornkaats Initiative belegt, dass sich niemand mehr ein X für ein U vormachen lassen will. Die ganze Wahrheit soll auf den Tisch. Ungeschminkt. Schonungslos. Dass ein einziger Unglücksfall, das Verpassen der Champions League, als Erklärung für alle Turbulenzen herhalten soll, kauft Dr. Gerd Niebaum und Meier niemand mehr ab. Auch wenn die Fußball-Arithmetik zuweilen eine andere ist, als die in der Schule erlernte: Selbst mit den 33,7 Millionen Euro, die vorige Saison in die Kasse von Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund sprudelten, hätte der Verein in der laufenden Serie die Gewinnzone nicht annähernd erreicht.

Acht Wochen sind verstrichen, seitdem die Öffentlichkeit von explodierenden Kosten und tiefroten Zahlen erfuhr. Überzeugende Sanierungskonzepte fehlen weiter. Die Kostenreduzierung von bis 20 Millionen Euro, die Niebaum gegenüber dem Handelsblatt ankündigte, drückt einen eher zurückhaltenden Sparwillen aus. Echtes Krisenmanagement sieht anders aus.

Thomas Hennecke